Theater Kolpert

Kolpert Manu Tasca

Samstags um 20 Uhr, sonntags um 19 Uhr

Teatro Municipal Ziembinski

Der Text des deutschen Dramatikers nimmt Bezug auf Klassiker von Alfred Hitchcock und Tarantino

Das Stück “Herr Kolpert” des deutschen Dramatikers David Gieselmann ist nicht nur eine Satire auf die Gier nach Gewalt, die in vielen zeitgenössischen Filme zu sehen ist, sondern auch auf überraschende Art selbst davon durchsetzt. Das brillante Stück, das vom ebenfalls deutschen Ole Erdmann inszeniert wird, ist ab Sonntag, dem 8. April, im Teatro Municipal Ziembinski zu sehen. Der Ausgangspunkt ist raffiniert: Ralf und Sarah sind ein junges Paar, das cool, intelligent und seltsam ist und in einem elegant spartanischen Apartment lebt. Das bemerkenswerteste Objekt in der Wohnung ist eine große Truhe, die zum Zentrum der Handlung wird. Ralf und Sarah spielen mit dem aggressiven Architekten Bastian und seiner schüchternen Frau Edith. Um die Gäste zu schockieren und die Langeweile zu vertreiben, behaupten sie, dass der Körper von Herrn Kolpert, dem Kollegen von Sarah und Edith, sich in der Truhe befindet. Sind sie naive Witzbolde oder brutale Mörder?
 
Es wäre unrecht, mehr über den Inhalt zu sagen. Die Sprache ist realistisch und gleichzeitig postmodern: sie spielt mit der Spannung und bietet eine breite Palette an kulturellen Anspielungen. Die Truhe ist eine direkte Anspielung an den Film „Cocktail für eine Leiche“ von Alfred Hitchcock. Gäste zu unterhalten ist eine übernommene Idee aus „Wer hat Angst vor Virginia Woolf?“ von Edward Albee. Und mit dem Fortschreiten der Handlung wirft “Pulp Fiction” von Tarantino seine blutgetränkten Schatten auf das Geschehen. Aber Gieselmann ist mit seinem Wissen um Kultiges nicht nur ein Hipster. In Wirklichkeit ist er ein besorgter Moralist: er teilt uns mit, dass in Deutschland und anderen Orten der Welt eine urbane Langeweile und eine tödliche Abwesenheit von Emotion herrscht, die Menschen zu extremen Handlungen treibt, um verschüttete Sensationen und Emotionen zu entdecken.

INHALT
Ein cooles Paar empfängt in ihrem Apartment Arbeitskollegen. Es sollte ein Abendessen geben. Kein Essen wurde bereitet. Ein aggressiver Mann und eine scheinheilige Frau befinden sich nun im Wohnzimmer des gewieften Paares, das mit spöttischem Lachen erklärt, der nervige Arbeitskollege der Frauen sei tot und befinde sich in der Truhe hinter ihnen.
 
VERANSTALUTUNGSINFORMATIONEN
Spielzeit von “Herr Kolpert“
8., 14., 15., 22. und 29. April
Samstags um 20 Uhr, sonntags um 19 Uhr.
Teatro Municipal Ziembinski
Rua Urbâno Duarte, 30, Tijuca
Eintritt: R$ 40 (Erwachsene) und R$ 20 (ermäßigt).
Frei ab 18 Jahren
Dauer: 90 Minuten
 
STAB
Regie: Ole Erdmann
Produktion: Manu Allegro
Licht: Wladmir Alves
Kostüme: Clarice Rito
Bühnenbild: Ole Erdmann
Besetzung: Antonio Pina, Juliana Gandolfi Schmitz, Lucas De Casttelo, Nara Parolini, Pedro Florim
 
 
ÜBER DEN AUTOR
David Gieselmann wurde 1972 in Köln geboren, studierte von 1994 bis 1998 Szenisches Schreiben an der Hochschule der Künste in Berlin. 1999 nahm Gieselmann an einem Residenz-Programm des Londoner Royal Court Theatre teil, wo 2000 sein von der TIMES und THE GUARDIAN gefeiertes Stück „Herr Kolpert“ uraufgeführt wurde. Die deutsche Erstaufführung fand im selben Jahr in Berlin auf der Schaubühne am Lehniner Platz statt. Es folgten die Stücke „Quarantäne“ (2000) und die Adaptation von Marlowes „Edward II.: König Bube Dame“ (2001); die Auftragsarbeit „Frühstück“ wurde 2003 am Schauspiel Hannover uraufgeführt und sein Stück „Die Plantage“ (2006) in Magdeburg. David Gieselmann lebt in Hamburg.

ÜBER DEN REGISSEUR
Erdmann arbeitete mit einigen der wichtigsten und polemischsten deutschen Theaterregisseuren der Postmoderne, darunter Frank Castorf, Christoph Schlingensief und Dimiter Gotscheff.
 
Er war Regisseur am Maxim-Gorki-Theater in Berlin, wo er Regie führte bei „Zurikow“ von Maxim Kurotschkin und „Philoktet“ von Heiner Müller nach Sophokles im Theater unterm Dach.
 
Erdmann kam 2003 auf Einladung des Sesc Copacabana mit der Unterstützung des Goethe-Instituts nach Brasilien, um das Stück „Vidas inúteis“ [„Unnütze Leben“], einer Adaptation von Texten von Anton Tschechow, aufzuführen. 2005 kam er zurück, um Regie zu führen beim Stück „Die dritte Generation“ von R.W. Fassbinder, ebenfalls am Sesc Copacabana.
 
Er führte Regie bei verschiedenen Stücken in Rio de Janeiro, darunter „Germania 3“ von Heiner Müller im Teatro Ziembinski, „Fräulein Julie“ von August Strindberg im Teatro Clara Machado und „Vorher/Nachher“ von Roland Schimmelpfennig im Teatro Gláucio Gil. Zurzeit ist er mit UND JETZT: DIE WELT von Sibylle Berg im CENTRO CULTURAL MUNICIPAL PARQUE DAS RUÍNAS in Santa Teresa zu sehen.

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