25 Jahre, 25 Geschichten 1999 – 2024

Das Goethe-Institut Estland feiert 25 Jahre seines Bestehens. Für eine besondere Zeitreise zurück bis ins Gründungsjahr 1999 haben wir unser Archiv durchforstet, (ehemalige) Kolleg*innen interviewt und sind dabei auf unzählige Fundstücke und die Geschichten dahinter gestoßen.

© Goethe-Institut Estland


1999

Im April 1999 war es nach einigen Monaten der Vorbereitung endlich soweit: Das Präsidium des Goethe-Instituts beschloss die Gründung eines eigenen Instituts in Tallinn. Wie auf unserem ersten Türschild zu sehen, sind wir damals mit dem bereits 1991 gegründeten Deutschen Kulturinstitut Tallinn noch eine Zeit lang als Doppelinstitution aufgetreten.

 Silbergraues Türschild mit Logos und Schriftzügen © Goethe-Institut Estland

2000

So sahen sie aus, die vier Programmflyer des ersten Jahres. Natürlich waren die Veranstaltungen ähnlich vielfältig wie heute: DaF-Fortbildungen und Workshops, Filmmatinées, Ausstellungen (u.a. mit der Tallinner Kunsthalle), Konzerte (u.a. mit Jazzkaar), Tanz- und Theateraufführungen (u.a. mit Von Krahl und dem Tallinner Stadttheater), Lesungen und ein Hip-Hop-Konzert mit Fünf Sterne Deluxe und A-Rühm.


2001

Viele estnische Bildungs- und Kulturpartner begleiten uns von Beginn an, so auch das VAT Theater. Hier zu sehen sind das Plakat des Theaterstückes „Jumal = DJ“ von 2001 sowie Flyer und CD des Projekts „m.e.i.e – moodne etendus isiklikust elust“ von 2003.

 Schwarz-weißes Plakat des VAT Theaters sowie eine DVD mit zugehörigem Flyer in den Farben gelb und orange. © Goethe-Institut Estland

2002

Auch das Team des Black Nights Film Festivals gehört zu den Kulturpartnern der ersten Stunde. Gemeinsam organisierten wir Stummfilmreihen, Kurzfilmreihen, Sommerkino und viele Jahre lang die Reihe „Neuer Deutscher Film“ – in unserem Archiv finden sich unzählige Flyer, Dankespräsente und Plakate.


2003

Für die Vermittlung der deutschen Sprache wurden seit Gründung des Instituts zahlreiche Programme durchgeführt. Zu Beginn gab es sogar Fernsehsendungen im Estnischen Rundfunk – so auch der Sprachkurs „Redaktion D“.

 Blaues Lehrbuch mit zugehöriger DVD © Goethe-Institut Estland


2004

Vom Krimi bis zum Sachbuch – im Jahr 2004 befand sich unsere Bibliothek noch im Keller des Stadtarchivs in der Tolli-Straße. Aufgrund der hohen Luftfeuchtigkeit kam das hier abgebildete Hygrometer zum Einsatz. Die beiden deutschen Lesesäle gab es ebenfalls bereits: 1996 entstand der Lesesaal in der Nationalbibliothek und 1999 in der Stadtbibliothek Pärnu – damals noch betreut vom Goethe-Institut Riga. Bis heute können dort Bücher, Filme und Zeitschriften aus Deutschland ausgeliehen werden. Die Lehrmittelbibliothek befindet sich weiterhin in unseren Institutsräumen.

 Bunte, übereinandergestapelte Bücher, auf denen ein Hygrometer steht © Goethe-Institut Estland


2005

Im Archiv stießen wir auch auf dieses Fundstück: ein Kästchen aus dem ARS Kunstkombinat verziert mit estnischer Lederkunst. Unsere Kolleg*innen erzählten, dass darin Fotos aufbewahrt wurden. Nach zwei Umzügen haben wir es nun leider leer vorgefunden. Welche Fotos sich darin befanden und wohin sie verschwunden sind, bleibt wohl ein Institutsgeheimnis.

