Spielfilm Tausend Arten, den Regen zu beschreiben

Tausend Arten den Regen zu beschreiben © Made In Germany Filmproduktion

So, 03.12.2017

Kino Cinamon

Deutschland 2017; 90 Min.
Regie: Isabel Prahl
Darsteller: Bjarne Mädel, Bibiana Beglau, Louis Hofmann, Emma Bading, Janina Fautz

 
Weltpremiere im Rahmen der First Feature Competition / des Erstlingswettbewerb

Seit vielen Wochen ist die Tür verschlossen. Ein Jugendlicher hat sich eingesperrt. Zurück bleiben Vater, Mutter und Schwester – hilflos. In Japan haben Jugendliche wie er längst einen Namen: Hikikomori. Die Zurückgezogenen. Aber auch in westlichen Ländern verbreitet sich das Phänomen. Das weiß seine Familie mittlerweile. Mehr nicht. Sie können nur vor der verschlossenen Tür stehen, auffordern, flehen, fragen, ausrasten, verzweifeln, beschuldigen, ignorieren und hoffen. Dabei wird die Tür mehr und mehr zum Spiegel ihres eigenen Lebens.
 
Isabel Prahls erster von Karin Kaci geschriebener Film ist äußerst ambitioniert: eine Familienwelt, die eine ganz gesellschaftliche Entwicklung im Blick hat. Dominik Graf hat das Projekt mit entwickelt – einer von Deutschlands meistausgezeichneten Denkern, und ein unerbittlicher Denker. Prahls fertiger Film ist kompromisslos und visuell genauestens komponiert. In den Bildern wird die Familie zerrissen, die einzelnen Protagonisten immer wieder an den Bildrand gedrängt.
 
Prahl hat einige der besten Schauspieler Deutschlands versammelt – Bjarne Mädel, Emma Bading, Bibiana Beglau. In ihrer Verzweiflung zerfällt deren Familie ungewollt – sie funktioniert nur noch nach Gesellschaftsnorm und ignoriert ihre eigene Überforderung. Doch erst wenn alles zerstört ist und man im Freien steht, weiß man, ob die Trümmer um einen herum eine schützende Burg oder ein Gefängnis waren.
 
Formell scharfsinnig, emotional schneidend tief: Prahl beweist in diesem Erstlingswerk eine erstaunliche Reife.
 

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