Goethe bei SANFIC

About a girl © Imbissfilm / Bastian Fischer

15. bis zum 22. August 2021

Das Filmarchiv des Goethe-Instituts hat sich seit den Anfängen des Internationalen Santiago Filmfestivals, SANFIC, aktiv daran beteiligt. SANFIC feiert jetzt die Version 17, und zum zweiten Mal wird das Festival nur online stattfinden.
Unter den deutschen Filmen im Programm gibt es mehrere Highlights, wie “Exil” von Visar Morina, im internationalen Wettbewerb. Ausserdem werden die neuesten Filme von wichtigen Filmmeister zu sehen sein, wie Christian Petzold, mit “Undine”, und Oskar Roehler mit “Enfant Terrible”, eine Rekreation des Lebens und Filme von Rainer Werner Fassbinder. Der Goethepreisgewinner vom letzten DOK Leipzig, “Die Wächterin” von Martina Priessner, wird auch Teil der Filmauswahl sein. In der Kinderfilmsparte SANFIC EDUCA wird es viele Abenteuern für Kinder und Jugendliche geben, mit den Filmen “About a girl” von Mark Monheim und  “Die Pfefferkörner und der Schatz der Tiefsee“, von Christian Theede.
Alle Filme werden gratis, aber mit beschränkten Tickets, auf der Festivalwebseite zu sehen sein: www.sanfic.com.
 
FILMINHALTE

 
„Exil“ (2020)
Regie: Visar Morina

Zunächst hängt eine tote Ratte am Gartenzaun. Dann findet das Meeting in einem anderen Raum statt, aber niemand hat Xhafer informiert, den aus dem Kosovo stammenden erfolgreichen Ingenieur mit Reihenhaus, Frau und Kindern, bestens in Deutschland integriert. So scheint es, so sieht er es – aber sehen das auch die anderen so? Zunehmend bekommt Xhafer das Gefühl, bewusst schikaniert und ausgegrenzt zu werden, wirkt immer angespannter, als könne er jeden Moment explodieren. Aber wird Xhafer tatsächlich bewusst gemobbt oder ist er nur hypersensibel? Verhalten sich seine Kollegen abweisend, weil er ein „Ausländer“ ist, oder finden sie ihn nur als Mensch unsympathisch, wie seine Frau ihm einmal entgegenschleudert; denn auch diese Beziehung funktioniert alles andere als reibungslos. Im oft unpersönlich und beinahe trostlos wirkenden Setting einer mittelständisch erfolgreichen deutschen Existenz erzählt Regisseur Visar Morina ein spannendes Psychodrama um Fragen wie Integration, Zugehörigkeit und Entfremdung, aber auch wie ein Identitätskonstrukt in Paranoia umkippen kann.
Trailer: https://www.youtube.com/watch?v=lwi9Rf6CkUY

 
„Undine” (2020)
Regie: Christian Petzold

Eine übernatürlich schöne Frau, die jeden Mann liebt, der sie ruft, ihn jedoch töten muss, wenn er sie verlässt – das ist der mythische Wassergeist Undine. An Land und bei den Menschen kann sie nur leben, wenn sie einen Geliebten hat. Christian Petzold variiert den romantischen Mythos von der geheimnisvollen Wasserfrau zu einer Erzählung über eine entzauberte Gegenwart. Und er modernisiert, in der Nachfolge von Ingeborg Bachmanns Erzählung Undine geht, die Fantasie von der verhängnisvollen Wasserfrau zum Projekt eines Ausstiegs aus einer alternativlosen Wiederholungsschleife. Denn seine Undine (Paula Beer) wehrt sich ebenso gegen die Ohnmacht der Verratenen, wie gegen die Wirkmacht des Fluchs, und sie verliebt sich neu, in Christoph (Franz Rogowski), der als Industrietaucher Arbeiten in der versunkenen Welt eines Stausees im Bergischen Land verrichtet. Mit traumwandlerischer Sicherheit hat Petzold den Sagenstoff ins Reich seines Kinos geholt. Präzise Alltagsgesten werden mit Gespenstischem verknüpft, und seine Undine-Geschichte findet sich wie selbstverständlich in einer hybriden Welt zwischen Märchen, Unterwasserabenteuerfilm und Gegenwartsrealismus verortet. Gewinner des Silbernen Bären für Paula Beer als Beste Darstellerin auf der Berlinale 2020.
Trailer: https://www.youtube.com/watch?v=VBEJczYLLk8

 
„Enfant Terrible” (2020)
Regie: Oskar Roehler

Zweifellos war Rainer Werner Fassbinder (1945-1982) der bedeutendste deutsche Filmemacher der letzten 60 Jahre, dem Oskar Roehler hier ein filmisches Denkmal setzt: Von den Anfängen beim Münchner Action Theater, den Dreharbeiten zu frühen Filmen wie „Liebe ist kälter als der Tod“ (1969) bis hin zur Aufführung von „Angst essen Seele auf“ (1974) in Cannes oder der Pressekonferenz nach dem Gewinn des Goldenen Bären für „Die Sehnsucht der Veronika Voss“ (1982) ist „Enfant Terrible“ ebenso eine episodisch angelegte Revue durch Fassbinders Werk wie der Film auch dessen schillerndes Privatleben ausgiebig ausschlachtet. All die Erniedrigungen gegenüber seiner Entourage, der unstillbare Hunger nach Liebe, der allem zugrunde liegt, die Arbeitswut, der Drogenexzess, das Genie, der Wahnsinn, die Tragödie, der Tod. Dabei bedient sich Roehler einer theaterhaften wie stilisierten Ästhetik, angelehnt an Fassbinders eigenes filmisches Universum und wird unterstützt von einem meisterhaften Schauspielensemble.
Trailer:
https://www.youtube.com/watch?v=hBQPGfviJro
https://www.cineuropa.org/en/video/rdID/388929/f/t/

