Filmvorführung Corneille – Brecht + Die Antigone des Sophokles

Die Antigone des Sophokles nach der Hölderlinschen Übertragung für die Bühne bearbeitet von Brecht 1948 (Suhrkamp Verlag) © BELVA Film

Mo, 13.05.2019

18:00 Uhr

Ciné Lumière - Institut français

In Corneille – Brecht rezitiert Cornelia Geiser, in einer Pariser Wohnung sitzend, Verse aus Pierre Corneilles zwei Tragödien über Macht und Intrigen, Horace und Othon, gefolgt von einer Lesung von Auszügen aus Bertolt Brechts Hörspiel Das Verhör des Lukullus, einem ausdrucksstarken Rezitativ über Kriegsverbrechen, von 1939. Der Rezitator überbrückt diese Texte aus verschiedenen Epochen, indem er das antike Rom als eine Parabel verwendet, um alle Formen des Machtmissbrauchs und die Entstehung der imperialistischen und faschistischen Herrschaft anzuprangern.

Mit Antigone erweiterten Straub und Huillet ihre Praxis einer Archäologie der Texte und verfolgen ihr Interesse am Aufzeigen von Schichten weiter. Für diesen Film nehmen sie Bertolt Brechts politische Bearbeitung von Friedrich Hölderlins deutsche Übersetzung der Antigone des Sophokles als Grundlage. Im alten Theater von Segesta auf den höchsten Punkt des Berges Barbaro im Westen Siziliens inszenieren sie das Stück für ihren Film. Der Filmhistoriker Barton Byg schreibt: ‘Während für Brecht der zweite Weltkrieg als Referenz fungierte, ist es hier der erste Golfkrieg; Straub-Huillet halten Antigones Konfrontation mit Kreon ganz historisch. Nur die einklammernden Töne von Bernd Alois Zimmermanns Musik und ein Militärhubschrauber verweisen auf die Gegenwart. Aber der letzte Text im Film ist Brechts Warnung von 1952 an diejenigen, die die Kriege der Zukunft vorbereiten.’ Brecht schrieb: ‘In der Antigone wird nunmehr die Gewalt erklärt aus der Unzulänglichkeit. Der Krieg gegen Argos kommt aus der Misswirtschaft in Theben. Die Beraubten werden auf Raub verwiesen. Das Unternehmen übersteigt die Kräfte. Gewalttätigkeit, anstatt die Kräfte zusammenzuhalten, spaltet sie; das elementar Menschliche, zu sehr gedrückt, explodiert. Und wirft das Ganze auseinander und in die Vernichtung.’

Mit einer Einführung von Jean Matthee.

Antigone...wird auf einer neuen 35mm-Kopie gezeigt.

Corneille – Brecht, Regie: Jean-Marie Straub, Frankreich, 2009, MiniDV, Farbe, 26 Min. 66 Sek., Französisch mit englischen Untertiteln.

Die Antigone des Sophokles nach der Hölderlinschen Übertragung für die Bühne bearbeitet von Brecht 1948 (Suhrkamp Verlag), Regie: Danièle Huillet und Jean-Marie Straub, Deutschland, 1991, 35mm, Farbe, 100 min., Deutsch mit englischen Untertiteln.


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