* for Danièle!

Eine Fotoserie aus vier Bildern von einer braunhaarigen, lachenden Frau © For Daniele

Sa, 08.10.2022

14:00 Uhr BST

Goethe-Institut London

Buchpräsentation, Film Programm, Text Montage – Danièle Huillet gewidmet

It’s a detail, but …. there are no details. (Danièle Huillet)

2017 fanden in Berlin eine große Ausstellung und eine Retrospektive statt, die den Filmen von Jean-Marie Straub und Danièle Huillet gewidmet waren. Zwei Jahre später, 2019, startete das Goethe-Institut London gemeinsam mit verschiedenen Londoner Partnern eine dreimonatige Retrospektive ihrer Arbeit. Daher freuen wir uns sehr, Annett Busch, Co-Kuratorin des Berliner Projekts in London zu begrüßen. Anlass ist die Präsentation der Publikation Tell it to the Stones (Sternberg Press, 2021), die aus dem Berliner Projekt hervorgegangen ist und die Annett Busch zusammen mit Tobias Hering herausgegeben hat. Die Vorstellung dieser umfangreichen und vielstimmigen Essay-Kompilation bietet zugleich die Gelegenheit und die Klammer für (Wieder)Begegnungen mit den Filmen von Jean-Marie Straub und Danièle Huillet, der dieses Programm speziell gewidmet ist.

Bei öffentlichen Auftritten überließ Danièle Huillet die Bühne gern Jean-Marie Straub. Zu Wort  meldete sie sich meist nur mit kurzen, prägnanten, humorvollen wie insistierenden Einwürfen und Korrekturen. Ihre Arbeit verstand sie immer als Bestandteil einer gemeinsamen Arbeit (mit Straub, aber auch im und mit dem jeweiligen Filmteam). 

Das Programm versucht ein Stück weit zu sehen und verstehen zu lernen, inwiefern, wie weitreichend und vielseitig sie das Gemeinsame komponierte, orchestrierte und formte. Vom Transkript bis zur Lichtbestimmung im Labor, von der Anleitung der Techniker, der Stimmübung mit den Schauspieler*innen bis hin zur Übersetzung der Untertitel, als Produzentin und Cutterin — all das als Teil einer so großzügigen wie luxuriösen Arbeitsweise, im Sinne der Zeit, die sich genommen haben, für jeden einzelnen Arbeitsschritt. Durch eine Material-Montage, durch Textausschnitte und Vorgelesenes, durch ihre Stimme und physische Präsenz in den Filmen, wird etwas von der Vielseitigkeit und Vielschichtigkeit ihrer Arbeit aufscheinen.

Kuratiert von Annett Busch in Kooperation mit dem Goethe-Institut London.

Tickets über Eventbrite buchen

Programm

Bitte beachten Sie: Die Veranstaltung ist als Ganzes geplant. Sollten Sie nicht zu allen Teilen kommen können, erscheinen Sie bitte kurz vor Beginn der angegebenen Startzeit der einzelnen Programmabschnitte.


14:00 – 15:00: Filmvorführung und Buchpräsentation 

Jean-Marie Straub & Danìele Huillet: Il viandante, Italien/Frankreich, 2001, DCP (35 mm), s/w, 5 Min. Italienisch mit englischen Untertiteln.
Eine von mehreren alternativen Filmaufnahmen aus Sicilia!. Diese beginnt mit der Widmung “* pour Danièle!”.

Jean-Marie Straub & Danìele Huillet: Jede Revolution ist ein Würfelwurf, Frankreich, 1977, DCP (35mm), Farbe, 10 Min. Französisch mit englischen Untertiteln.
Ein Satz des französischen Historikers Jules Michelet über die Pariser Kommune lieferte den Titel für diesen Film, in dem  eine Gruppe von Männern und Frauen, darunter auch Danièle Huillet, Stéphane Mallarmés Gedicht „Ein Würfelwurf wird niemals den Zufall aufheben“ (1897) im Friedhof Père Lachaise in Paris rezitiert.

