Brecht an der Universität Addis Abeba
Wenn man in Äthiopien Theaterwissenschaft studiert und den Kurs „Theater in der Gesellschaft“ besucht, steht Bertolt Brecht im Vordergrund. Wie wird er wahrgenommen? Hier einige Stimmen:
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Während meines Studiums an der Uni hatte ich meine erste Begegnung mit Brecht. Ich fand die Theorie des Trennens von Zuschauer*innen und Schauspieler*innen durch den Verfremdungseffekt sehr interessant und mochte sie, da sie gut begründet ist. Bei der praktischen Umsetzung habe ich festgestellt, dass sie dazu beitragen kann, die Zuschauer*innenbeteiligung und die Interaktion mit den Schauspieler*innen zu verbessern. Diese Theorie hat für unsere Gesellschaft einen hohen Stellenwert.
Rahel Teshome, Schauspielerin, Regisseurin, Direktorin der Theaterdirektion des Nationaltheaters Äthiopiens
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Als Theaterwissenschaftsstudent im Jahr 1984 an der Universität Addis Abeba habe ich zum ersten Mal von Brecht gehört. Im dritten Lehrjahr hatte ich den Kurs „Theater in der Gesellschaft“, der von Dr. Maklaren gegeben wurde, einem Südafrikaner, der gegen die Apartheid war und mit seiner schwarzen Frau aus seinem Land geflohen war. Er war politisch mehr nach Osten orientiert. Er hatte eine kommunistische Denkweise, weshalb man bei seinen Vorlesungen überall die Spuren dieser Einflüsse erkennen konnte.
Weil ich mich für Politik nicht interessiere, betrachtete ich den kommunistischen Blick aus der Ferne. Ich interessierte mich damals mehr für die russische klassische Literatur. Als Maklaren uns über Brecht, einige afrikanische Dramatiker und seine eigene Position erzählte, hatte ich keine Lust.
Wie ich mich jetzt erinnere, war ich eine Zeit lang von Brechts Theatertheorie begeistert, die besagt, dass Zuschauer*innen vom Spiel distanziert oder getrennt werden müssen, damit sie alles betrachten und kritisch nachdenken, anstatt mitgerissen zu werden. Einige Zeit habe ich mich auch mit der Theorie beschäftigt. Ich fragte zudem, wie es möglich ist, ein Theaterstück von Gefühlen zu trennen und sich allein auf die Realität zu konzentrieren? Ich habe gedacht, das kann für eine gewisse Zeit funktionieren, aber nicht dauerhaft.
Tesfaye Gebremariam ist ein Regisseur am Nationaltheater Äthiopiens. Er führte bei über 40 Theaterstücken Regie.
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Während meines Studiums der Theatergeschichte an der Addis Ababa University im Jahr 2012 entdeckte ich Brechts Episches Theater, das in einem Entwicklungsland einen bedeutenden Einfluss hat. Das Konzept besagt, dass das Publikum das, was auf der Bühne dargestellt wird, nicht glauben soll. Das Ziel sollte nicht sein, das Publikum in eine falsche Realität und eine illusorische Bühne eintauchen zu lassen. Stattdessen sollte das Ziel darin bestehen, die Gesellschaft zu verbessern, indem ihre tatsächlichen Probleme aufgezeigt werden.
Henok Berihun, Schauspieler
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Meiner Meinung nach bietet Bertolt Brecht äthiopischen Theater- und Performance-Studierenden eine reichhaltige Mischung aus Theatertechniken und ideologischen Erkenntnissen. Sein übergeordnetes Ziel ist es, das Theater von einer reinen Form passiver Unterhaltung zu einem Katalysator für sozialen und politischen Wandel zu machen, der eng mit den äthiopischen Realitäten verbunden ist. Durch unseren Unterricht, das Lernen, das Engagement in der Gemeinschaft und die akademische Forschung werden die Studierenden dazu ermutigt, Produktionen zu entwickeln, die kritisches Denken anregen, anstatt nur emotionale Reaktionen hervorzurufen.
