Das Deutsche Theater zu Gast beim Seoul Performing Arts Festival
Goethe kultiviert in
Iphigenie auf Tauris aus dem Jahr 1787 den zwischenmenschlichen Dialog: Trotzdem sie unüberwindlich scheinen, überwinden Iphigenie und Thoas die sie trennenden Grenzen durch das Miteinander-Sprechen und Einander-Zuhören. Das Drama gleicht einem Traum von Menschlichkeit und Wahrheit, der Humanismus wird als vorbildliche Kraft geschildert: Iphigenie hat durch ihr beharrliches Wesen erreicht, dass auf Tauris, wo sie gefangen ist, das Menschenopfer abgeschafft wurde. Als ihr Bruder als Fremder in ihr Exil kommt, stellt sich für sie die Frage nach Pflicht und Neigung, nach Wahrheit oder Lüge.
Auf Initiative des Korea Arts Management Service (KAMS) und des Goethe-Instituts arbeitet eine Gruppe aus deutschen und koreanischen Theatermachern seit zwei Jahren zusammen. Nach einigen Arbeitstreffen und Proben fiel die Wahl auf diesen Text als Vorlage für ein neues Stück.
Goethes Drama wird gesehen im Spiegel des heutigen Koreas und Deutschland. Es ist die Kraft der Narration, an der es mangelt, es ist der Humanismus, der auf dem Spiel steht. Iphigenies Sehnsucht nach der verlorenen Heimat, Orestes Rachegefühle, Thoas innerer Zwiespalt:
Iphigenie zeigt den Menschen in seiner historischen, religiösen und sozialen Determiniertheit und in seinem Versuch, sich davon zu befreien – die inneren wie äußeren Grenzen zu überschreiten. Es sind Themen, die die Teilnehmer des Projekts beschäftigen: Die Mauern, mit denen wir uns schützen, wozu dienen sie? Wenn sie von der Landkarte verschwinden, was geschieht mit ihnen in den Köpfen der Menschen? Warum wird die Furcht etwas zu verlieren oder etwas von dem Vielen abzugeben, immer größer? Wen sperren wir aus – und wen sperren wir ein...
Diese Aufführung ist die bisher zweite Zwischenbilanz des Projekts: Unter der Leitung des deutschen Regisseurs Tilmann Köhler und des Deutschen Theaters Berlin ist das Stück mit dem Titel
Iphigenie x5 entstanden, das nächstes Jahr Premiere feiert und nun als Werkstattaufführung präsentiert wird. Die vollständige Inszenierung wird nächstes Jahr sowohl im Deutschen Theater Berlin als auch beim Seoul Performing Arts Festival aufgeführt.
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