II Internationales Kolloquium Aktuelle Herausforderungen des kulturellen Erbes

Aktuelle Herausforderungen des kulturellen Erbes © Goethe-Institut

Mo, 23.11.2020 –
Di, 24.11.2020

10:00 Uhr – 17:15 Uhr

Fragen der differenzierten, analytischen Erschließung
Brasilien - Deutschland - Frankreich

Im Anschluss an das Internationale Kolloquium „Aktuelle Herausforderungen des kulturellen Erbes: Präventive Bestandserhaltung des bibliografischen und dokumentarischen Erbes", das vom 23. bis 27. September 2019 in den Städten Rio de Janeiro und São Paulo stattfand, veranstalten das Goethe-Institut und das Büro für Buch und Koordinierung der Mediatheken der Französischen Botschaft in Brasilien im November 2020 das II. Internationale Kolloquium „Aktuelle Herausforderungen des kulturellen Erbes: Fragen der differenzierten, analytischen Erschließung".

Das Buch ist ein komplexes kulturelles Objekt mit besonderen und vielfältigen Merkmalen, die auf der Grundlage seit langem etablierter wissenschaftlicher Prinzipien entschlüsselt und analysiert werden müssen. Die bibliographische Erschließung ist eine seit langem etablierte Praxis, die von einer Theoriebildung im Bereich materieller und analytischer Bibliographie fundiert wird. Im Mittelpunkt stehen Anatomie und Archäologie des Buchs als Objekt. Die Theoriebildung konzentriert sich auf das gedruckte Buch der so genannten ‚Handpressenzeit‘ und untersucht die vielen Möglichkeiten, wie ein Buch vor der Mechanisierung der Produktion um 1830 hergestellt, strukturiert, verändert und vorbereitet werden konnte. In seinem in vielen Merkmalen unikalen Charakter zeigt es auch Gemeinsamkeiten mit der handschriftlichen Buchüberlieferung, die keineswegs mit der Erfindung des Buchdrucks abgeschlossen war.

Die Wahrnehmung und Erschließung des Buches als Artefakt und Objekt schafft eine Affinität zur Museologie, da dieser Bereich über den Dialog zwischen Objekten nachdenkt. Eine ähnliche Wahrnehmung findet sich in den erkenntnistheoretischen Facetten der bildenden Kunst, die den Künstlerbüchern gewidmet sind.

Als Disziplinen sind Erschließung, Katalogisierung, Bibliographie seit langem Teil der Ausbildung von Fachleuten in den Bereichen Bibliothekswissenschaft, Geschichte und Literatur. In den letzten Jahrzehnten wurde die „Geschichte des Buches“ stärker als Teil der Kultur- und Sozialgeschichte wahrgenommen, Fragen der Erschließung galten in manchen Ländern als etwas Überholtes und verschwanden aus vielen Lehrplänen. Gleichzeitig haben Bibliotheken und Informationsfachleute in den letzten Jahrzehnten verbesserte Bestandsbeschreibungen in traditionellen und elektronischen Katalogen, digitalen Bibliotheken und speziellen Datenbanken entwickelt – die traditionelle Katalogisierung entwickelt sich mehr und mehr zu einem differenzierten Metadatenmanagement. Die Bibliotheken sehen sich nun mit Schwierigkeiten konfrontiert, dass diese neuen Entwicklungen und Möglichkeiten auf Personal angewiesen sind, das ein ausgezeichnetes Verständnis des Buches als vielschichtiges Artefakt hat, so dass heute eigentlich die Bibliographie als Wissenschaft, die bis ins 18. Jahrhundert zurückreicht, ein wichtiger Ansatz für die Kernaktivitäten in der zeitgenössischen Bibliothek ist.

Dieses Kolloquium zielt darauf ab, die Diskussion über sich verändernde Trends der Erschließung kulturellen Erbes mit Blick auf die wissenschaftlichen Verfahren der Bibliographie in verschiedenen Bereichen voranzubringen. Es soll nicht nur das Fachgebiet Bibliographie als Disziplin wieder ins Bewusstsein rufen und seine jüngsten Entwicklungen in den digitalen Geisteswissenschaften thematisieren, sondern auch seine Rolle bei der Nutzung für die bibliothekarische Praxis reflektieren. Wissenschaftler und Bibliothekare werden daher verschiedene Aspekte der bibliographischen Erschließung im Zusammenhang mit digitalen Werkzeugen behandeln und ihre Auswirkungen auf die Verwaltung von Sammlungen des dokumentarischen Erbes und deren Sicherheit diskutieren.

WISSENSCHAFTLICHES KOMITEE UND KURATOREN

Dr. Fabiano Cataldo de Avezedo

(Bundesuniversität des Staates Rio de Janeiro / Consortium of European Research Libraries)

Dr. Raphaële Mouren
(The Warburg Institute, University of London/Centre Gabriel Naudé)

PROGRAMM
(brasilianische Uhrzeit)


* 23. November 2020 *

10.00-10.15 Uhr: Begrüßung

10.15-11.30 Uhr: Vortrag
„Kognitive Sphären der materiellen und analytischen Erschließung“

Dr. Eduardo Alentejo (UNIRIO) 
Moderator: Dr. Cláudio Gottschalg Duque (UnB)

14.00-15.40 Uhr: Podiumsdiskussion
„Materiellen und analytischen Erschließung und die Pflege von Sondersammlungen: Erhalt und Sicherheit“

M. Jandira Flaeschen (Brasilianische Nationabibliothek)
Dr. Raphaële Mouren (Un. of London, The Warburg Institute)
Dr. Wolfgang-Valentin Ikas (Bayerische Staatsbibliothek)
Diskutant: Dr. Walmira Costa (UFMG)

16.00-17.15 Uhr: Vortrag
"Die Entstehung der Schriftgießereien und des Schriftenhandels in Deutschland"

Dr. Nikolaus Weichselbaumer (Johannes Gutenberg-Universität Mainz)
Moderator: Dr. Rubens Ferreira (UFPA)

* 24. November 2020 *

10.00-11.40 Uhr: Podiumsdiskussion
„Der Beitrag der materiellen und analytischen Erschließung zur Geschichte des Buchdrucks“

Dr. Dominique Varry (Universität Lyon-Enssib)
Dr. Nelson Schapochnik (USP)
Dr. Nikolaus Weichselbaumer (Johannes Gutenberg-Universität Mainz)
Diskutant: Dr. Bernardina Maria Juvenal Freire de Oliveira (UFPB)

14.00-15.40 Uhr: Podiumsdiskussion
„Bibliographische Erschließung in der Zeit der digitalen Geisteswissenschaften"

Dr. Claudia Fabian (Bayerische Staatsbibliothek)
Dr. Raphaële Mouren (Un. of London, The Warburg Institute)
Dr. Ricardo Pimenta (IBICT)
Diskutant: Dr. Derek Warwick da Silva Tavares (UFBA)

16.00-17.15 Uhr: Vortrag
„Materielle und analytische Erschließung: Aktuelle Herausforderungen" oder „Aktuelle Herausforderungen der bibliographischen Erschließung“

Dr. Dominique Varry (Universität Lyon-Enssib)
Moderator: Dr. Fabiano Cataldo de Azevedo (UNIRIO)

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