Workshop Next Generation: Inequality as Practice

Inequality as Practice / Različite, Jovana Stojić © Autorin: Jovana Stojić / Foto: Sara Apostolović

31.10.-27.11.2022

Goethe-Institut Belgrad

Phasen 7 und 8

„...während selbst die Luft, die wir atmen, zum Verkauf freigegeben ist.“
Beate Sydhoff aus Björn Lövins Katalog ‚The Surrounding Reality’
(Moderna Museet Stockholm, 2022)

Die letzten beiden Phasen – die siebte und die achte, sind die Vollendung von Prozessen, die zwei Jahre gedauert haben und im Laufe der Zusammenarbeit am Projekt „Inequality as a Practice“ entstanden sind. Im November werden wir an der Auswahl der Inhalte arbeiten, die sich auf den Seiten des Buchs mit demselben Titel befinden werden, sowie an visuellen Layoutlösungen, zusammen mit unserer ständigen Mitarbeiterin – der visuellen Künstlerin Dragana Krtinić.

Im Laufe der Sommermonate haben sich uns auch vier weitere externe Mitarbeiter aus dem in und Ausland angeschlossen, die mit ihren Texten die Seiten dieser Publikation bereichern werden. Die Auswahl der Mitarbeiter hin vor allem von den Themen ab, mit denen sie sich durch ihre künstlerischen, erforschenden und aktivistischen Praxen beschäftigen. Daher ist Milica Naumov, Anthropologin und Kuratorin aus Serbien, zu uns gestoßen, die uns mit ihren Text auf Ungleichheiten und „Anderssein" in musealen Ausstellungs-Praxen aufmerksam machen möchte, die unmittelbar aus dem kolonialen Erbe hervorgehen, und zwar am Beispiel des ersten, antikolonialen Museums afrikanischer Kunst, das 1977 in Belgrad, im damaligen Jugoslawien gegründet wurde. Danach werden wir uns mit Ungleichheiten als gesellschaftlicher Praxis bei Behinderten auseinandersetzen bzw. im Text des Autos und Aktivisten Siniša Tucić geht es darum, woran diese Menschen in Serbien gehindert werden. Claudia Heu, Künstlerin und Aktivistin aus Wien, wird am Beispiel einiger ihrer Arbeiten aus den letzten zwanzig Jahren detailliert darauf eingehen, welche Spuren die künstlerische Praxis Spuren im gesellschaftlich-politischen Umfeld hinterlassen hat. Zuletzt soll auch noch Michelle Millar Fisher, Kuratorin und Aktivistin, genannt werden, die mit ihrem Projekt „Design des Mutterseins: Dinge, die unsere Geburten ausmachen und zerschlagen“ weltweite Aufmerksamkeit erregt hat. Ich hatte Michelle gebeten, einen Text für diese Publikation zu schreiben, da ich ihr Projekt, in dem sie sich mit Ungleichheiten bei der Präsentation von Künstlern mit marginalisierten Identitäten im Rahmen eines Projekts über „die Schaffung einer Gewerkschaft sowie der Arbeitersolidarität“, interessant fand.

Als Herausgeber diesre Publikation war ich der Ansicht, dass sich um Themen handelt, die sowohl global als auch lokal überaus präsent sind. Über diese Themen wird sehr viel geschrieben und diskutiert, aber wenn es um angewandte Methoden und ihre Ergebnisse geht, dann sind die Übertragungen von ausschließlich diskursiven auf angewandte künstlerische Praxen meistens nicht besonders gelungen oder gehen ganz und gar verloren.

Diese Projekte über „Praxen“, die mit wenig Begeisterung kommentiert werden, habe ich zusammen mit dem Goethe-Institut im Rahmen der Plattform „Next Generation“ begonnen, die seit 2017 durchgeführt wird. Nachdem diese in Belgrad begonnene Reihe nun bereits seit sechs Jahren fortbesteht, kann ich sagen, dass die Fortschritte im kreativen Bereich künstlerisch-aktivistischer Kontexte in Serbien, und auch darüber hinaus, durchaus wiedererkennbar sind. Die Kraft dieser drei Module „Failure as Practice“, „Lie & Theft as Practice“ und “Inequality as Practice“ besteht vor allem im Vertrauen, in der Beharrlichkeit und in der Hoffnung, die durch das Einüben der Praxen der Verletzlichkeit in den Kontexten des Hervorbringens eines kollektiven Körpers aufkommt.

Diese Kraft ist vor allem den jungen künstlerischen Mitarbeiter*innen inne, die erkannt haben, welche Potenziale die nicht-hierarchische Gemeinschaftlichkeit, die zu einer Art nicht-konkreter Zukunft führt, in sich birgt. Ist diese Zukunft schlechter als jene, die uns bereits bekannt ist, ist sie bewusster, fortschrittlicher... dies ist sicherlich niemandem mehr klar. Ich weiß auch nicht, ob unser kollektiver Körper ausreichend „politisch“ ist? Aber ich bin mir ganz sicher, dass unsere Verletzlichkeiten in diesen Jahren der Zusammenarbeit deutlicher und konkreter geworden sind - sie sind nun Mittel zu einem möglichen Fortschritt, während eben diese „politische Dimension“, welche Kunst anstreben sollte, ein immer weiter entferntes und immer weniger verständliches Konzept werden „müsste“, einhergehend mit minimalem Potenzial für eventuelle, positive Veränderungen.

Bis zum nächsten Abenteuer ...

Darko Dragičević

 
Konzept: Darko Dragičević, Zorica Milisavljević
Künstlerische Leitung: Darko Dragičević
Projektmanagerin: Zorica Milisavljević
Zuständiger Institutsleiter: Frank Baumann
Künstlerische Mitarbeit: Dušan Ćubić, Marina Ćuruvija, Emilija Đonin, Anastasija Kanazerević, Marija Marković, Dunja Petković, Đurđina Samardžić, Jovana Stojić, Anja Živković

Inequality as a Practice ist ein Projekt des Goethe-Instituts in Serbien im Rahmen der Plattform Next Generation.
 

Inequality as Practice - Projektseite

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