Grünes Reisen
Für die Natur sensibilisiert

© Bergwaldprojekt e.V.
© Bergwaldprojekt e.V.

Urlaub verbinden die Norweger vor allem mit ihrer „Hytte“ im Wald, im Einklang mit der Natur und fernab der Zivilisation. Die Deutschen zieht es in den Ferien besonders zum Strand – den Geruch von Sonnencreme in der Nase und feinen Sand zwischen den Zehen. Die Umwelt möglichst wenig dabei zu strapazieren sollte dabei für alle Ziel sein. Ressourcenschonendes Reisen ist möglich.

Die Vereinten Nationen haben 2017 zum Jahr des nachhaltigen Tourismus für Entwicklung erklärt. Nachhaltigkeit – das bedeutet zum Beispiel gerechte Bezahlung und geregelte Arbeitszeiten für Mitarbeiter in den Urlaubsländern. Außerdem sollen Kultur und Tradition vor Ort bewahrt und respektiert werden. Ein weiterer wichtiger Aspekt ist das umweltschonende Reisen.

Neben Mitbringseln für Zuhause und schönen Fotos bleiben von dieser Zeit des Jahres oft auch umweltschädliche Treibhausgase zurück, als ungute Spur des Tourismus. Natürlich, wer umweltfreundlich reisen möchte, kann auch zuhause auf dem Balkon bleiben. Trotzdem muss auf das Reisen an sich noch lange nicht verzichtet werden. Beispiele aus Norwegen und Deutschland zeigen, wie einfach und abwechslungsreich grüner Tourismus sein kann.
 
„Während einer dreiwöchigen Reise verbrauche ich vielleicht zehn Liter Diesel“ erklärt Björn Faafeng, Mitglied des “Norges Naturvernforbund“ in Oslo und Akerhus (NOA). Der Biologe verbringt seinen Urlaub am liebsten auf seinem Segelboot. In seiner Freizeit ist er viel im Wald und an der Küste unterwegs. Die Umwelt liegt ihm sehr am Herzen. Mit seinem Verein bietet er einmal im Jahr eine geführte Tour durch ein Waldstück in Oslo an. So möchte er den Leuten die Natur näher bringen. Auf der Internetseite des NOA findet man weitere Wanderrouten mit Informationen zu verschiedenen Pflanzen und Tieren entlang der Strecke.

Norweger der Natur Näher?

Ausflüge wie diese verbinden Norweger gerne mit Übernachtungen in einfachen Holz-Häuschen. Landesweit gibt es mehrere hundert Hütten, häufig ohne Strom und Wasser. Faafeng mietet solche Unterkünfte selten. Er nimmt stattdessen lieber sein Zelt. In Norwegen ist wildes Camping erlaubt – vorausgesetzt man hält den Mindestabstand von 150 Metern zum nächsten Privatgrundstück ein. „Norweger sind nicht unbedingt umweltfreundlicher als andere Nationen, aber wir leben in einem Land mit viel Platz. Vielleicht sind wir dadurch der Natur etwas näher“, erklärt der Biologe. Tatsächlich kommen in Norwegen auf einen Quadratkilometer circa 14 Einwohner. Zum Vergleich: In Deutschland sind es etwa 230 Menschen.Norwegen hat inzwischen als erstes Land ein nationales Zertifikat für nachhaltigen Tourismus eingeführt. Mittlerweile gibt es acht Reiseziele, die mit dem Titel „Sustainable Destination“ ausgezeichnet wurden. Das Qualitätssiegel wird an Orte verliehen, die die Umweltauswirkungen des Tourismus reduzieren und dabei die Einwohner und deren Kultur respektieren.
 
Eine vergleichbare Auszeichnung gibt es auch in Deutschland. Der Bundeswettbewerb „Nachhaltige Tourismusdestinationen“ zeichnet dieses Jahr zum zweiten Mal ein Reiseziel aus, das Nachhaltigkeitsleistungen vornimmt.

Früh Morgens aufstehen

Lena Gärtner beim Zaunbau im Spessart © Bergwaldprojekt e.V.
Beim Bergwaldprojekt in Deutschland beispielsweise kann man seinen Urlaub aktiv mit Naturschutzarbeit verbinden. Der von Greenpeace initiierte Verein organisiert jedes Jahr Projektwochen, um Forstarbeiten in unterschiedlichen Biotopen zu unterstützen. Unterkunft und Verpflegung sind kostenlos. „Die Teilnehmergruppen sind bunt gemischt. Von 18 bis 80 ist alles dabei.“, erklärt Lena Gärtner. Gärtner ist eine der wenigen Festangestellten des Bergwaldprojekts, der Großteil besteht aus ehrenamtlichen Mitarbeitern. Auch hier zeigt sich eine große Vielfalt: Unter ihnen sind etwa Physiker, Grafiker und Schauspieler.

Während der Woche gibt es die Möglichkeit, sich mit dem leitenden Förster über die Arbeit auszutauschen. „Das Projekt soll sich nicht nur auf die Arbeit im Wald beschränken. Uns ist es wichtig, dass die Leute für die Natur sensibilisiert werden und Wissen mitnehmen, um den eigenen Alltag nachhaltiger zu gestalten.“, erzählt Gärtner. Die studierte Germanistin hat viel Zeit in der Bibliothek oder am Schreibtisch verbracht. Sie genießt es, beim Bergwaldprojekt in die Natur zu kommen und neue Leute kennenzulernen. Frühes Aufstehen, vegetarisches Essen und eine einfache Unterkunft – die Teilnehmer müssen sich an vieles gewöhnen. Doch die harte Arbeit schweißt auch zusammen: „Bei mir sind richtig gute Freundschaften entstanden“, so Lena Gärtner. „Häufig verabreden sich die Leute für ein gemeinsames Projekt im nächsten Jahr“.

Nachhaltig wandern Foto: ©Pixabay

Björn und Lena zeigen, wie einfach es ist, sich in der Nähe eine Auszeit zu gönnen und den Umweltschutz dabei nicht aus den Augen zu verlieren. Eine weitere Möglichkeit sind sogenannte Kompensationsanbieter. Mit dem gespendeten Geld werden beispielsweise Klimaschutzprojekte unterstützt. WWF empfiehlt dabei auf den so genannten „Gold Standard“ zu achten, ein von ihnen unterstütztes Zertifikat. So kann man sicherstellen, dass die Initiativen tatsächlich Treibhausgase reduzieren und zur Nachhaltigkeit beitragen.