Brechts Methoden sind für meinen Unterricht von unschätzbarem Wert. Als Dozenten nutzen wir seine Theorien, um Unterricht zu Entwicklung und epischem Theater zu geben. Ich leite Workshops zu darstellerischen Fähigkeiten, in denen sich die Studierenden mit Auszügen aus Brechts Werken wie „Mutter Courage und ihre Kinder“ und „Galileo Galilei“ beschäftigen. Diese Texte dienen als Grundlage für den Unterricht in Literaturkritik und regen die Studierenden zum kritischen Denken an. So wurde beispielsweise die experimentelle Inszenierung von Galileo Galilei im Jahr 2018 im Kulturzentrum der Universität Addis Abeba konzipiert, um das kritische Denken der Studierenden im Rahmen ihrer Schauspielpraxis zu fördern. Gleichzeitig wurde „Mutter Courage und ihre Kinder“ im Jahr 2024 in der Amest Performance Hall aufgeführt, wobei der Schwerpunkt auf Bühnenproduktion, Regie und Design lag, um so das Verständnis der Studierenden für Performance-Studien zu vertiefen.
Wir ermutigen die Studierenden, sich in unserem Theaterunterricht mit kritischem Denken und Literaturanalyse auseinanderzusetzen und dabei Brechts Theorien zu nutzen. Sein narratives Schreiben spiegelt eine prozessorientierte philosophische Perspektive wider, die darauf abzielt, soziale Ungleichheiten aufzudecken und die gesellschaftliche Klasse zu befähigen, sich eine gerechtere Gesellschaft vorzustellen. Er nutzte das Theater als Mittel zur Dekonstruktion sozialer Systeme und deckte den Einfluss wirtschaftlicher und politischer Kräfte auf das Leben des Einzelnen und andere Herausforderungen auf. Wir beziehen diese Themen auf die Geschichte, Kultur und politischen Realitäten Äthiopiens und entwickeln so die kritische Perspektive der Studierenden beim Schreiben, Inszenieren, Schauspielern und Aufführen ihrer Träume für das Publikum. In meinen Kursen zu Theaterstücken, kritischem Lesen und Stückanalyse fordere ich die Studentinnen und Studenten auf, die sozialen Strukturen der äthiopischen Kultur, Sozialphilosophie und Geschichte durch Theater kritisch zu hinterfragen. Sie werden ermutigt, das Theater als Plattform zu nutzen, um drängende Themen wie die Herausforderungen des Lebens zu untersuchen. Beispielsweise fördert das Erstellen von Szenen, die die Auswirkungen gesellschaftlicher Herausforderungen darstellen, eine sinnvolle Auseinandersetzung mit dringenden sozialen Problemen in Äthiopien.
In Schauspielworkshops wende ich Brechts Theorien an, um ein kritisches Publikum zu fördern. Brecht sah das Theater als „Hammer“, mit dem man die Realität formen kann, und wollte damit eher intellektuelles Engagement anregen als oberflächliche emotionale Reaktionen provozieren. In diesen Workshops üben die Studierenden, das Publikum mit provokanten Fragen wie „Ist das fair?“ oder „Hätten Sie anders gehandelt?“ einzubeziehen. Dieser Ansatz vertieft das kritische Bewusstsein des Publikums. Brechts Sichtweise auf Geschichte als dynamischen Prozess unterstreicht das Potenzial für gesellschaftlichen Wandel. Er betonte, wie wichtig es sei, alternative Ausgänge historischer Ereignisse aufzuzeigen. Die Studierenden können Szenen entwickeln, in denen sie untersuchen, „was hätte sein können“, wenn andere Entscheidungen getroffen worden wären, und so das transformative Potenzial kollektiven Handelns hervorheben. Ich glaube, dass das Theater eine wichtige Plattform für die Auseinandersetzung mit sozialen Strukturen ist.
