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13:00–19:00 Uhr

Itʼs not about getting lost in translation but about translating what is lost

Ausstellung | Navid Nuur

  • soda, Kyoto

  • Preis Eintritt frei

Photo: Navid Nuur Photo: Navid Nuur

Photo: Navid Nuur Photo: Navid Nuur

Navid Nuur, der derzeit als Kooperationsstipendiat mit Unterstützung des Mondriaan Fonds/Niederlande in der Villa Kamogawa zu Gast ist, wird eine Ausstellung im art-space "soda" in Kyoto zeigen.

Die Werke des niederländisch-iranischen Künstlers Navid Nuur erforschen das Dazwischen - zwischen Sprache und Bild, Präsenz und Abwesenheit, Betrachter und Umgebung. In seiner kommenden Ausstellung in Kyoto richtet Nuur seine Aufmerksamkeit auf die Sprache als eine Form der Navigation, ein poetisches Werkzeug für das Verständnis von Ort, Identität und Entfremdung.

Unter dem Titel Itʼs not about getting lost in translation but about translating what is lost, spiegelt die Ausstellung Nuurs langjährige Auseinandersetzung mit Text als Material und Medium wider. Tief beeinflusst von seiner persönlichen Erfahrung mit Legasthenie hat Nuur eine eigenwillige Form des Schreibens und der Typografie entwickelt, die er Dislectika nennt, eine freie, open-source Schriftart, die den Tippfehler als Raum für kreatives Potenzial begreift. Seine Handschrift, die gleichermaßen ausdrucksstark und intuitiv ist, wird zu einem eigenen visuellen System: eine nach innen gerichtete Form der Kalligrafie, die sich einer festen Bedeutung widersetzt.

In dieser Präsentation in Kyoto wird die Sprache zu einem Ort der Intimität und der Distanz zugleich. Nuur verwendet die Schrift nicht, um zu erklären, sondern um zu verbinden - durch Buchstaben, Gedichte und Gesten, die sich wie Echos über die Stadt verteilen. Im Mittelpunkt der Ausstellung steht ein speziell für Kyoto geschaffenes Textplakat. Es ist weder eine Ankündigung noch ein konventionelles Kunstwerk, es trägt kein Datum, kein Ereignis, sondern nur eine Konstellation aus Bild und Text. Diese Plakate werden in Bars, Geschäften und Wohnungen auftauchen - Orte, an denen solche Ephemera oft jahrelang aufbewahrt werden. Das Plakat ist so gestaltet, dass es mit der Stadt altert und Teil ihres jahreszeitlichen Rhythmus wird, indem es sich subtil in das alltägliche Gefüge Kyotos einbettet.

Ein weiteres Schlüsselelement der Ausstellung ist Nuurs Verwendung von ⾊紙 (shikishi) - den traditionellen japanischen quadratischen Tafeln, die häufig für Autogramme und kurze Mitteilungen verwendet werden. Diese dienen als Träger für seine eigenen handgeschriebenen Gedichte über die Stadt und verbinden seine persönlichen Eindrücke mit einer vertrauten und kulturell bedeutsamen Form. In Nuurs Händen werden die Shikishi zu kleinen Fenstern in die Sprache als gelebte Erfahrung - teils Brief, teils Landschaft.

Im Garten des Veranstaltungsortes werden die Besucher auf eine ortsbezogene, textbasierte Performance stoßen. Ein einfacher Briefumschlag, der den Besuchern zur Verfügung steht, löst eine stille Korrespondenz aus, die in die Umgebung eingebettet ist und darauf wartet, durch die Anwesenheit des Besuchers vervollständigt zu werden. Ein an einen örtlichen Plattenladen in Kyoto adressierter Brief erweitert die Erkundung von Klang, Sprache und gemeinsamen Frequenzen: ein poetischer Austausch zwischen Fremden, bei dem Text zu Musik und Musik zu einer Botschaft wird.

In all ihren Formen - gesungen, geschrieben, getippt oder gedruckt - betrachtet diese Ausstellung Sprache nicht als ein Werkzeug der Klarheit, sondern als ein lebendiges Feld von Gesten: verletzlich, unvollkommen und unendlich generativ. Sie lädt den Betrachter ein, nicht nur zu lesen, sondern auch zuzuhören, zu spüren und Fragmente mit nach Hause zu nehmen.