 Braune Lederbox mit Abbildung der Tallinner Altstadt und Aufschrift „Tallinn“. © Goethe-Institut Estland

2006

Das Projekt „Jugend debattiert in Mittel-, Ost- und Südosteuropa“ (früher „Jugend debattiert international“) stärkt die demokratische Debatte und fördert die aktive Mehrsprachigkeit in Europa. Unser Institut war von 2006 bis 2022 estnischer Projektpartner. Gemeinsam mit der Zentralstelle für das Auslandsschulwesen (ZfA) unterstützten wir in diesem Zeitraum rund 1700 junge Menschen, ihre Ansichten und Standpunkte in der Fremdsprache Deutsch überzeugend zu vertreten. Jede Debatte wird mit der „Jugend-debattiert-Glocke“ eingeläutet. Im Jahr 2017 fiel uns die Ehre zu, die Internationale Finalwoche in Tallinn auszurichten.

2007

Seit 2007 unterstützt unser Institut mit dem Programm „Frühes Deutsch“ estnische Kindergärten und Schulen bei ihrem Fremdsprachenangebot für die ganz junge Zielgruppe. Im Jahr 2009 entstand ein neues Fortbildungscurriculum für frühes Deutsch im Elementarbereich. Bis heute finden regelmäßige Fortbildungen statt. Neben zahlreichen Veranstaltungen für Kinder sind Handpuppen ein besonders wichtiger Programmbestandteil, darunter der bei den Kindern besonders geliebte „Hans Hase“. Das Base-Cap mit unserem Logo geht übrigens auf den ersten Institutsleiter Mikko Fritze zurück.

Weitere Infos: Frühes Deutsch


2008

Die Initiative „Schulen: Partner der Zukunft“, kurz PASCH, vernetzt weltweit mehr als 2.000 Schulen, an denen Deutsch einen besonders hohen Stellenwert hat. In Estland betreut das Goethe-Institut zwei Schulen: 2008 trat die Tallinner XXI. Schule dem Netzwerk bei, die Narva Vanalinna Riigikool (heute Narva Vanalinna Põhikool) ist seit 2016 PASCH-Schule. Im vergangenen Jahr wurden die Partnerverträge erneut feierlich verlängert. Beide Schulen beteiligen sich regelmäßig mit hohem Engagement an internationen Jugendbegegnungsprojekten.

 

 Gruppenbild mit deutscher Botschafterin, Leitung des Goethe-Instituts, Schulleitungen und Lehrkräfte der XXI. Tallinner Schule und der Narva Vanalinna Põhikool. © Goethe-Institut Estland

2009

Die ersten warmen Tage im Jahr begrüßen wir in Estland seit 2008 mit dem „Deutschen Kulturfrühling“ und ab 2009 mit dem „Deutschen Frühling“. Dabei vernetzen wir Kultur- und Sprachpartner aus den deutschen Bundesländern und Estland. Betrachtet man das Programm der zurückliegenden Jahre, zeigt sich umso mehr, wie vielfältig beide Kulturen sind. Im vergangenen Jahr 2023 erreichten die Veranstaltungen und Projekte über 60.000 Menschen.

2010

Im Musik- und Sprachprojekt „Lautstark“ beteiligen sich seit 2010 jährlich über 150 kleinere und größere Gesangstalente. Gemeinsam bringen sie mit viel Kreativität deutschsprachige Kinderlieder und Popsongs auf die große Bühne – immer bunt und mit viel Freude!

2011

Im Laufe der Jahre konnten wir gemeinsam mit unseren Partnern aus der estnischen Kunstszene zahlreiche Ausstellungen organisieren. Besonders in Erinnerung blieben uns die Medienkunstausstellungen „Gateways“ zum Kulturhauptstadtjahr Tallinn 2011 im Kunstmuseum Kumu und „Global Control and Censorship“ 2017 in der Tallinner Kunsthalle zu den Themen Digitalisierung und Macht der Daten.


2012

Die rasante Weiterentwicklung der Kommunikationstechnik beeinflusst natürlich auch unsere Arbeitsweisen. Das alte Telefon im Archiv steht stellvertretend für die Anfangszeit mit Aktenordnern, Postversand und Faxgerät. Vor Kinoveranstaltungen stapelten sich im Büro große Metallkisten mit Filmrollen. Heute, wo wir weitgehend papierlos und mobil arbeiten, können wir uns kaum noch vorstellen, wie damals überhaupt Projektorganisation ohne Smartphone möglich war.

