8. Nationale Deutscholympiade

"Ich nehme mein FC-Bayern-Shirt mit!"

Am 14. und 15. April 2018 fand an der Fremdsprachenschule Xi‘an die 8. Nationale Deutscholympiade statt. Die beiden Gewinnerinnen werden China im Juli auf der Internationalen Deutscholympiade in Freiburg vertreten. Für Begeisterung sorgten die deutsche A-Cappella-Gruppe Quintessenz und Video-Blogger Afu.
 

NDO 2018 © Liu Hongbao © Goethe-Institut China NDO 2018 Liu Hongbao © Goethe-Institut China
Vor genau zehn Jahren gründete das Auswärtige Amt die Initiative „Schulen: Partner der Zukunft“ (PASCH). PASCH basiert auf einem weltweiten Netzwerk von Partnerschulen, an denen der Deutschunterricht besonders gefördert wird. In China gibt es aktuell 126 PASCH-Schulen. China ist somit das Land mit dem größten Partnerschulnetzwerk weltweit. Insgesamt lernen mehr als 10.000 chinesische Schülerinnen und Schüler Deutsch. Ein neues Curriculum für Deutsch an chinesischen Mittelschulen ist im März 2018 offiziell in Kraft getreten. Dieses setzt erstmalig landesweit verbindliche Standards für den Deutschunterricht und stärkt dadurch die Stellung von Deutsch an chinesischen Schulen. 2008, im Gründungsjahr von PASCH, fand die 1. Nationale Deutscholympiade (NDO) in Guangzhou statt. Im Jahr des zehnten PASCH-Jubiläums 2018 war mit der Fremdsprachenschule Xi’an eine Partnerschule des Goethe-Instituts Austragungsort der inzwischen 8. NDO in China. Die landesweit 65 besten Deutschlernenden traten auf drei verschiedenen Niveaustufen gegeneinander an. In Rollenspielen, Talkshows, Theaterstücken und weiteren Formaten bewiesen sie nicht nur ihr sprachliches Können, sondern auch ihre Kreativität.

„Natürlich hoffe ich, dass mein Schüler ins Finale kommt“, sagt Lehrerin Chen Weiying von der Fremdsprachenschule Jinan. „Ich persönlich lerne auch viel von der Gastgeberschule, beispielsweise wie eine solche Veranstaltung organisiert wird. Außerdem habe ich mich viel mit den anderen Lehrkräften ausgetauscht. Die NDO hat sich zu einer wichtigen Plattform für den Austausch über das Deutschlernen und -lehren entwickelt.“ Nach den schriftlichen Prüfungen und den mündlichen Vorrunden schafften es insgesamt 26 Teilnehmende ins Finale. In neu zusammengesetzten Gruppen beschäftigten sie sich auf Deutsch mit Themen wie „Die Stadt der Zukunft“, „Bike-Sharing“ und „Roboter im Alltag“. Ihre Ergebnisse präsentierten die Finalisten vor der Jury und den Gästen. „Da wir die erste Gruppe waren, waren wir alle sehr nervös“, berichtet Teilnehmer Lu Peizhou von der World Foreign Language Academy in Shanghai. „Die Zusammenarbeit bei der Gruppenpräsentation hat mir viel gebracht und ich habe neue Freunde kennengelernt. So eine große Veranstaltung beeindruckt mich, und auch, dass die deutsche Sprache in China tatsächlich boomt.“
 
NDO 2018 © Liu Hongbao © Goethe-Institut China NDO 2018 Liu Hongbao © Goethe-Institut China
Die Gewinnerinnen fahren nach Deutschland

Die achtköpfige Jury zeigte sich beeindruckt von den Leistungen der Teilnehmenden. Nach dem Finale lobt Steffi Stadelmann, Expertin für Unterricht und PASCH-Projektleiterin am Goethe-Institut China: „Das hohe Sprachniveau hat mich wirklich überrascht und beeindruckt. Und auch die Zusammenarbeit in den Gruppen war sehr gut.“ Dementsprechend schwer fiel der Jury die Entscheidungsfindung. „Die Teilnehmenden liegen extrem eng beieinander“, sagt Stefany Henderson, PASCH-Fachberaterin und DSD-Studienkoordinatorin bei der Zentralstelle für das Auslandsschulwesen. „Meine Erwartungen wurden übertroffen.“ Am Ende kürte die Jury Zhao Danqi von der World Foreign Language Academy in Shanghai und Chen Xueke von der Fremdsprachenschule Wuhan zu den Gewinnerinnen des Wettbewerbs. Die beiden Schülerinnen werden China vom 15. bis 28. Juli 2018 auf der Internationalen Deutscholympiade (IDO) in Freiburg vertreten. Dort kommen 120 Deutschlernende aus 60 Ländern zusammen. „Die IDO wird bestimmt toll“, sagt Chen Xueke. „Man verbringt zwei Wochen in Deutschland und kann Leute aus aller Welt kennenlernen.“ „Ich nehme auf jeden Fall mein FC-Bayern-Shirt mit auf die Reise nach Deutschland. Vielleicht können die Spieler darauf unterschreiben“, lacht Zhao Danqi und erzählt weiter: „Ich würde gern Angela Merkel nach ihrer Wirtschaftspolitik in der Zukunft fragen.“ Vier weitere Teilnehmende der NDO gewannen mit ihren Leistungen Stipendien für einen Sprachkurs in Deutschland: Cheng Xinyi von der Fremdsprachenfachschule für Industrie und Handel in Shanghai, Wang Haibo von der Foreign Affairs School in Ningbo, Lu Wenxi von der Cao Yang No. 2 Highschool in Shanghai und Jiang Haoyuan von der Fremdsprachenschule Nanjing.
 
