Wanted: Filmfrauen jenseits der Opferrolle

MerylStreep
MerylStreep | Creative Commons

Mia Hansen-Løves "L'Avenir" (Die Zukunft), einer der zwei von 21 Wettbewerbs-Beiträgen von Regisseurinnen,  gewinnt den Silbernen Bären. Dass Frauen es immer wieder schaffen, bei so geringer Vertretung „die eine Beste“ zu sein, beeindruckt mich zutiefst.
Vor drei Jahren hat eine Schauspielerin beschlossen, dass es reicht mit der Genderapartheit.


Seitdem zählt sie systematisch: z.B. Wie viele Frauen haben von Anbeginn der Berlinale den Goldenen Bären für die beste Regie bekommen? Vier.
Sie erschafft diese ernüchternden Tabellen. Das rosa Stück vom Kuchen zeigt die männliche Beteiligung, das blaue die Weibliche.
Was, wenn es andersherum wäre? Wenn Frauen den Hauptteil der Regisseure stellten? Ich wäre dann womöglich längst eine mittelmäßige bis gute Regisseurin, die im Alter Brillanz erreicht. Wie Agnés Varda. Wobei die schon ziemlich früh genial und erfolgreich war. Sie ist die einzige Regisseurin, die ich kenne, die für ihr Lebenswerk ausgezeichnet wurde. Allerdings nicht auf der Berlinale. 
Es wurde keine Regisseurin in einer Hommage ausgezeichnet. Nicht auf dem (politischen) A-Festival Berlinale. Wenn Frauen ausgezeichnet wurden, dann waren es Schauspielerinnen.

Extreme Leinwand-Heldinnen? 

Doch noch schwieriger zu messen als die Anzahl der Filme von Regisseurinnen ist die Diversität von medialen Frauenfiguren. Wo werden uns Frauenbilder jenseits der vorherrschenden Gendernormen erzählt?
Unter den Filmen, die ich auf der diesjährigen Berlinale gesehen habe, waren nur zwei, in denen agierende Frauen jenseits der Opferrolle gezeigt wurden. Frauen, die ganz selbstverständlich miteinander kommunizieren. (Allen voran: Grüße aus Fukushima,  gefolgt von Maggies Plan). Wenn man die nachgewiesene Rückkopplung von Film auf die Realität in Betracht zieht, eine bedenkliche Bilanz.
Waren sie wirklich die Ausnahme? Die älteren, charakterstarken, verschrobenen, lustigen, die extremen, die ekeligen, oder auch unangenehmen Leinwand-Heldinnen?