In seinem Film Where to invade next schlägt Michael Moore der amerikanischen Regierung vor, statt Truppen, Schätze aus aller Welt nach Amerika bringen zu lassen. So marschieren wir, die Zuschauer, mit Moore in neun Länder der Wohlstandsgesellschaft ein, auf der Suche nach dem Besten, was das jeweilige Land zu bieten hat.
In Frankreich wird in jeder Schulkantine das Konzept ausgewogener Ernährung vermittelt, in Sexualkunde das erste Mal als unvergessliches Ereignis vorbereitet. Aus Deutschland nimmt Moore die Art der Wiederaufarbeitung unserer dunklen Geschichte mit, aus Portugal die Entkriminalisierung von Drogen. Und was staunt der Amerikaner im norwegischen Hochsicherheitstrakt: Jeder wird als Mensch behandelt, den es zu rehabilitieren gilt. Statt der amerikanischen 80-prozentigen Rückfallquote sind es nur 20 Prozent – und das bei unbewaffneter Polizei.
Frauen anders als Männer
Aus Tunesien importiert Moore Frauenkliniken, die vor allem Abtreibungen durchführen. Gleiche Repräsentation von Männern und Frauen in gewählten Gruppen ist Bürgern beider Geschlechter ein so großes Anliegen, dass sie dafür auf die Straße gehen. (Verorten wir doch die nächste Vorstandswahl des Bundesverband der Film & Fernsehschauspieler nach Tunesien)
In Island darf ein Betrieb maximal 60 Prozent Männer oder Frauen beschäftigen. Das Bankensystem, als einziges nicht paritätisch besetzt, brach 2008 zusammen. Nur eine, von Frauen geführte, Bank überstand die Krise unbeschadet. „Frauen seien anders als Männer in der Lage, über das eigene Ego hinaus für das Wohl aller zu denken“, behauptet Moore und stiehlt das Rechtssystem mithilfe dessen alle für den Bankencrash verantwortlichen Männer vor Gericht gebracht wurden.
Am Ende des Filmes zeigt Moore unzählige Frauen, die die Welt regieren sollten. Sie blicken stumm in die Kamera, darüber Moores Voice-over. Diesen filmischen Fauxpas hätte er sich sparen können, doch die Frage „Was ist das Beste am Anderen, das ich von ihm lernen möchte? ist die invasive Reise mit ihm wert.
