"Grenzgänge"

Narva Foto: Manfred Marquardt Foto: Manfred Marquardt

Mi, 14.09.2016 –
Do, 20.10.2016

Fotografenresidenzen in Tallinn und Narva

Im modernen Europa arbeitet man seit langer Zeit daran, Grenzen zu überwinden und abzubauen. Das gilt nicht nur für Staat- und Landesgrenzen, sondern auch für Grenzen der Bildung, der Infrastruktur, der Wirtschaft und im sozialen Miteinander. Durch die Globalisierung und nicht zuletzt durch den massiven Erfolg des Internets spüren die Menschen den Prozess der weltweiten Vernetzung bis in den Alltag hinein. Vielen Bemühungen zum Trotz ist das Thema nicht verschwunden. Die jüngste Flüchtlingsmigration bis in die Peripherien Europas und das massive Erstarken rechtspopulistischer Bewegungen zeugen vom Gegenteil. Ständig sehen wir uns weiterhin mit Grenzen konfrontiert – neuen und alten.

In einem Gemeinschaftsprojekt brachte das Institut français d‘Estonie und das Goethe-Institut aus diesem Anlass zwei unterschiedliche Fotokünstler nach Estland. Beide – die eine aus Deutschland, der andere aus Frankreich – waren auf der Suche nach Grenzen in Tallinn und Narva. Die Kunstresidenz der Estnischen Kunsthochschule in Narva unterstützte die Fotografen dabei vor Ort. Mit ihren Fotos dokumentieren sie aus ihrer je eigenen künstlerischen Perspektive sprachliche, kulturelle, soziale und auch physische Hürden im städtischen Alltagsleben. Die Werke werfen Fragen der Integration/Exklusion auf, sie behandeln Sichtbares und Unsichtbares.

In Narva, der östlichsten Stadt Estlands mit einer überwiegend russischsprachigen Mehrheit, führte die estnische Wieder-Unabhängigkeit und der Zerfall der Sowjetunion zu gewaltigen Umbrüchen und brachte die Stadt durch die neue Staatsgrenze zu Russland in eine Randlage. Und auch in Tallinn sind die Auswirkungen der sowjetischen Zeit noch heute sichtbar. So lassen sich alte Grenzen, wie die militärische Sperrzone entlang der Küstenlinie, noch heute im Stadtbild erkennen. Nicht zuletzt spielen auch die Beziehungen zwischen Esten und Russen in beiden Städten eine Rolle bei dem Thema.

 
Die Künstler:


Die in Deutschland geborene Louisa Marie Summer ist eine sozial engagierte visuelle Geschichtenerzählerin mit einem Masterabschluss in Fine Arts der Rhode Island School of Design (2010). Sie lebt in New York sowie München und arbeitet weltweit an Projekten, die das alltägliche Leben von benachteiligten Menschen dokumentieren. Ihre Arbeiten haben internationale Anerkennung erzielt und wurden sowohl in Einzel- als auch in Gruppenausstellungen gezeigt, unter anderem im Centre National de l’Audiovisuel (Luxemburg), in der Galerie Edition Camos (Munich), der Ober Gallery (CT), der Danziger Gallery (NYC) dem Russian Museum (St. Petersburg) und dem Limlip Art Museum (South Korea). Summer’s Fotografien sind in Museen und privaten Sammlungen vertreten und wurden in mehreren wichtigen internationalen Magazinen veröffentlicht, darunter das National Geographic, die Süddeutsche Zeitung, das Wall Street Journal, das Rolling Stone und die Vogue. Im Jahr 2012 ist ihr Buch Jennifer’s Family im Verlag Schilt Publishing Amsterdam erschienen.
 
Camille Laurelli ist ein französischer Künstler, der aktuell in Tallinn lebt und arbeitet. Er erhielt seinen Doktor der Philosophie in Art Research von der Annecy Higher Art School (2014) und hat einen Masterabschluss von der Grenoble Higher Art School (2005). Seit 2011 wird er von der Smirnov & Sorokin Foundation in Moskau unterstützt. Laurelli war von 2007 bis 2014 Kurator des OUI Art Center, das er selbst im Jahr 2007 gründete. Bis 2013 kuratierte er die Galerie Showcase in Grenoble und seit 2016 das Showcase in Tallinn. Außerdem unterrichtet er als Gastlektor an der estnischen Kunsthochschule. Im September 2016 eröffnete die Gruppenausstellung «Infinite Lives» in der Tallinner Stadtgallerie, die Laurelli gemeinsam mit Nicolas Audureau kuratierte.

Ausstellungs- und Präsentationstermine:

27.9.2016
- erste Arbeitspräsentation in der Kunstresidenz Narva
29.9.-2.10.2016 - Präsentation von Projekt, Werken und Künstlern auf der Fotomesse in Tallinn
19.10.-11.12.2016 - Gesamtausstellung „Grenzgänge“ im Tallinner Fotomuseum

Deutsch-französischer Kulturfond © Deutsch-französischer Kulturfond         Prantsuse Instituut © Prantsuse Instituut © Eesti Kunstiakadeemia © Eesti Kunstiakadeemia © Narva Gate © Narva Gate


 

Zurück