Kino Goethe-Kino präsentiert „Die Architekten“, einen Film von Peter Kahane.

Die Architekten Divulgação

Fr, 28.06.2019

18:30 Uhr – 21:00 Uhr

Bibliothek

Auf die Vorführung folgt eine Diskussionsrunde mit dem Filmemacher und Kurator Thiago Brito

"Die Architekten" von Peter Kahane ist der Film, der diesen Monat in unserem Goethe-Kino gezeigt wird, einer Initiative der Bibliothek des Goethe-Instituts in Rio de Janeiro. Der Vorstellung folgt ein Gespräch mit dem Filmemacher und Kurator Thiago Brito. Und das Popcorn geht auf uns!

"Die Architekten"
Regie: Peter Kahane. Deutschland, 1990, 102 Min.

Daniel Brenner (Kurt Naumann) ist Ende 40 und frustrierter Architekt, der in seinem Beruf nicht glänzen konnte. Meist sitzt er untätig in seiner Wohnküche und zeichnet Stillleben. Da erhält er plötzlich die Chance seines Lebens: Als Chefarchitekt soll er das gesellschaftliche Zentrum eines aus dem Boden gestampften Wohnbezirks entwerfen. Doch schon bei der Suche nach seinen ehemaligen Kommilitonen stößt er auf erste Grenzen: Einer ist Schäfer geworden, der Andere kellnert, ein Dritter hat sich in den Westen abgesetzt.

Schließlich gelingt es ihm doch, sechs Kolleginnen und Kollegen seines Vertrauens nach Berlin in seine Arbeitsgruppe zu holen. Das Team entwickelt ehrgeizige Pläne, will alles anders machen. Schon bald erweist sich jedoch, dass kaum einer der kühnen Gedanken umsetzbar sein wird. Brenner, eben noch als Rebell angetreten, findet sich mehr und mehr in der Rolle eines Vermittlers wieder. Bald ist er selbst Teil des Systems geworden, das er eigentlich grundsätzlich umgestalten wollte. In seinem blinden Enthusiasmus für das Bauprojekt zeigt sich Brenner außerstande, sein eigenes privates Umfeld überhaupt noch wahrzunehmen. Er bemerkt nicht die Verbitterung seiner Frau, die mental bereits alle Phasen der Desillusionierung durchlaufen hat und nach einer radikalen Veränderung in ihrem Leben drängt.
 
Peter Kahane (Jahrgang 1949) gehört zur „Lost Generation“ der DDR-Filmemacher/innen, die, wenn überhaupt, erst im Endstadium der DEFA kreativ zum Zuge kamen. Personalstau, der geringe Ausstoß an Filmproduktionen und inhaltliche Zensur führten dazu, dass eine ganze Reihe von hoffnungsvollen Talenten in eine unbestimmte Warteschleife geriet. Wie Jörg Foth, Herwig Kipping, Karl Heinz Lotz, Petra Tschörtner, Tony Loeser, Dietmar Hochmuth, Jan Bereska und andere gehörte auch Peter Kahane zu jenen Regisseuren und Regisseurinnen, die potentiell für einen Innovationsschub bei der DEFA geeignet gewesen wären, aber letztlich keine Chance erhielten.

Auf fast gespenstische Weise reproduziert Kahanes Film diese Konstellation, nur dass keine DEFA-Filmschaffenden im Zentrum des Geschehens stehen sondern Architekten. Ein durchaus nahe liegendes Gleichnis: Architektur wie Film sind von relativ langen Vorbereitungsphasen und entsprechender Beharrlichkeit abhängig, benötigen hohen personellen und materiellen Aufwand und bewegen sich an der Schnittstelle zwischen künstlerischem Anspruch und Gebrauchswert. Indem der Architekt Brenner als Scheiternder beschrieben wird, beschwört der Regisseur Kahane auch das eigene Scheitern innerhalb des sich als stärker erweisenden Systems.
 

 

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