Buchpräsentation: Tell it to the Stones, Sternberg Press, 2021
Tell It to the Stones präsentiert künstlerische und intellektuelle Antworten auf Huillets und Straubs filmischen Methoden und ihr Werk. Das Buch ging aus einem längeren öffentlichen Programm hervor, das in der Akademie der Künste, Berlin, präsentiert wurde und aus Konzerten, öffentlichen Konferenzen, einer dreimonatigen Ausstellung und einer kompletten Kino-Retrospektive bestand. Mitwirkende Künstler*innen, Wissenschaftler*innen, Filmemacher*innen und Schriftsteller*innen, von denen einige langjährige Mitarbeiter*innen von Straub und Huillet waren, sowie jüngere Künstler*innen und Schriftsteller*innen aus verschiedenen Disziplinen greifen diese kollektive Erfahrung in neuen Texten, überarbeiteten Transkripten, konzeptuellen Essays und Bildmontagen auf – ernst nehmend, was Huillet einmal vom Publikum verlangte: „uns dabei zu helfen, das Dazwischen zu bauen.“

*****

15:00 – 16:30: Filmvorführung

Jean-Marie Straub & Danìele Huillet: Sicilia!, Italien/Frankreich 1999, DCP (35mm), s/w, 66 Min. Italienisch mit englischen Untertiteln.
Basierend auf dem antifaschistischen Roman von Elio Vittorino, Gespräch in Sizilien (1939), konzentriert sich der Film auf einen Dialog zwischen Silvestro, der nach vielen Jahren im Norden nach Sizilien zurückgekehrt ist, und seiner Mutter.

Pedro Costa: 6 Bagatellen, Portugal/Frankreich, 2003, Farbe, digital, (MiniDV), 18 Min. Französich mit englischen Untertiteln.
Pedro Costa nimmt nicht verwendete Filmaufnahmen aus seinem Dokumentarfilm Wo liegt Dein begrabenes Lächeln (2021), der Straub und Huillet beim Schnitt von Sicilia! zeigt, und lenkt unsere Aufmerksamkeit in neue Richtungen.  

*****

17:00 – 18:00 Lesung  & Filmvorführung

Jean-Paul Toraille: Les Avatars de la Mort d'Empédocle, Frankreich, 2010, digital (video, digi-beta), 53 Min., Französisch (der Film ist auch ohne Französischkentnisse verständlich und wird hier mit Lesungen in englischer Sprache kombiniert).
Der Film fängt die von Freude und Konzentration geprägte Atmosphäre bei den Filmaufnahmen zu Der Tod des Empedokles (1996) in Sizilien ein und schenkt uns verschiedene Eindrücke von Danièle Huillet bei der Arbeit.

*****

18:15 – 19:15: Lesung & Filmvorführung

Jean-Marie Straub & Danìele Huillet: Cézanne. Im Gespräch mit Joachim Gasquet (Ausgabe Bernheim-Jeune), Frankreich/BRD, 1989, DCP (35mm), Farbe, 51 Min. Französisch mit englischen Untertiteln.
Joachim Gasquets Erinnerungen (veröffentlicht 1921) an seine Freundschaft mit Paul Cézanne bilden die Basis für diesen Film, mit dem Straub und Huillet ihre Bewunderung für die Arbeitsweise und den Ethos des Malers zum Ausdruck bringen. Wir hören Danièle Huillets aus den Memoiren lesen.
 
Annett Busch ist freiberufliche Kuratorin, Redakteurin, Autorin und Übersetzerin, deren Interesse an radikalen Formen des Filmemachens und der Filmkritik sie zu einem Nachdenken über und in Gegenüberstellungen geführt hat. Beispiele hierfür sind ihr Mitkuratieren von „Tell It to the Stones: The Work of J. M. Straub and D. Huillet“ (2017, mit Tobias Hering), das Mitherausgeben von Ousmane Sembène: Interviews (2008, mit Max Annas) und Frieda Grafe: 30 Filme (2013, mit Max Annas und Henriette Gunkel). Ihr Fokus liegt auch auf kühnen Künstlerinnen, Administratorinnen, Philosophinnen und Kämpferinnen, was sich in ihrer Rolle als Co-Kuratorin von „Women on Aeroplanes“ (seit 2017, mit MH Gutberlet und Magda Lipska) und als Mitherausgeberin des begleitenden Inflight Magazine wiederspiegelt. Sie hat sich auch mit  katalysierende historische Momente und ihre Nachwirkungen auseinander gesetzt, wie in dem Band und der Ausstellung „After Year Zero“ (mit Anselm Franke); und konzentrierte sich auf die Politik und Kultur der Zeitschriftenproduktion, wie in Electronic Textures (unter anderem mit Kodwo Eshun und Michael C. Vazquez).
 

 

Zurück