Nach Jena, Berlin, Chemnitz und Leipzig kommt die multimediale Ausstellung Offener Prozess auch in die Europäische Kulturhauptstadt Europas.
Der Fall der neonazistischen Gruppierung NSU, die wegen einer Mordserie an Menschen mit Migrationshintergrund angeklagt war, hat die Öffentlichkeit in Deutschland, aber auch weltweit erschüttert. Durch dieses Ereignis sowie den Strafprozess, der 2013 begonnen hatte und als eine der umfangreichsten Gerichtsverhandlungen in Deutschland gilt, wurden die stets aktuellen Themen wie Migrantenstatus, Rassismus und Gleichgültigkeit der Behörden gegenüber derartigen Gewalttaten wieder aufgegriffen. Die Ausstellung Offener Prozess widmet sich all diesen Fragen, um aufzuzeigen, dass wir von den richtigen Antworten noch sehr weit entfernt sind.
Durch die Analyse der Nachkriegsrealität der DDR, insbesondere in Sachsen, zeigt diese Ausstellung die Migrationsgeschichte, rechte und rassistische Gewalt des Nationalsozialistischen Untergrunds, aber auch den Widerstand gegen repressive Methoden und politische Praxen. Allerdings kann sich auch die derzeitige Realität nicht der Überprüfung entziehen, sodass gerade durch die künstlerische Vision der Vergangenheit neue Herangehensweisen an die Probleme der Gegenwart entstehen. Auch der Name der Ausstellung ist selbstredend - die Erinnerung ist ein Prozess, und im Kontext problematischer gesellschaftlicher und politischer Fragen sollte man sich offen damit auseinandersetzen, durch neue-alte Geschichten über Migranten- und andere ähnliche Schicksale.
Želimir Žilnik, Harun Farocki, Hito Steyerl, Belit Sag, Ulf Alminde gehören zu den Filmschaffenden, deren Arbeiten wir durch diese Ausstellung kennenlernen werden, ebenso wie das Werk der multidisziplinären Forschungsgruppe Forensic Architecture. Ihnen allen gemeinsam ist der kritische Blick auf die heutige Gesellschaft und die daraus hervorgegangenen großartigen Errungenschaften.
Durch Interaktion und Multimedia schafft die Ausstellung Offener Prozess eine Atmosphäre der Direktheit und Realitätsnähe, die zum Teil hinter uns geblieben ist, uns jedoch hier auch voraus ist. In Handbüchern zu Methoden und Mediation, die während des NSU-Prozesses zum Einsatz kamen, werden dem Publikum die ganze Komplexität des Gerichtsverfahrens und die ungeheure Belastung der betreffenden Lebenssituation vor Augen geführt. Die Ausstellungsbesucher*innen werden die Gelegenheit haben, per Chatbot, den sie auf ihrem Smartphone nutzen können, zusätzliche Informationen und Anweisungen erhalten. Über dieselbe App können sie dieses Thema zu jedem Zeitpunkt auch vertiefen. Begleitend zur Ausstellung Offener Prozess finden ein Diskursprogramm und Bildungs-Workshops statt.
Kurator*innen: Ayşe Güleç und Fritz Laszlo Weber.
Festung des Friedens in der Kulturhauptstadt Europas
Im Jahr, in dem Novi Sad zum Mittelpunkt des europäischen Kulturlebens wird, wird durch den aktuellen Programmpunkt Festung des Friedens (17. Juni – 17. Juli) eine Kultur des Dialogs, des Friedens und der Versöhnung proklamiert, die wir in diesem Moment bitter nötig haben. Durch verschiedene künstlerische und aktivistische Programme sendet die Kulturhauptstadt Europas eine eindeutige Botschaft an Europa und die Welt. Mit der Idee, dass Zerstörung im politischen und gesellschaftlichen Kontext paradoxerweise herausragende Kunstwerke hervorbringt, versammelt die Festung des Friedens eine Vielzahl von einheimischen, regionalen und europäischen Kunstschaffenden, die sich mit den Themen globale Umbrüche, große historische Ereignisse, Kriege und (nicht) abgeschlossene Konflikte auseinandersetzen, um die Zerstörung in Schöpfung zu verwandeln.
Die Ausstellung „Offener Prozess“ ist Teil des Programms Festung des Friedens und geht aus der Zusammenarbeit der Kulturhauptstädte Europas - Novi Sad und Chemnitz (2025) im Rahmen des Projekts Distanz hervor. Die Ausstellung wird unterstützt vom Goethe-Institut Serbien.
Die Ausstellung „Offener Prozess“ wird zusammen mit dem ASA FF e.V. veranstaltet.
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