Bei unserem ersten Treffen im Oktober haben wir mit dem Autor Selim Özdoğan, sowie mit den Übersetzerinnen des Romans, Katy Derbyshire und Ayça Türkoğlu, über Heimstraße 52/52 Factory Lane gesprochen.
Impressionen des Abends
Das Gespräch mit unseren drei Gästen war wunderbar lebendig. Sie scheuten sich nicht, persönliche Gedanken zu ihrer Arbeit auszutauschen, aber auch ihre Gefühle offen darzulegen. Es kamen viele Aspekte der Migrationserfahrung der 1970er Jahre zur Sprache, und es wurde deutlich, wie einfühlsam die Figur Gül, die in dieser Zeit mit ihrem Mann nach Deutschland kam, gezeichnet ist, und wie universell manche Erfahrungen sind. Das Publikum durfte hinter die Kulissen der Übersetzungsarbeit in einem Team blicken. Katy und Ayça demonstrierten, wie dialogisch und lebhaft ihre Arbeit ablief. Vielen Dank an Alexandra Brown, UCD-Studentin, für die Co-Moderation.
(c) Goethe Institut Irland
Über das Buch
Das Originalbuch heißt Heimstraße 52.
Es ist der zweite Teil der Anatolian Blues Trilogie.
„Euer Leben wird in der Fremde vergehen“, warnt man sie. Aber die ganze Welt ist eine Fremde, wenn man nicht bei den Seinen ist. Mit der Zugfahrt nach Deutschland wird die Zeit der lang ersehnten Briefe, spätabendlichen Telefonate und glückseligen Sommern zurück in der Heimat eingeläutet. Jahre voll harter Arbeit werden wie Wasser dahinfließen, bis ihr Haus in der Türkei gebaut ist und sie zurückkehren kann.
Bis dahin besteht ihr Leben aus Feuerwerken, junger Liebe und den Musikkassetten des Sommers, die in Endlosschleife abgespielt werden. Während dieser Jahre wird Gül verschiedene Arten der Sehnsucht kennen lernen: Sehnsucht nach ihren zwei Töchtern, nach ihrem Vater, dem Schmied, nach Gerüchen, Farben und Früchten. Und doch wird Factory Lane, die Straße in diesem kalten, unbegreifbaren Land, über die Jahre still und heimlich zu einer neuen Art von Zuhause.
Ein Roman darüber, dass sich Heimat an so vielen Orten finden lässt und doch nie ganz greifbar wird.
Empfehlung
"Ein einzigartiger Roman über die Verluste, Aufopferung und Entschlossenheit von Generationen von Immigrantinnen; in gleichem Maße wichtig wie auch bewegend." - Preti Taneja
"Ein modernes Märchen." - NDR
"Ehrlich, akut und emotional." - Augsburger Allgemeine
"Ein vollkommen empfehlenswerter Roman, der leise die Gedanken des Lesers anregt und die harte Arbeit hinter der Aufgabe, ein fremdes Land als Heimat zu begreifen, darstellt." - migazin
Biografien
(C) Lucie Ella
Selim Özdoğan wurde 1971 in Deutschland geboren und veröffentlicht seit 1995 literarische Werke. Er wurde mit zahlreichen Preisen und Förderungen ausgezeichnet. Neben dem Schreiben ist er ein sehr erfahrener Yogafachmann und Literaturperformer. Er hat mehrere Kurzgeschichtensammlungen und zwölf Romane veröffentlich, u.a. The Blacksmith’s Daughter (2021) and 52 Factory Lane (2022) bei V&Q Books.
(C) Ayça Türkoğlu
Ayça Türkoğlu ist eine in Nord London lebende Schriftstellerin und Übersetzerin. Ihre Übersetzungsschwerpunkte bilden die türkische Diaspora in Deutschland, sowie die literarischen Werke aus Minderheitsgruppen in der Türkei.
(C) Anja Pietsch
Katy Derbyshire übersetzt zeitgenössische deutschsprachige Autoren, wie unter anderem Olga Grjasnowa, Clemens Meyer und Heike Geissler. Sie unterrichtet literarische Übersetzung und leitet außerdem den V&Q Books Imprint.
Vergleichbare Werke:
Elena Ferrante trifft auf Andrea Levy - das Leben einer Frau in liebevollem Detail erzählt, nun mit einem Fokus auf den Arbeitsalltag als Mutter zweier Töchter und als Immigrantin in Deutschland.