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Ausgesprochen ... posthuman
Wie Technologien uns in Krisenzeiten helfen

Nahaufnahme eines bunten Codes, der nur in der Mitte zu erkennen ist. Der Rest ist verschwommen.
Informationstechnologie: Eine wertvolle Ressource im Krisenmanagement. | Foto (Detail): Markus Spiske © Unsplash

In einer Zeit, da zwischenmenschliche Kontakte zu einem Gesundheitsrisiko geworden sind, schildert Liwen Qin, wie Fortschritte in der Digitalisierung uns helfen können, mit der globalen COVID-19-Pandemie zurechtzukommen.

Von Liwen Qin

 

Seit die COVID-19-Pandemie in China ihren Anfang nahm und sich dann in der ganzen Welt ausbreitete, ringen Regierungen, Firmen und Individuen darum, mit den enormen Beeinträchtigungen in ihrem Alltag zurechtzukommen. Im Januar und Februar 2020 schränkte die chinesische Regierung die Bewegungsfreiheit von 100 bis 500 Millionen Menschen ein. Betriebe und Schulen wurden für etwa sechs bis sieben Wochen weitgehend geschlossen. In Zeiten, in denen menschlicher Kontakt ein Risiko ist, hat Informationstechnologie stark dazu beigetragen, die negativen Auswirkungen dieser unerwarteten Krise abzumildern.

Nahrung und Hygiene in der Quarantäne

Die größte Herausforderung für Menschen, die während einer städtischen Ausgangssperre oder einer häuslichen Quarantäne zuhause bleiben müssen, ist das Abdecken des täglichen Bedarfs an Nahrungsmitteln und Hygieneartikeln. In China wurden Lieferdienste und der hochentwickelte Onlinehandel zum Rettungsanker für zahlreiche Haushalte. Mancherorts reduzierten automatisierte Paketsortierung, selbstfahrende Autos, Drohnen und Packstationen (eine Art Briefkasten für Pakete) menschlichen Kontakt auf ein Minimum.

Künstliche Intelligenz in der Diagnostik

Die Knappheit medizinischer Ressourcen während einer globalen Pandemie ist eine weitere Herausforderung. In China hatten Krankenhäuser während der ersten Phase der COVID-19-Ausbrüche nicht genügend Kapazitäten. Viele Kranke konnten nicht auf das Virus getestet oder behandelt werden. Eine Reihe von Internetfirmen und Lokalverwaltungen richtete rasch virtuelle medizinische Beratungsplattformen ein. Statt ein Krankenhaus aufzusuchen, konnten Nicht-Infizierte durch eine Online-Konsultation mit Ihren Ärzt*innen vermeiden, sich in Praxen oder Krankenhäusern mit dem Virus anzustecken. Künstliche Intelligenz (KI) unterstütze Lokalregierungen dabei, regionale Ausbrüche vorherzusagen. KI-Dienste wurden auch in Krankenhäusern eingesetzt, um Patient*innen zu diagnostizieren, bei denen Verdacht auf COVID-19 bestand. Die Belastung auf überfüllte Krankenhäuser wurde durch diese Technologien massiv reduziert. Der Nutzen begrenzter medizinischer Ressourcen wurde maximiert, um die enorme Herausforderung zu bewältigen, die das neuartige Virus darstellt.

Digitaler Bildungsalltag

Online-Streaming- und Lernsoftware halfen zuhause festsitzenden Lehrer*innen und Schüler*innen dabei, ihre Schulbildung fast wie gewohnt fortzuführen. Lehrer*innen fanden mit der Zeit Methoden, um nicht nur abstrakte Fächer wie Mathematik und Sprachen online zu unterrichten, sondern auch praxisorientierten Unterricht wie Kunst, Musik und Sport per Fernunterricht zu lehren. Es konnte für die Nachbarn gelegentlich etwas nervig werden, wenn auf dem Stockwerk über ihnen ein Kind mit virtueller Sportlehrerin herumhüpfte. Aber in Zeiten wie diesen braucht es eben gegenseitige Toleranz und Verständnis.

Homeoffice: schön, als Option

Firmen mit zwingendem Offlinebetrieb, etwa Fertigungsbetriebe und Veranstalter, sind von den Folgen der Pandemie schwer betroffen. Aber Betriebe, bei denen sehr viel digital erledigt werden kann, stellen zur Zeit fest, dass im Notfall auch Telearbeit gut funktionieren kann. Mithilfe von Online-Konferenzsystemen, Chat-Software, File-Sharing-Diensten etc. gelingt es großen Firmen, einen ziemlich reibungslosen Betrieb aufrecht zu erhalten. Der einzige Unterschied ist, dass „Büros“ nun in die Schlaf- oder Arbeitszimmer von Familien verlegt wurden. Angestellte machen Überstunden, ohne das Zuhause als Rückzugsort zu haben. Vielen Menschen dürfte zum ersten Mal bewusst werden, wie sehr sie sich nach ihrem Büro sehnen.

Bleiben wir human!

Bevor wirksame Medikamente oder eine Impfung gegen COVID-19 entwickelt werden, was noch ein oder zwei Jahre dauern kann, werden diese neuen Organisationsformen und Lebensstile in vielen Teilen der Welt wohl ganz normaler Alltag werden. Das Wichtigste jedoch, das uns die Informationstechnologie gegeben hat, sind nicht Nahrungsmittel, Schulbildung oder ein Einkommen, sondern die Möglichkeit, emotionale Bindungen aufrecht zu erhalten. Diese sind genauso grundlegend wie alles andere.

 

„Ausgesprochen…“

In unserer Kolumnenreihe „Ausgesprochen …“ schreiben im wöchentlichen Wechsel Liwen Qin, Maximilian Buddenbohm, Dominic Otiang’a und Gerasimos Bekas. Liwen Qin beobachtet in „Ausgesprochen … posthuman“ den technischen Fortschritt und wie er unser Leben und unsere Gesellschaft beeinflusst: im Auto, im Büro und an der Supermarktkasse.

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