Dieser pädagogische Ansatz ermutigt die Studierenden, theatralische Techniken zu nutzen, um drängende Themen wie Vermögensungleichheit und Umweltzerstörung zu hinterfragen. Das Erstellen von Szenen, die die konkreten Auswirkungen von Umweltschäden durch Unternehmen auf verschiedene Gemeinschaften veranschaulichen, fördert ein tieferes Engagement für diese dringenden sozialen Probleme und regt zum Nachdenken an. Darüber hinaus ist die Förderung eines kritischen Publikums von zentraler Bedeutung für diesen pädagogischen Rahmen. Brechts Vision vom Theater als „Hammer” betont die Notwendigkeit intellektuellen Engagements gegenüber oberflächlichen emotionalen Reaktionen. Die Studierenden werden dazu angeleitet, aktiv mit den Zuschauer*innen zu interagieren und Fragen wie „Ist das gerecht?” oder „Wie würdest du reagieren?” zu stellen, um das kritische Bewusstsein zu schärfen und die aktive Teilnahme am gesellschaftlichen Diskurs anzuregen. Schließlich ermöglicht Brechts Sichtweise auf Geschichte als formbaren Prozess die Erforschung alternativer Wege und Ergebnisse. Er argumentierte, dass die Gesellschaft zu Veränderungen fähig sei und das Theater verschiedene „Was-wäre-wenn”-Szenarien veranschaulichen könne, indem es alternative Entscheidungen und deren Konsequenzen vorstellt. Für die Studierenden bedeutet dies, Szenen zu entwickeln, die „was hätte sein können“ untersuchen und so das transformative Potenzial kollektiven Handelns hervorheben und Hoffnung auf soziale Evolution wecken. Auf der Grundlage dieser Theorien versuchen die Studierenden, ihre Multimedia-Produktionen in verschiedenen Performance-Kursen zu interpretieren.
Mein Eindruck von Brecht ist, dass er neue Perspektiven auf die Darstellung und Repräsentation von Theater und Kunst in verschiedenen Formen vermittelt. Er deckt bestehende Realitäten auf und hinterfragt sie, ohne Illusionen zu schaffen, indem er verschiedene philosophische Gedanken aus seiner einzigartigen Perspektive theoretisiert und konfrontiert. Dies gibt mir die Freiheit, Selbsttext- und Subtextinterpretationen in der Performance zu erforschen und meine eigene Version der Performance-Identität im Bereich von Bühne und Leinwand zu schaffen. Darüber hinaus möchte ich auf der Grundlage seiner Theorien neue Versionen von Performance-Therapie-Fähigkeiten für das Schauspiel in Theaterstücken entwickeln, um den Teilnehmer*innen zu helfen, ihre psychologischen Herausforderungen durch das Theater als Instrument zur Unterstützung von Einrichtungen für psychische Gesundheit anzugehen.
Dr. Paulos Aemero ist Interim-Dekan der Fakultät für Theaterkunst, Film der Addis-Abeba-Universität Forscher bei Afrikastudien für Kunst, Medien und Kultur; Autor, Performer und Berater für kreative Kunstwerke.
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Während meines Studiums an der Uni hatte ich meine erste Begegnung mit Brecht. Ich fand die Theorie des Trennens von Zuschauer*innen und Schauspieler*innen durch den Verfremdungseffekt sehr interessant und mochte sie, da sie gut begründet ist. Bei der praktischen Umsetzung habe ich festgestellt, dass sie dazu beitragen kann, die Zuschauer*innenbeteiligung und die Interaktion mit den Schauspieler*innen zu verbessern. Diese Theorie hat für unsere Gesellschaft einen hohen Stellenwert.
Rahel Teshome, Schauspielerin, Regisseurin, Direktorin der Theaterdirektion des Nationaltheaters Äthiopiens
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Als Theaterwissenschaftsstudent im Jahr 1984 an der Universität Addis Abeba habe ich zum ersten Mal von Brecht gehört. Im dritten Lehrjahr hatte ich den Kurs „Theater in der Gesellschaft“, der von Dr. Maklaren gegeben wurde, einem Südafrikaner, der gegen die Apartheid war und mit seiner schwarzen Frau aus seinem Land geflohen war. Er war politisch mehr nach Osten orientiert. Er hatte eine kommunistische Denkweise, weshalb man bei seinen Vorlesungen überall die Spuren dieser Einflüsse erkennen konnte.
Weil ich mich für Politik nicht interessiere, betrachtete ich den kommunistischen Blick aus der Ferne. Ich interessierte mich damals mehr für die russische klassische Literatur. Als Maklaren uns über Brecht, einige afrikanische Dramatiker und seine eigene Position erzählte, hatte ich keine Lust.
Wie ich mich jetzt erinnere, war ich eine Zeit lang von Brechts Theatertheorie begeistert, die besagt, dass Zuschauer*innen vom Spiel distanziert oder getrennt werden müssen, damit sie alles betrachten und kritisch nachdenken, anstatt mitgerissen zu werden. Einige Zeit habe ich mich auch mit der Theorie beschäftigt. Ich fragte zudem, wie es möglich ist, ein Theaterstück von Gefühlen zu trennen und sich allein auf die Realität zu konzentrieren? Ich habe gedacht, das kann für eine gewisse Zeit funktionieren, aber nicht dauerhaft.