 Altes Festnetztelefon. © Goethe-Institut Estland


2013

Im Jahr 2013 statteten wir zum ersten Mal einen Film mit estnischer Audiodeskription für Sehbehinderte und Untertiteln für Hörgeschädigte aus: Werner Herzogs Dokumentation „Ein Land der Stille und Dunkelheit“. Inklusion und Barrierefreiheit werden immer wichtiger, ermöglichen sie doch die gleichberechtige Teilhabe. Seit einem Jahr widmen wir uns diesem Thema verstärkt und wollen nach und nach Barrieren bei unseren Veranstaltungen abbauen, unter anderem bestehen bereits zwei weitere Audiodeskriptionen für die Filme „Lieber Thomas“ und „Elaha“.

 DVD des Films „Ein Land der Stille und Dunkelheit“ mit Titel in Braille-Schrift. © Goethe-Institut Estland

2014

Seit 2014 reisen Estlands Schüler*innen, die vor der Sprachwahl stehen, im interaktiven Stationenspiel „Autobahn“ durch deutsche Städte und bekommen so erste Eindrücke von Land, Sprache und Kultur. Am Ende gewinnen die Gruppen, die die meisten Kilometer durch Deutschland zurückgelegt haben. Das Spiel ist jedes Mal ein halbes Großereignis, wenn bis zu 100 Schüler*innen durchs Schulgebäude jagen, immer auf der Suche nach der nächsten Station. Der Mini-Mercedes aus dem Archiv war lange Zeit Teil des Spiels.


2015

Viele Jahre lang hatte das Goethe-Institut Estland sein Zuhause in der Suurtüki-Straße. Im Jahr 2015 fand dann der Umzug in unser Büro in der Toom-Kuninga-Straße statt, in dem man uns auch heute noch findet.

Foto von der Eröffnungsfeier der neuen Institutsräume: Menschen unterhalten sich im Foyer.  © Goethe-Institut Estland


2016

Die estnische Tanz- und Perfomance-Kunstszene ist eng mit deutschen Bühnen und Festivals verbunden. Seit vielen Jahren arbeiten wir regelmäßig mit dem Baltoscandal-Festival oder den Tanzbühnen Kanuti Gildi SAAL und Sõltumatu Tantsulava zusammen. Regelmäßig werden Performer*innen aus Deutschland nach Estland eingeladen – für Gastauftritte oder Koproduktionen, wie im Jahr 2016 die Performances „eifo efi“ der Gruppe MAMAZA (eine Produktion des Mousonturm in Frankfurt a.M.) oder „New Work“ von Christina Ciupke, Nik Haffner und Mart Kangro.    

 Hellgrünes Werbeplakat für Performance „New Work“ und ein Foto der Tanzperformance „eifo efi“. © Goethe-Institut Estland


2017

Denkt man an Jazz in Estland, ist man bei den Jazzkaar-Festivals natürlich an der richtigen Stelle. Bereits seit dem Jahr 2000 arbeiten wir regelmäßig mit Jazzkaar, aber auch anderen Partnern, zusammen. Für das gemeinsame Konzert im Jahr 2017 erhielten wir diese schöne Jazzkaar-Tischlampe als Dankeschön.

Pinke Tischlampe im Jazzkaar-Design sowie Flyer des Jazzkaar-Festivals 2017. © Goethe-Institut Estland

2018

Literaturarbeit kennt viele Formen – auch bei uns: So bieten wir z.B. eine Übersetzungsförderung für estnische Verlage an. Im Mittelpunkt steht aber die Vermittlung der deutschsprachigen Literatur in Estland. Das können Autor*innengespräche sein, wie z.B. mit Literaturnobelpreisträgerin Herta Müller im Jahr 2011 oder mit David Wagner im Jahr 2015, aber auch Büchertauschbörsen, wie unsere „Bücherkühlschränke“ im Frühjahr 2018 2018 im Telliskivi Kreativzentrum sowie vor der Nationalbibliothek. Einer der Kühlschränke wanderte danach übrigens auf die Insel Hiiumaa, wo er eventuell heute noch im Einsatz ist…

2019

Bereits seit vielen Jahren unterstützen wir Projekte der Kultur- und Kreativwirtschaft, vor allem in den Bereichen Film und Design. Daher haben wir uns gefreut, als 2019 der „CCI Contact Desk“, ein Netzwerkprojekt für Kreativwirtschaft, an unser Institut kam. Das Projekt hat Partner im gesamten Ostseeraum und unterstützt über Kontaktvermittlung, Seminare, Konferenzen, Ausstellungen und vieles mehr Kreative bei ihrer internationalen Tätigkeit.

