Ariane Koch & Dinçer Güçyeter

Lesung Koch/Gücyeter © Goethe-Institut

Di, 06.06.2023

18:00 Uhr

Goethe-Institut

Lesung

Die Aufdrängung: Eine junge Frau fristet ihr Dasein in einem zu großen Haus in einer zu kleinen Stadt neben einem dreieckigen Berg. Als dort ein Gast auftaucht, nimmt sie ihn kurzerhand bei sich auf. Der Gast ist ihr so vielversprechend neu wie fremd und wird schnell zum einnehmenden Mittelpunkt, aber auch Opfer inquisitorischer Machtfantasien. Bis er den Fängen der zunehmend obsessiven Hausherrin schließlich entkommt und sie selbst, wieder allein, eine lang ersehnte Reise antritt und nun ihrerseits zur Gästin wird.

Unser Deutschlandmärchen ist eine Familiengeschichte in vielen Stimmen. Frauen mehrerer Generationen und der in Almanya geborene Sohn erinnern sich in poetischen, oft mythischen, kräftigen Bildern und in Monologen, Dialogen, Träumen, Gebeten, Chören. Dinçer Güçyeter erzählt vom Schicksal türkischer Griechen, von archaischer Verwurzelung in anatolischem Leben und von der Herausforderung, als Gastarbeiterin und als deren Nachkomme in Deutschland ein neues Leben zu beginnen.

Bild © Heiko Steinweg Ariane Koch (*1988, Basel) studierte Bildende Kunst und Interdisziplinarität. Sie schreibt Theater-, Performance- und Prosatexte – manchmal in Kollaboration. Ariane Koch erhielt verschiedene Aufenthaltsstipendien. Sie war Hausautorin am Luzerner Theater (2015/16), stand mit der Theatergruppe GKW mit dem Stück Extase auf der Shortlist des Stückemarktes beim Theatertreffen der Berliner Festspiele (2017). Ihr Stück Die toten Freunde (Dinosauriermonologe) erhielt den 1. Else Lasker-Schüler Stückepreis (2022). 2021 ist Ariane Kochs Debütroman Die Aufdrängung beim Suhrkamp Verlag erschienen und wurde mit dem Aspekte-Literaturpreis (2021) und einem Schweizer Literaturpreis (2022) ausgezeichnet. Die Aufdrängung wird aktuell in acht Sprachen übersetzt und kam kürzlich am Theater Basel als Inszenierung auf die Bühne. Seit 2019 unterrichtet Ariane Koch am Institut für Vermittlung von Kunst und Design an der Hochschule für Gestaltung und Kunst in Basel (HGK). In der Spielzeit 2022/23 ist sie außerdem als Hausautorin am Theater Basel tätig.


Bild © palagrafie Dinçer Güçyeter, 1979 in Nettetal geboren, ist ein deutscher Theatermacher, Lyriker, Herausgeber und Verleger. Er wuchs als Sohn eines Kneipiers und einer Angestellten auf. Von 1996 bis 2000 absolvierte er eine Ausbildung als Werkzeugmechaniker. Zwischenzeitlich war er als Gastronom tätig. Im Jahr 2011 gründete Dinçer Güçyeter den ELIF Verlag. Dieser hat sich Lyrik zum Schwerpunkt gesetzt. Seinen Verlag finanziert er bis heute als Gabelstaplerfahrer in Teilzeit. Er ist Mitgründer des PEN Berlin. Im Jahr 2012 erschienen seine beiden Lyrikbände „Anatolien Blues“ und „Ein Glas Leben“. Im Jahr 2017 erschien „Aus Glut geschnitzt“. Im Jahr 2021 folgte „Mein Prinz, ich bin das Ghetto“. Im Jahr 2022 wurde er für dieses Werk mit dem Peter-Huchel-Preis ausgezeichnet. Im Herbst 2022 erschien unter dem Titel „Unser Deutschlandmärchen“ im Verlag mikrotext sein erster Roman. Im April 2023 erhält Dinçer Güçyeter den Kurt-Wolff-Förderpreis. Dinçer Güçyeter hat in der Kategorie Belletristik den angesehenen Preis der Leipziger Buchmesse gewonnen.

Saniye Ünsal © privat Moderation: Saniye Ünsal Ünalan 
Geboren 1981 in Bochum-Wattenscheid. Nach dem Studium der deutschen Sprache und Literatur an der Ege Universität (Izmir) promovierte sie über die Mythenrezeption in der deutschsprachigen Literatur des 20. Jahrhunderts an der Ege Universität (Izmir, Türkei). Lehrt und forscht als Professorin an der Abteilung für deutsche Sprache und Literatur der Ege Universität. Ihre Forschungsschwerpunkte und Publikationen sind in den folgenden Bereichen: Interkulturelle Literaturwissenschaft und deutschsprachige Gegenwartsliteratur, türkisch-deutsche Literatur, deutschsprachige Literatur des 20. Jahrhunderts, Literatur und Gender, Postkolonialismus und Kulturkritik.

Publikationen u.a.: Mythenrezeption als Weiblichkeitskonstruktion. Mythologische Geschlechterdiskurse in der deutschsprachigen Literatur des 20. Jahrhunderts. Wien u.a.: LIT Verlag 2011; Interkulturelle Begegnungsräume. Neue Identitätskonstruktionen in der türkisch-deutschen Gegenwartsliteratur. Würzburg: Königshausen und Neumann 2013.

 

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