FLIP:FLUP FLIP:FLUP - Die Begegnung der Literaturfestivals

FLUP © Flup

Mo, 15.07.2019

10:00 Uhr – 20:00 Uhr

Museu de Arte do Rio - MAR

Kunst, Aktion und antikoloniales Denken

Seit 2012 bringt FLIP:FLUP einen Teil des Internationalen Literaturfestivals von Paraty nach Rio de Janeiro und weitert die Dikussion für einen zusätzlichen Begegnungstag aus. Die Initiative wird von den europäischen Kulturinstituen der EUNIC unterstützt, darunter das Goethe-Instituts und die Frankfurter Buchmesse. In diesem Jahr wird das Thema "Kunst, Aktion und anti-koloniales Denken" die Dikussionstische bestimmen, sowie die Runde von der portugiesischen bildenden Künstlerin und feministischer Referenz, Grada Kilomba, und der Journalistin Flavia Oliveira, unter Moderation der Schriftstellerin und Journalistin Ana Paula Lisboa ("Anastacias redivivas - Shcwarzer Feminismus im Zentrum des Sturms" - 18.30 Uhr).

Vorher wird es eine Begegnung der Dramatikerin Grace Passô, der deutschen Bestseller Romanautorin Nina George und der Poetin Joelle Taylor, die Großbritannien im ersten Slam von FLIP vertrat, unter der Moderation von der Kuratorin Izabela Pucu. 

Der angolanische Kalaf Epalanga, Autor und Gründer der Band Buraka Som Sistema, kommt von Paraty für eine Begegnung zum Thema Musik und Kultur der Peripherien, mit Hermano Vianna und dem Musiker Quito Ribeiro, unter der Moderation von Julio Ludemir. 

Eröffnet wird der Tag mit einer Debatte über die Museen, Geschichte und Zivilisation, von einigen der führenden Experten weltweit: der Italiener Antonio Forcellino, Restaurator und Schriftstellerexperte der Renaissance; Juan Manuel Bonet, Direktor des Kunstzentrums Reina Sofia in Madrid; Jesper Stub Johnsen, Direktor des dänischen Nationalmuseums; und Mario Chagas, Direktor des Museums der Republik, unter Moderation von Evandro Salles, MAR-Direktor. 
 
Siehe das vollständige Programm:

10:00 Uhr - Anmeldung

Tisch 1: 10:30 – 12:30 Uhr – Katalog des Vergessens
Antonio Forcellino, Jesper Stub Johnsen, Juan Manuel Bonet und Mário Chagas
Moderiert von Evandro Salles Museen werden als heilige Stätte des Wissens dargestellt – sowohl im religiösen, kulturellen, wissenschaftlichen als auch im ökologischen Sinne. Jedoch hat diese Art von Völkerreservat ein Nachdenken darüber verhindert, was die Erzählungen und Ausstellungen verbergen – zum Beispiel die Art wie und zu welchem Preis die Bestände aufgebaut wurden. Haben wir das Recht zu fragen, was hinter jeder Ausstellung verborgen ist?


Tisch 2: 14:00 – 15:30 Uhr – Und wenn es um tektonische Platten geht
Hermano Vianna, Kalaf Epalanga und Quito Ribeiro
Moderiert von Julio Ludemir

Die Gesellschaft, wie die Erde, auf der wir in einer unerwarteten Nacht sprießen, lebt in konstanter Verlagerung. Diese Veränderungen, welche fast immer weit entfernt von den Blicken des Establishments und des Mainstreams auftreten, werden gewöhnlich von neuen musikalischen Rythmen begleitet. Wie der Funk, so brachten auch der Kuduro und andere Musikgenres eine neue Ordnung und eine neue Vorstellung der Mitte für die Welt hervor?


Interlúdio: 15:30 – 16:00 Uhr - Afrofunk com Taísa Machado
Todo mundo vai soltar os quadris e rebolar na cara da sociedade com a oficina de Afrofunk da Taísa Machado. A meta é descolonizar o corpo feminino e lançar um novo olhar sobre a arte produzida por mulheres pretas da favela, o funk e suas raízes culturais.


Tisch 3: 16:30 - 18:00 Uhr – Vielfalt ist ein feministisches Wort
Grace Passô, Joelle Taylor und Nina George
Moderiert von Izabela Pucu

Die türkischen Frauen in Burka, die deutschen Frauen, die unter der nazistischen Schande aufwuchsen und die Schwarzen Frauen mit ihren schwieligen Händen von der Hausarbeit – sie alle, sie und alle Frauen kennen den Atem des männlichen Unterdrückers. Der komplexe Begriff “Feminismus” kann zu einem Streitobjekt werden, wenn jene Details und Komplexitäten nicht in Betracht gezogen werden.