Weitere Infos: CCI Contact Desk


2020

Im Covid-Jahr 2020 war u.a. eine Lesetour gemeinsam mit Evelin Võigemast durch Tallinner Bars geplant. Die musste dann natürlich ausfallen. So wanderte die „LiteraTuur“ als Podcast ins Netz. Seitdem wurden diverse weitere Folgen produziert und in Zusammenarbeit mit dem Estnischen Rundfunk ERR veröffentlicht, neben den bekannten Streaming-Anbietern auch bei Jupiter. Der „LiteraTuur“-Koffer (ein Upcycling-Produkt zum Hören von Audiobeiträgen) ist neu bei uns und kommt ab diesem Jahr zum Einsatz.

 Grauer antiker Reisekoffer mit Aufschrift „Hörbar“ und Aufkleber „LiteraTuur“, an beiden Seiten sind Kopfhörer befestigt. © Goethe-Institut Estland

2021

Der Wald und das Meer inspirieren seit Jahrhunderten Menschen in Estland und Deutschland – und im Jahr 2021 auch uns. Schüler*innen begaben sich auf eine „Sprachenexpedition rund um die Ostsee“ und entdeckten gegenseitig die Kulturen ihrer Nachbarn. Im Projekt „World Wild Wald“ entstanden Augmented-Reality-Kunstinstallationen und Klavierkonzerte, wir zeigten Kurzfilme und Ausstellungen. Höhepunkt war die wissenschaftlich-künstlerische Waldinstallation SILVA, die Messdaten aus dem einzig verbliebenen estnischen Urwald ins Estnische Nationalmuseum brachte. Die Eröffnung fand mit dem estnischen Präsidenten Alar Karis statt. Aus den nicht benötigten Plakaten wurden später Geschenkbeutel hergestellt.

Passend dazu: Themenseite „World Wild Wald“


2022

Das Erlernen der deutschen Sprache ist vielleicht nicht immer ganz einfach. Umso leichter fällt es dann, wenn der Sprachkurs in Deutschland stattfindet. Seit vielen Jahren ermöglichen wir Jugendlichen aus Estland diese Erfahrung, seit 2022 auch mithilfe des „Dr. Inez Lember-Stipendiums“. Im vergangenen Jahr nahmen 38 Schüler*innen und Studierende an Intensiv- und Jugendkursen in Berlin, Dresden, Freiburg, Schwäbisch Hall und Stein an der Traun teil. Als Dankeschön erreichten uns zahlreiche Fotoeindrücke.

 

 Gruppenfoto mit Jugendlichen aus Estland in der Altstadt von Freiburg. © Goethe-Institut Estland

2023

Wie verbindet man internationalen künstlerischen Austausch, das Thema Diversität und Kinderprogramme zur Leseförderung? Im Projekt „Hosentaschenbücher“ brachten wir 10 Kinderbuchautor*innen und –illustrator*innen aus Estland, Litauen, Frankreich und Deutschland zusammen. Gemeinsam erschufen sie kurze illustrierte Geschichten für Kinder zum Ausdrucken und Zusammenfalten. In Workshops in Schulen und Bibliotheken begaben sich die Kinder auf richtige Entdeckungsreisen. Projektpartner waren u.a. das Estnische Kinderliteraturzentrum und das Institut Français in Estland.

Weitere Infos: „Hosentaschenbücher“

2024

25 Jahre und unzählige Veranstaltungen, Seminare und Geschichten später kommt uns ein Wort in den Sinn, das unsere Arbeit von Beginn an begleitet: Neugier! In unserem Jubiläumsjahr stellen wir dieses Wort ins Zentrum unserer Programme: In Tartu eröffnen wir zum Europäischen Kulturhauptstadtjahr das „Ministerium für Neugier“, im EU-Projekt „CycleUp!“ entdecken wir die Fahrradkultur, wir gehen neue Wege bei der Unterstützung fürs Deutschlernen an estnischen Schulen, ermöglichen es noch mehr Stipendiat*innen mit einem Sprachkurs Deutschland kennenzulernen, wir erkunden die Nachtkulturszene und erforschen, wie wir unsere Veranstaltungen inklusiver gestalten können.