Soziale Medien im Museum
Nah bei den Menschen

Sammeln, bewahren, forschen, bilden – das waren bislang die klassischen Aufgaben des Museums. Heute warten neue Herausforderungen auf die Kulturinstitutionen. Museen müssen sich auf den demografischen Wandel und die veränderten Sehgewohnheiten im Digitalzeitalter einstellen. Dabei spielt die Sichtbarkeit eines Museums in der Informationsflut eine entscheidende Rolle. Und die Frage, ob es einen bleibenden Eindruck im Netz hinterlässt.
Das Bedürfnis wächst, auch im Netz mit dem Lieblingsmuseum in Kontakt treten zu können. Eine erfolgreiche Kommunikation in den sozialen Netzwerken ist aber nur mit einer klugen Digitalstrategie zu erreichen. Das Städel Museum in Frankfurt betont die Chancen eines uneingeschränkten Zugangs für alle im digitalen Raum. Die zeitgenössisch orientierte Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen in Düsseldorf arbeitet daran, dem Besucher über die aktuellen technischen Möglichkeiten einen individualisierten Zugang zu den Kunstwerken anzubieten. Zögernd noch, aber immer öfter werden Stellen an Museen eingerichtet, die sich ausschließlich mit dem digitalen Auftritt des Hauses beschäftigen.
Sender und Empfänger
Wo mischt man mit? Diese Frage ist nicht einfach zu beantworten, da es für jede Plattform eigene Gesetzmäßigkeiten gibt. Und die Erreichbarkeit der Zielgruppen lässt sich auch nicht auf einfache Formeln herunterbrechen.
Beim Microblogging-Netzwerk Twitter werden Museen mit verstärkter Interaktion belohnt. Wenn sie die Echtzeitkommunikation beherrschen, können sie vor allem bei international angelegten Aktionen wie oder #askacurator ihre Inhalte einem breiten Publikum präsentieren und mit ihm ins Gespräch kommen.
Teilen und Teilhabe
Sinnvoll in jeder Hinsicht ist es, online und offline zu verbinden. Hier können Museen eine treue Gefolgschaft aufbauen, die im Netz aber auch analog als Botschafter des Hauses agiert. Zahlreiche Begegnungen zum Beispiel bei Tweetups, persönlichen Treffen von Twitterern, haben das bewiesen. Das Städel Museum hatte am Social-Media-Abend anlässlich seines 200. Jubiläums 120 Teilnehmer vor Ort erreicht, insgesamt aber ein Vielfaches darüber hinaus an Menschen im Netz. Museen verwalten als Hüter auratischer Werke und meist außergewöhnlicher Architekturen wertvolle Bildmotive. Indem sie sogenannten Influencern, also Social-Media-Bloggern mit großer Reichweite, Zugang zu diesen Motiven ermöglichen, beispielsweise über exklusive „Photo Walks“, nehmen sie die wachsende Gemeinschaft der Fotografie-Plattform Instagram für sich ein. Wer dort beispielsweise nach den Schlagworten #artwatchers oder #emptymuseum sucht, bekommt schnell Lust auf einen Museumsbesuch.Interaktion
Der Medienwandel bringt nicht nur neue Voraussetzungen dafür, wie sich ein Museum nach außen zeigen sollte. Auch die Erwartungshaltungen der Besucher verändern sich. Denn heute ist jeder in der Lage, eigene Inhalte zu produzieren und möchte davon auch ausgiebig Gebrauch machen. In den sozialen Netzwerken zählt vor allem die Interaktion. Mit einfachen Worten ausgedrückt, stellt sich das Web 2.0 gerne als „Mitmach-Web“ vor. Hier geht es um mehr, als nur den Like-Button zu drücken.
Mini-Storytelling für jedermann
Es müssen aber nicht immer große Projekte sein. Auch mit kleinen Impulsen kann User Generated Content, also vom Nutzer erstellter Inhalt, angeregt werden. So hat das Museum Schloss Moyland mit der Aktion #beuysheute viele Fans des Künstlers motiviert, eigene Gedanken zu seinem Todestag beizusteuern und so die Erinnerung an ihn im Netz sichtbar gemacht.