NDO 2018 © Liu Hongbao © Goethe-Institut China NDO 2018 Liu Hongbao © Goethe-Institut China
Aus Bamberg nach Xi‘an

Eigens für die NDO war die fünfköpfige A-Cappella-Gruppe Quintessenz aus Bamberg nach Xi’an angereist. Die fünf Musiker begannen ihre Karriere vor mehr als zehn Jahren als Schulband. Auf der NDO führten sie einen Musik-Workshop für die Jugendlichen durch. Den dabei entstandenen NDO-Song präsentierten die Schülerinnen und Schüler bei der Siegerehrung am folgenden Tag. Quintessenz-Sänger Veit ist in Deutschland Musiklehrer. „In Deutschland sind die Schülerinnen und Schüler quirliger, um nicht zu sagen störender“, verrät er. „Die Disziplin hier in China ist wahnsinnig hoch und auch das Bemühen, alles richtig zu machen.“ Die Band verfügt bereits über China-Erfahrung. Im September 2017 sind sie durch mehrere chinesische Schulen getourt. „Es war beeindruckend zu sehen, wie riesig die Schulen sind“, so Veit. „Eine Sporthalle für 5000 Schüler, das ist schon abgefahren.“ Am Abend gaben Quintessenz ein einstündiges Konzert für alle NDO-Teilnehmenden und Gäste. Dort gaben sie eine Zusammenstellung eigener Lieder sowie bekannte deutsch- und englischsprachige Popsongs zum Besten. Nach dem Konzert nahmen sich die Fünf noch Zeit zum Autogrammeschreiben.
 
Selfies mit Afu

Für Aufregung unter den NDO-Teilnehmenden sorgte Video-Blogger Afu. Jeder Deutschinteressierte in China kennt seine Videos. Sein Weibo-Kanal hat aktuell knapp 700.000 Follower. Afu heißt mit bürgerlichem Namen Thomas Derksen und lebt seit drei Jahren in Shanghai. Dort lernte er fließend Chinesisch. „Meine Mutter sagt immer, mein Deutsch hat große Rückschritte gemacht, weil ich die ganze Zeit in China bin und nur Chinesisch spreche“, erzählt Afu lachend. Im Blog berichtet er von seinen Erfahrungen als Deutscher in China. Für sein neustes Video begleitete er eine Schülerin aus Chengdu und einen Schüler aus Guangzhou zur NDO. „Ich möchte noch mehr chinesischen Schülern und Eltern zeigen, wie viel Spaß die deutsche Sprache macht und dass man dadurch auch sehr gute Zukunftschancen hat, beruflich und privat“, sagt Afu. „Eine Sprache öffnet viele Türen. Für mich als Deutscher in China, der Chinesisch spricht, war das genauso.“ Nicht nur die Schülerinnen und Schüler standen Schlange für Selfies mit Afu, auch den Deutschlehrerinnen der Fremdsprachenschule Xi’an war die Begeisterung über den prominenten Gast deutlich anzumerken. „Durch soziale Medien kann man viele Leute erreichen“, so Afu weiter. „Ich hoffe, dass ich ein kleiner „Botschafter“ für deutsche Kultur und Sprache in China und für die chinesische Sprache und Kultur in Deutschland sein kann, in beide Richtungen.“


Text: Claudia Kolbe, Goethe-Institut China


Weiterführende Links
Initiative „Schulen: Partner der Zukunft“ (PASCH)
Fremdsprachenschule Xi’an
Offizielle Webseite von Quintessenz
Bericht über die 8. NDO auf China.org
Bericht über die 8. NDO auf China Radio International

 
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