Tisch 4: 18:30 – 20:00 Uhr – Echos der Sklavin Anastácia
Flavia Oliveira und Grada Kiloma
Moderiert von Ana Paula Lisboa

Es ist nichts neues, Schwarzen Frauen den Mund zu verbieten – wie demonstrativ durch das Bild der Sklavin Anastácia gezeigt wird, welches allgegenwärtig im kollektiven Unterbewusstsein der Brasilianer besteht. Der institutionelle Rassismus, auf dem sich unsere Gesellschaft aufgebaut hat, wagt es nicht mehr diesen üppigen Mund mit einer Eisenmaske zu tätowieren, doch der Mord an Marielle Franco ist weit davon entfernt der letzte Gewaltakt von Weißen gegen erstrebenswerte Diskurse der gestärkten Generation von Ana Paulas, Djamilas, Elianas, Flávias und Giovanas gewesen zu sein.

21:00 -24:00 Uhr – Signierstunde mit Grada Kilomba in der Casa Porto

Teilnehmer:
Antonio Forcellino ist ein Architekt, Restaurator und Forscher, der sich auf die Renaissance spezialisiert hat. Er ist Autor der Trilogie Il Secolo dei Giganti (Das Jahrhundert der Giganten) und restaurierte außerdem verschiedene Werke der großen Meister wie Michelangelo und die Fresken des Palazzo Barberini in Palestrina, Rom, restauriert.

Die Journalistin Flávia Oliveira ist Kolumnistin der Tageszeitung O Globo, des Rundfunkprogramms CBN Rio, des Rundfunks CBN Radio, und Journalistin der Nachrichtensendung "Estudio i" von GloboNews. Sie präsentiert außerdem das Programm "TED Compartilhando Ideias" (TED Spreading Ideas) des Fernsehsenders Futura. Sie erhielt Auszeichnungen für ihre Berichterstattungen über Themen wie den Index für menschliche Entwicklung und Rassismus.

Grace Passô ist Schauspielerin, Dramatikerin und Regisseurin. An der Clóvis Salgado Foundation in Belo Horizonte ausgebildet, gewannen ihre Stücke wichtige Preise wie den Shell und der Vereinigung der Kunstkritiker aus São Paulo (Associação Paulista de Críticos de Arte - APCA) und wurden bereits in mehrere Sprachen übersetzt. Mit der Gruppe espanca! (Prügel!) entwickelte sie Studien über eine Autorensprache des Theaters, mit Referenzen zum gegenwärtigen Brasilien. Sechs ihrer Bücher erschienen bei dem Verlag Cobogó.

Grada Kilomba ist Schriftstellerin, Psychologin und interdisziplinäre Künstlerin. Sie ist von Angolanischer, Portugiesischer und São Tomé und Príncipe Abstammung und lebt in Berlin. Ihre Arbeit verbindet Text, Installationen und Performance. Sie arbeitete mit Überlebenden der Kriege von Angola und Mosambik und unterrichtete unter anderem an der Humboldt-Universität in Berlin. Sie stellt Plantation Memories (Unrast Verlag, 2018)) vor, eine Zusammenstellung von Episoden des täglichen Rassismus, basierend auf Gesprächen mit Diaspora-Frauen.

Hermano Vianna ist promovierter Anthropologe, Musikforscher und Drehbuchautor. Er ist Autor von O mistério do samba (The Mistery of Samba, The University of North Carolina Press, 1999) in dem er untersucht, wie der zuvor von der Polizei unterdrückte Samba zum Symbol unserer nationalen Identität geworden ist, und O mundo funk carioca, die Funk als legitime Manifestation der Vorstädte von Rio ansieht. Außerdem ist er Gründer der Programme Esquenta!, Central da Periferia und Brasil Legal, alle laufen bei TV Globo.

Jesper Stub Johnsen ist Direktor für Forschung, Sammlung und Erhaltung des Dänischen Nationalmuseums, dem größten und wichtigsten Museum des Landes. Er verfügt über umfangreiche Erfahrung in der Museumsverwaltung und der Erhaltung historischer Artefakte.

Joelle Taylor ist eine renommierte englische Dichterin, Slampoetin und Dramatikerin. Sie ist Gründerin der „SLAMbassadors“, ein Slamwettbewerb für englische Jugendliche, und ihr letzter Poesieband, Songs my enemy taught me, wurde in diverse Sprachen übersetzt. Sie war eine der Highlights von FLUP 2015 und kehrt nach Brasilien zurück um beim ersten internationalen Slam von Flip anzutreten und Workshops mit jungen Poet*innen von Paraty auszuführen.