Tesfaye Gebremariam ist ein Regisseur am Nationaltheater Äthiopiens. Er führte bei über 40 Theaterstücken Regie.
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Während meines Studiums der Theatergeschichte an der Addis Ababa University im Jahr 2012 entdeckte ich Brechts Episches Theater, das in einem Entwicklungsland einen bedeutenden Einfluss hat. Das Konzept besagt, dass das Publikum das, was auf der Bühne dargestellt wird, nicht glauben soll. Das Ziel sollte nicht sein, das Publikum in eine falsche Realität und eine illusorische Bühne eintauchen zu lassen. Stattdessen sollte das Ziel darin bestehen, die Gesellschaft zu verbessern, indem ihre tatsächlichen Probleme aufgezeigt werden.
Henok Berihun, Schauspieler
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Meiner Meinung nach bietet Bertolt Brecht äthiopischen Theater- und Performance-Studierenden eine reichhaltige Mischung aus Theatertechniken und ideologischen Erkenntnissen. Sein übergeordnetes Ziel ist es, das Theater von einer reinen Form passiver Unterhaltung zu einem Katalysator für sozialen und politischen Wandel zu machen, der eng mit den äthiopischen Realitäten verbunden ist. Durch unseren Unterricht, das Lernen, das Engagement in der Gemeinschaft und die akademische Forschung werden die Studierenden dazu ermutigt, Produktionen zu entwickeln, die kritisches Denken anregen, anstatt nur emotionale Reaktionen hervorzurufen.
Brechts Methoden sind für meinen Unterricht von unschätzbarem Wert. Als Dozenten nutzen wir seine Theorien, um Unterricht zu Entwicklung und epischem Theater zu geben. Ich leite Workshops zu darstellerischen Fähigkeiten, in denen sich die Studierenden mit Auszügen aus Brechts Werken wie „Mutter Courage und ihre Kinder“ und „Galileo Galilei“ beschäftigen. Diese Texte dienen als Grundlage für den Unterricht in Literaturkritik und regen die Studierenden zum kritischen Denken an. So wurde beispielsweise die experimentelle Inszenierung von Galileo Galilei im Jahr 2018 im Kulturzentrum der Universität Addis Abeba konzipiert, um das kritische Denken der Studierenden im Rahmen ihrer Schauspielpraxis zu fördern. Gleichzeitig wurde „Mutter Courage und ihre Kinder“ im Jahr 2024 in der Amest Performance Hall aufgeführt, wobei der Schwerpunkt auf Bühnenproduktion, Regie und Design lag, um so das Verständnis der Studierenden für Performance-Studien zu vertiefen.
Wir ermutigen die Studierenden, sich in unserem Theaterunterricht mit kritischem Denken und Literaturanalyse auseinanderzusetzen und dabei Brechts Theorien zu nutzen. Sein narratives Schreiben spiegelt eine prozessorientierte philosophische Perspektive wider, die darauf abzielt, soziale Ungleichheiten aufzudecken und die gesellschaftliche Klasse zu befähigen, sich eine gerechtere Gesellschaft vorzustellen. Er nutzte das Theater als Mittel zur Dekonstruktion sozialer Systeme und deckte den Einfluss wirtschaftlicher und politischer Kräfte auf das Leben des Einzelnen und andere Herausforderungen auf. Wir beziehen diese Themen auf die Geschichte, Kultur und politischen Realitäten Äthiopiens und entwickeln so die kritische Perspektive der Studierenden beim Schreiben, Inszenieren, Schauspielern und Aufführen ihrer Träume für das Publikum. In meinen Kursen zu Theaterstücken, kritischem Lesen und Stückanalyse fordere ich die Studentinnen und Studenten auf, die sozialen Strukturen der äthiopischen Kultur, Sozialphilosophie und Geschichte durch Theater kritisch zu hinterfragen. Sie werden ermutigt, das Theater als Plattform zu nutzen, um drängende Themen wie die Herausforderungen des Lebens zu untersuchen. Beispielsweise fördert das Erstellen von Szenen, die die Auswirkungen gesellschaftlicher Herausforderungen darstellen, eine sinnvolle Auseinandersetzung mit dringenden sozialen Problemen in Äthiopien.
