Ausstellung - verlängert Der Vogel ist nicht zu sehen, doch sein Gesang ist im Baum

Banner / Der Vogel ist nicht zu sehen, doch sein Gesang ist im Baum Bild: © Eda Gecikmez, Design: © Barek

Do, 16.06.2022 –
So, 18.09.2022

Goethe-Institut Ankara (Galeri Vitrin)

Das Goethe-Institut Ankara zeigt in seiner Galeri Vitrin Eda Gecikmezs Einzelausstellung “Der Vogel ist nicht zu sehen, doch sein Gesang ist im Baum”. Die Ausstellung, die die Migrationsgeschichte des Weißohrbülbüls zu ihrem Ausgangspunkt nimmt und von einer Gesprächsreihe begleitet wird, kann vom 16. Juni bis zum 18. September 2022 besucht werden.

Mit seiner weißen Wangenfärbung und den nur schwer wahrnehmbaren blassen Augenringen ist der Weißohrbülbül – Pycnonotus Leucotis – eines der Lebewesen, die vom Krieg in Syrien betroffen sind. Das natürliche Gleichgewicht der Bülbüls, die in der sich entlang des Flusses Euphrat erstreckenden Region Deir Ez Zor leben, wurde durch den Krieg gestört. Wie Millionen anderer Geflüchteter waren sie gezwungen, ihre Lebensräume aufzugeben und in der Türkei Zuflucht zu suchen. Der ab 2013 im Landkreis Birecik der Provinz Urfa gesichtete Weißohrbülbül wurde mittlerweile in den nationalen Vogelbestand der Türkei aufgenommen.
 
In ihrem Forschungsprojekt, mit dem sie 2016/2017 in Ashkal Alwan - The Lebanese Association for Plastic Arts in Beirut begann, konzentriert sich Eda Gecikmez, der Spur des vertriebenen Vogels folgend, auf die sich aufschichtenden und sich gegenseitig durchdringenden Geschichten. Das im Laufe ihrer Forschung zusammen getragene Bildmaterial übersetzt Gecikmez in Tuschezeichnungen. So erzeugt sie eine visuelle Konzentration und lässt den Fluss Euphrat als einen anderen zentralen Akteur dieser Region über die Bildercollage wandern. Mit den Zeichnungen und dem Strom des Flusses vermischt sich eine von der Künstlerin verfasste Textcollage, die die Ausstellung in Form einer Broschüre begleitet.

Während der Ausstellung werden in einer Gesprächsreihe mit Gästen aus unterschiedlichen Disziplinen die theoretischen Bezüge des Projektes besprochen.


Programm der Gesprächsreihe:

18.06.2022, 16.00 - Eda Gecikmez & Tuçe Erel, Goethe-Institut Ankara
22.06.2022, 20.00 - Engin Sustam & Aylin Vartanyan Dilaver, Goethe-Institut Ankara YouTube-Kanal
29.06.2022, 20.00 - Nesrin Algan & Kerem Ali Boyla, Goethe-Institut Ankara YouTube-Kanal
06.07.2022, 20.00 - Ömür Harmanşah & Zeynep Sayın, Goethe-Institut Ankara YouTube-Kanal

Leiterin des öffentlichen Rahmenprogramms: Tuçe Erel


Eda Gecikmez (geb. 1984 in Istanbul) schloss 2010 ihr Studium an der Abteilung für Malerei der Mimar Sinan Universität der Schönen Künste ab, im Rahmen dessen Sie auch ein Jahr an der Fakultät für Schöne Künste der Polytechnischen Universität Valencia in Spanien absolvierte. 2015 wurde sie eingeladen zum Artist-in-Residence-Programm der Cittadellarte der Fondazione Pistoletto, das Aufenthalte in Biella/Italien und in der Kultivera in Tranås/Schweden umfasste. Zwischen 2016 und 2017 absolvierte sie das künstlerische Bildungsprogramm “Home Workspace” der Ashkal Alwan - The Lebanese Association for Plastic Arts. 2019 schloss sie ein Masterstudium am Institut für Sozialwissenschaft der der Fakultät für Kunst und Design der Yıldız Technischen Universität ab. Seit 2004 hat sie mir ihren Arbeiten an zahlreichen Ausstellungen und Kunstprojekten teilgenommen.

Gegenstand von Eda Gecikmezs gegenwärtigen Arbeiten sind Gender, Identität und städtische Politik im Kontext von Konzepten des Körpers und Raums. Sie verbindet soziale und politische Transformationen mit Kunstgeschichte und richtet ihre Aufmerksamkeit auf das Heute, wobei sich ihre Perspektive aus Vergangenem und Fantasien einer möglicher Zukunft nährt. Gecikmez, die gegenwärtig das Proficiency-in-Art-Programm an der Abteilung für Malerei der Hacettepe Universität absolviert, wird durch die Galeri Nev in Ankara repräsentiert. Die Künstlerin lebt und arbeitet in Istanbul und Ankara.


Tuçe Erel (geb. 1981 in Ankara) ist eine freie Kuratorin, Autorin und Kulturarbeiterin in Berlin. Sie studierte bis 2005 Soziologie an der Middle East Technical University in Ankara und schloss 2009 das Masterprogramm Kunsttheorie und -kritik an der Anadolu Universität in Eskişehir ab. 2015 beendete sie ein zweites Masterprogramm, Art Policy and Management (mit Schwerpunkt Kuratierung) an der Birkbeck University of London. Im Februar 2017 kuratierte sie zusammen mit Seval Şener die Ausstellung “Now You are Here” in Arte Sanat, Ankara, und übernahm die Kuratierung von “Fabric/ate” im Schneidertempel in Istanbul. 2019 kuratierte sie “Hactivate Yourself” im 1a Space in Hong Kong und war eine der Kurator*innen der Ausstellungen “Leviathan: A Capitalocene Beastiarum” (Berlin, 2021), “Sentient Matter” (Leipzig, 2021) und “Hackers, Makers, Thinkers: Collective Experiments in Social Fermenting” (Berlin, 2022).

Ihr kuratorisches Interesse richtet sich auf Praxen der Archivierung, Ökologie, Anthropozän, Posthumanismus und postdigitale Theorien. Erel bringt ihre soziologische Bildung in ihre kuratorische Forschung ein, wobei sie konventionelle Methodologien der Sozialwissenschaften gern abwandelt und infrage stellt. Seit einigen Jahren untersucht sie das Konzept Hacking als Weg der Erprobung anderer Konzepte wie Bio-Macht, Anthropozän, ökologische Krise, Naturkulturen, nicht-menschliches Handeln, künstlerische Spekulation und Imagination. Seit Dezember 2019 ist sie Mitglied des Art Laboratory Berlin, wo sie an Programm zum Thema Hybrid Art mitwirkt.

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