Juan Manuel Bonet ist Schriftsteller, Kunst- und Literaturkritiker, Ausstellungskurator und Direktor des Instituto Cervantes in Paris. Er war Direktor des Valencia Instituts für Moderne Kunst (IVAM) und des Reina Sofia Museums, Madrid. Er ist Autor der Tageszeitung La ronda de los días, des Gedichtbandes Via Labirinto und Referenzwerken zur spanischen Avantgarde.

Kalaf Epalanga ist Musiker, Schriftsteller und kultureller Agitator. Er war der Anführer der Band Buraka Som Sistema, gründete das Musiklabel Enchufada und ist heute Chronist in Portugal und Angola. Er sammelte Chroniken in den Sammlungen Estórias para meninos de cor und Angolanos . Auch die Weißen können tanzen (Todavia) erzählt von seiner Laufbahn, der Geschichte von Kuduro und Kizomba und malt ein Bild vom Benguela und Lissabon, wo er aufgenommen wurde.

Carioca Museumskundler Mário Chagas ist Direktor des Museums der Republik und Mitgründer des brasilianischen Instituts für Museen (Ibram). Er hat einen Abschluss in Museumskunde, einen Master in Memory und einen Doktortitel in Sozialwissenschaften. Er ist Referent für Museumskunde an der Bundesuniversität (UNIRIO) und Präsident der Internationalen Bewegung für neue Museumskunde (Minom).

Die Deutsche Nina George ist Journalistin, Schriftstellerin und Aktivistin. Ihr Buch Das Lavendelzimmer ist ein internationaler Bestseller, der wochenlang auf der Liste der New York Times blieb. Sie ist Autorin von 28 Romanen und weiteren hunderten Kurzgeschichten, und wird hier ihren neuen Roman Das Traumbuch (O livro dos sonhos, Record) veröffentlichen. Sie ist Präsidentin des European Writers‘ Council und gründete verschiedene NGOs, sowie das Network Authorsrights und Fair Bookmarket.

Der in Bahia geborene Sänger und Komponist Quito Ribeiro produzierte Songs von „Schwergewichten“ wie Ivete Sangalo, Gal Costa und Roberta Sá und kollaborierte mit Moreno Veloso, Davi Moraes und Lucas Santtana. Er ist außerdem prämierter Herausgeber und Produzent von Film, Fernsehen und Musikvideos und produziert Soundtracks für Shows und Soap Operas.

Moderation:
Die in Angola lebende Brasilianerin, Ana Paula Lisboa ist Journalistin und Autorin, Kolumnistin für das AzMina-Magazin und die Tageszeitung O Globo. Sie veröffentlichte Kurzgeschichten und Gedichte in nationalen und internationalen Sammlungen wie Estrelas vagabundas, Je suis Favela und in den FLUP-Publikationen, Eu me chamo Rio und FLUP Pensa: 43 neue Autoren.

Evandro Salles ist Bildender Künstler, Kurator der visuellen Kunst und Kulturdirektor des Rio Art Museums (MAR); als Kurator konzipierte er bedeutende Ausstellungen wie Amilcar de Castro: Wiederholung und Synthese, Spanische Meister und Gravur, Utopische Grafik: Russische Grafik 1904- 1942, Fluxus und Das unendliche Gedicht von Wlademir Dias-Pino, vor kurzem im MAR ausgestellt.

Izabela Pucu promovierte in Geschichte und Kunstkritik PPGAV / EBA / UFRJ, ist Bildungskoordinatorin beim Rio Kunst Museum (MAR) und war Direktorin und Kuratorin des Hélio Oiticica Centers, Kuratorin von Ausstellungen wie Bandeiras na Praça Tiradentes (Flaggen am Praça Tiradentes) und A lágrima é só o suar do cérebro (Tränen sind nur der Schweiß des Hirns), von Gustavo Speridião. Und arbeitete am Buch Roberto Pontual Critical Work mit.

Julio Ludemir ist Journalist, Autor und zusammen mit Ecio Salles, Mitbegründer von FLUP. Er veröffentlichte neun Bücher, die meisten davon über die Peripherie von Rio de Janeiro, darunter Psico, Lembrancinha do Adeus e Sorria, você está na Rocinha. Rim por rim (Niere für Niere), sein Bericht über den internationalen Organhandel, war 2009 Finalist des Literaturpreises Jabuti in der Kategorie Buchberichterstattung.

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