Kunstinstallation Silva – ein künstlerisch-wissenschaftliches Observatorium

Intro_Silva  

Fr, 15.10.2021 –
Fr, 03.12.2021

Estnisches Nationalmuseum

Der Urwald von Järvselja ist das älteste Waldschutzgebiet Estlands. Auf einer Fläche von 19,3 Hektar sind seit fast 100 Jahren jegliche Eingriffe des Menschen in den natürlichen Verlauf des Waldlebens verboten. Einst waren darin bis zu 48 m hohe Fichten zu bewundern (ein Rekord im Baltikum). Noch immer lassen sich heute Bäume finden, die fast so alt sind wie die Universität von Tartu - über 380 Jahre.

Der Klangkünstler Marcus Maeder und der Biologe Roman Zweifel ermöglichen es uns mit ihrem Observatorium „Silva“, eine künstlerisch-wissenschaftliche Expedition in diesen heimischen Urwald zu unternehmen. In einer Einzelausstellung im Estnischen Nationalmuseum präsentieren wir ab dem 15.10.2021 ihr zweiteiliges Kunstwerk, das wissenschaftliche Methoden (sensorische Umweltforschung, Bioakustik) und ästhetische Zugänge (Klangkunst) kombiniert. Über Messstationen werden valide Daten zum Zustand des Waldes erhoben, die dann in einer begehbaren Rauminstallation im Museum in einen virtuellen Wald verwandelt werden. Durch räumliche und zeitliche Verdichtung der aufgezeichneten Daten und Geräusche kann so das komplexe Ökosystem auf eine Weise wahrgenommen werden, die im Freien nicht möglich wäre.

Wir können erleben, wie sich die Veränderung von Feuchtigkeit, Wind, Temperatur und Lichteinstrahlung auf die Klanglandschaft des Waldes auswirkt. Und wir erfahren, dass etwa Trockenheit die Bäume knacken lässt und man anhand der Waldgeräusche die Vielfalt der Tier- und Pflanzenwelt ablesen kann.
 


Öffnungszeiten Estnisches Nationalmuseum:
Mittwoch-Sonntag 10–18 Uhr
Montag/Dienstag geschlossen

Interview mit Marcus Maeder

marcus maeder

Marcus Maeder ist Klangkünstler, Forscher und Komponist von elektronischer Musik. Maeder studierte Bildende Kunst in Luzern (Schweiz) und Philosophie in Hagen (Deutschland). Derzeit promoviert er in Umweltsystemwissenschaften an der ETH Zürich. Als Forscher am Institute for Computer Music and Sound Technology (ICST) der Zürcher Hochschule der Künste arbeitet Maeder zu Datensonifikation, Akustischer Ökologie und Ökoakustik. Zudem untersucht er mit künstlerischen Mitteln ökologische Prozesse und Phänomene, die im Zusammenhang mit Klimawandel und Umweltfragen stehen.

www.marcusmaeder.ch

Roman Zweifel

Roman Zweifel studierte Biologie an der Universität Zürich und an der ETH Zürich, wo er mit der Dissertation The Rhythm of Trees (Der Rhythmus der Bäume) promovierte. Er ist Projektleiter an der Eidgenössische Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft WSL und betreibt das Unternehmen natkon.ch, das Messgeräte und Expertise für ökologische Forschung anbietet. Roman Zweifel verfügt über fundierte Fachkenntnisse zur Physiologie der Bäume und im Bereich Elektronik. Charakteristisch für seine Laufbahn ist die Realisierung von unkonventionellen interdisziplinären Projekten.

Roman Zweifel – Eidg. Forschungsanstalt WSL

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