Olga Tšubrik
Dank Strudel zum Deutschen

Olga Tšubrik Olga Tšubrik - Geschäftsfeldentwicklungsleiterin von TBD Biodiscovery, Humboldt-Stipendiatin

Im Chemiestudium an der Uni habe ich irgendwann gemerkt, dass es dazu eine Menge Lesestoff auf Deutsch gibt. Ich nahm an Sprachlehrgängen teil, aber viel brachte das nicht. Denn wenn man die Sprache nicht anwendet, vergisst man sie schnell. Später hatte ich mehrere Möglichkeiten, in Deutschland zu forschen, auch ein Intensiv-Sprachkurs gehörte dazu und nach zwei Monaten beherrschte ich die Sprache, konnte mich frei unterhalten. Aber an der Uni stand wieder das Englische im Vordergrund, die Sprache der internationalen Forschung ist nun mal eher Englisch. Die Zeit verstrich und Deutsch verschwand aus meinem Kopf …  

… bis das Schicksal mich auf die eine oder andere Weise wieder damit in Berührung brachte. So sah ich manchen deutschen Film, der mich zutiefst bewegte. Ganz zufällig gelangte ich in ein Konzert von Max Raabe. Als ich dort wie fehl am Platze saß – um mich herum Menschen, die den spitzen Humor seiner Liedertexte verstanden – überkam mich plötzlich der unbändige Wille, den Sinn seiner witzigen Texte zu verstehen. Ich fing an, meine Sprachkenntnisse aufzufrischen, sah mir Filme an, las Bücher auf Deutsch – anfangs natürlich mit Wörterbuch. Meine Liebe zum Kochen, besonders das Interesse an der bayerischen Küche, führte mich immer tiefer in die Sprache und Kultur hinein und somit geht mein Dank an Strudel und Sauerbraten.

Dann kam der Fußball: Ein Gespräch mit meinen Kolleginnen in Deutschland, als ich dort dank dem Humboldt-Stipendium meine wissenschaftliche Arbeit fortsetzte, widerlegte den Mythos, Frauen interessierten sich nicht für den Fußball. Ganz im Gegenteil: Sie sind große Fans des runden Leders! Es kam sogar so weit, dass ich mir hin und wieder Spiele ansah, mit den Mannschaften mitfieberte und natürlich aufgeregt vor dem Fernseher für Deutschland die Daumen drückte, wie nicht lange her bei der letzten WM. 

Schade nur, dass ich nicht auf der Fanmeile in Berlin mit den anderen Fußballbegeisterten mitfeiern konnte. Berlin ist meine große Liebe geworden! Ich genieße es, in einem der tausenden Cafés zu sitzen, zu arbeiten, etwas zu lesen, mich einfach zu entspannen. Und je mehr ich auf Deutsch lese, desto klarer wird mir: Das ist eine wundervolle Sprache!

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