 

„Die Wächertin“ (2020)
Regie: Martina Priessner

Die syrisch-orthodoxe Nonne Dayrayto hütet seit 18 Jahren eine kleine Kirche in Zaz, einem heruntergekommenen und verlassenen assyrischen Dorf im Südosten der Türkei. Die Kamera folgt Dayrayto durch ihren Alltag und beobachtet ihren Kampf ums Überleben. Die Einsamkeit hat sie argwöhnisch werden lassen, aber auch furchtlos.
„Wir zeichnen einen Film aus, der uns in seiner Klugheit und mit seinen poetischen, kraftvollen Bildern überzeugt hat und der auch das Vertrauen der Regisseurin in ihr Publikum widerspiegelt. Sie hat sich für eine Ästhetik entschieden, an der sie nie zweifelt. In ihrem Film lässt sie Raum für die Empfindungen des Zuschauers, ob Melancholie oder Absurdität, und öffnet einen Weg zur Protagonistin. Diese lebt in großer Würde und Einfachheit, wie die Menschen es schon vor Jahrhunderten taten. Gleichzeitig ist sie wie eine Überlebende in einer nicht mehr existierenden Welt. Die Bildgestaltung zeigt unspektakulär und in großer Unmittelbarkeit, aber auch mit Magie: eine Frau, ihren Hund, ihre Zigaretten, Wasser und die Welt.“ (Begründung der Jury des Goethe-Instituts beim Internationalen Festival für Dokumentar- und Animationsfilm DOK Leipzig 2020 zur Verleihung des Dokumentarfilmpreises des Goethe-Instituts)
Trailer: https://vimeo.com/393241796

 
SANFIC EDUCA


„Die Pfefferkörner und der Schatz der Tiefsee“  (2020)
Regie: Christian Theede

Von Nordirland, wo die 12-jährige Alice ihre Sommerferien bei ihrem Freund Tarun und dessen Mutter, der Meeresbiologin Jaswinder verbringt, führt ihr neuester Fall „Die Pfefferkörner“ ins vermeintlich beschauliche Fischerdörfchen Wesemünde. Jaswinder arbeitet an einem wichtigen Forschungsprojekt zur Verringerung des Plastikmülls in den Weltmeeren, mit dem sie sich aber nicht nur Freunde macht. Bereits in Nordirland hatte ein Dieb wichtige Forschungsunterlagen gestohlen, sie erhält Droh-E-Mails und bald darauf verschwindet sie auch noch. „Die Pfefferkörner“ sind sich sicher, sie wurde entführt. Alice, Tarun, Clarissa, Johnny und Hanna machen sich auf die Suche und haben bald nicht nur den skrupellosen Entsorgungsunternehmer Fleckmann im Verdacht, denn auch Jaswinders Assistentin Patrizia und ihr Kollege Oliver benehmen sich zuletzt äußerst merkwürdig. Ein packend erzähltes und spannendes Kriminalabenteuer mit einem wichtigen ökologischen Anliegen.
Trailer: https://www.youtube.com/watch?v=O90jVasQ4-8
 
„About a girl“ (2014)
Regie: Mark Monheim

Charleen, noch nicht ganz 16 Jahre alt, hat einen Selbstmordversuch überlebt und versucht nun, zur Ruhe zu kommen. Einfach ist das nicht: Vater Jeff wurde von Mutter Sabine rausgeworfen, die lebt nun ausgerechnet mit dem Bio-Lehrer der Tochter zusammen, mit Freundin Isa gibt’s Streit – und dann trifft Charleen bei ihrem chaotischen Psychotherapeuten ausgerechnet Linus, den unbeliebten Streber der Klasse; die beiden kommen sich näher. In seinem ersten Kinofilm „About a girl“ erzählt Mark Monheim eine leicht ironische Coming-of-Age-Geschichte, deren Weg von der Ratlosigkeit in die Lebensfreude führt. Gegen Ende erklärt auch der sonst so lockere und nicht selten auch ironische Psychotherapeut: „Der Tod führt uns vor Augen, dass das Leben ein Geschenk ist!“ Aber für Charleen hat diese Phrase ihre Gültigkeit. Hauptdarstellerin Jasna Fritzi Bauer wurde für ihre Rolle 2014 mit dem Bayerischen Filmpreis ausgezeichnet.
Trailer: https://www.youtube.com/watch?v=nAUnwSArBkg​
 
Mehr Info und Zugang zu den Filmen unter www.sanfic.com.

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