Spielfilm In Zeiten des abnehmenden Lichts

In Zeiten des abnehmenden Lichts © Moovie / ZDF / Constantin Film Produktion / Beta Cinema

Fr, 01.12.2017

Kino Cinamon

Deutschland 2017, 100 Min
Regie: Matti Geschonneck
Darsteller: Bruno Ganz, Alexander Fehling, Sylvester Groth, Angela Winkler, Evgenia Dodina

 
Ein Blick auf die zerfallende DDR, ein Ensembledrama mit Anklängen an Tschechow: Dieser Film bringt einige der besten Filmemacher Deutschlands in einem ambitionierten Projekt zusammen. Wolfgang Kohlhaase hat dabei den Bestseller von Eugen Ruge verdichtet – zu einer weitgehend auf einen Tag kondensierten Studie verlorener Träume, mögen sie persönlich oder politisch sein.
 
Ost-Berlin im Frühherbst 1989: Wilhelm Powileit wird 90 und lässt diesen Geburtstag mit stoischer Gelassenheit über sich ergehen. Was hat der alte Mann nicht alles erlebt? Seit 75 Jahren überzeugter Kommunist, ist er einst aus Nazi-Deutschland geflohen und war im Exil in Mexiko. Währenddessen wurde sein Stiefsohn Kurt als angeblicher Konterrevolutionär in Moskau verhaftet. Nach seiner Rückkehr in die DDR stand Wilhelm als ehemaligem „West-Emigranten“ nur eine eher bescheidene SED-Parteikarriere offen. Heute aber bringen ihm Junge Pioniere ein Ständchen, und er wird mit Orden behängt. Während Wilhelm hartnäckig verleugnet, dass sein Ideal einer besseren Welt nur eine Chimäre war und die großen Hoffnungen von einst in Bürokratie und Angst erstickt sind, verlässt die junge Generation das Land. Auch in seinem privaten Umfeld gibt es Risse, die nicht mehr zu kitten sind.
 

Natürlich, der Zerfall des Ostblocks war oft filmisches Thema, doch wurde es selten mit so tiefschichtigen, widersprüchlichen Porträts angegangen. Im Star-Cast ist auch Bruno Ganz, als Patriarch, ein implodierendes Kraftzentrum.
 
Regisseur Matti Geschonneck und sein Autor Wolfgang Kohlhaase sind beide in der DDR aufgewachsen. Ihnen gelang hier ein Film, der geschichtlichen Umbruch und Empathie in einem Ensembledrama eint.
 

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