In Schauspielworkshops wende ich Brechts Theorien an, um ein kritisches Publikum zu fördern. Brecht sah das Theater als „Hammer“, mit dem man die Realität formen kann, und wollte damit eher intellektuelles Engagement anregen als oberflächliche emotionale Reaktionen provozieren. In diesen Workshops üben die Studierenden, das Publikum mit provokanten Fragen wie „Ist das fair?“ oder „Hätten Sie anders gehandelt?“ einzubeziehen. Dieser Ansatz vertieft das kritische Bewusstsein des Publikums. Brechts Sichtweise auf Geschichte als dynamischen Prozess unterstreicht das Potenzial für gesellschaftlichen Wandel. Er betonte, wie wichtig es sei, alternative Ausgänge historischer Ereignisse aufzuzeigen. Die Studierenden können Szenen entwickeln, in denen sie untersuchen, „was hätte sein können“, wenn andere Entscheidungen getroffen worden wären, und so das transformative Potenzial kollektiven Handelns hervorheben. Ich glaube, dass das Theater eine wichtige Plattform für die Auseinandersetzung mit sozialen Strukturen ist.
Dieser pädagogische Ansatz ermutigt die Studierenden, theatralische Techniken zu nutzen, um drängende Themen wie Vermögensungleichheit und Umweltzerstörung zu hinterfragen. Das Erstellen von Szenen, die die konkreten Auswirkungen von Umweltschäden durch Unternehmen auf verschiedene Gemeinschaften veranschaulichen, fördert ein tieferes Engagement für diese dringenden sozialen Probleme und regt zum Nachdenken an. Darüber hinaus ist die Förderung eines kritischen Publikums von zentraler Bedeutung für diesen pädagogischen Rahmen. Brechts Vision vom Theater als „Hammer” betont die Notwendigkeit intellektuellen Engagements gegenüber oberflächlichen emotionalen Reaktionen. Die Studierenden werden dazu angeleitet, aktiv mit den Zuschauer*innen zu interagieren und Fragen wie „Ist das gerecht?” oder „Wie würdest du reagieren?” zu stellen, um das kritische Bewusstsein zu schärfen und die aktive Teilnahme am gesellschaftlichen Diskurs anzuregen. Schließlich ermöglicht Brechts Sichtweise auf Geschichte als formbaren Prozess die Erforschung alternativer Wege und Ergebnisse. Er argumentierte, dass die Gesellschaft zu Veränderungen fähig sei und das Theater verschiedene „Was-wäre-wenn”-Szenarien veranschaulichen könne, indem es alternative Entscheidungen und deren Konsequenzen vorstellt. Für die Studierenden bedeutet dies, Szenen zu entwickeln, die „was hätte sein können“ untersuchen und so das transformative Potenzial kollektiven Handelns hervorheben und Hoffnung auf soziale Evolution wecken. Auf der Grundlage dieser Theorien versuchen die Studierenden, ihre Multimedia-Produktionen in verschiedenen Performance-Kursen zu interpretieren.
Mein Eindruck von Brecht ist, dass er neue Perspektiven auf die Darstellung und Repräsentation von Theater und Kunst in verschiedenen Formen vermittelt. Er deckt bestehende Realitäten auf und hinterfragt sie, ohne Illusionen zu schaffen, indem er verschiedene philosophische Gedanken aus seiner einzigartigen Perspektive theoretisiert und konfrontiert. Dies gibt mir die Freiheit, Selbsttext- und Subtextinterpretationen in der Performance zu erforschen und meine eigene Version der Performance-Identität im Bereich von Bühne und Leinwand zu schaffen. Darüber hinaus möchte ich auf der Grundlage seiner Theorien neue Versionen von Performance-Therapie-Fähigkeiten für das Schauspiel in Theaterstücken entwickeln, um den Teilnehmer*innen zu helfen, ihre psychologischen Herausforderungen durch das Theater als Instrument zur Unterstützung von Einrichtungen für psychische Gesundheit anzugehen.
Dr. Paulos Aemero ist Interim-Dekan der Fakultät für Theaterkunst, Film der Addis-Abeba-Universität Forscher bei Afrikastudien für Kunst, Medien und Kultur; Autor, Performer und Berater für kreative Kunstwerke.
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