Theateraufführung „Ein Volksfeind“ von Thomas Ostermeier

Ein Volksfeind ©Arno Declair

Do, 26. Mai 2016-
Sa, 28. Mai 2016
Do, Fr 20:00 Uhr
Sa 15:00 Uhr

LG Arts Center

Die Schaubühne Berlin zu Gast in Seoul

Der deutsche Regisseur Thomas Ostermeier eroberte erstmals mit Ein Puppenhaus (2005) und Hamlet (2010) die Herzen der koreanischen Zuschauer. Diesen Frühling kehrt er zurück mit seiner Neufassung von Henrik Ibsens Drama Ein Volksfeind.

Als Intendant an der Berliner Schaubühne erntete Thomas Ostermeier vielerlei Beifall, besonders für seine innovativen Interpretationen klassischer Texte. Erfolgreich spiegelte er die politischen und sozialen Wunden der heutigen modernen Gesellschaft in seinen Inszenierungen. So ist auch sein neues Projekt gespickt mit wirtschaftlichen und finanziellen Krisen im 21. Jahrhundert.

Badearzt Dr. Stockmann entdeckt, dass das Heilwasser seines Heimatorts von krankheitserregenden Mikroorganismen durchsetzt ist. Der Grund: Die Zuleitungsrohre führen durch ein abwasserverseuchtes Sumpfgebiet. Im Interesse der Allgemeinheit will Stockmann den Befund in der Zeitung veröffentlichen und fordert die Stadtverwaltung auf, die Wasserleitungen umzulegen. Sein Vorschlag stößt auf Zustimmung. Einflussreiche Bürger und Pressevertreter des Ortes sichern ihm Unterstützung zu. Sein Bruder Peter, der Stadtrat des Ortes, hält ihm jedoch schwere Bedenken entgegen: Das Verbreiten der Neuigkeit bedrohe die wirtschaftliche Prosperität des Kurortes, die Reparaturen hätten hohe Kosten für die Allgemeinheit zur Folge. Plötzlich beginnt Stockmanns Rückhalt unter den Entscheidungsträgern der Stadt zu schwinden. Man sät Zweifel an seinem Vorhaben und versucht, die Nachricht vom kontaminierten Wasser zu vertuschen. Stockmann besteht auf Aufklärung und will öffentlich sprechen. In einer alles entscheidenden Rede will er die Stadt auf seinen Kurs zwingen. Den endgültigen Bruch mit seinem Bruder und das Risiko der vollständigen persönlichen Ausgrenzung nimmt er in Kauf. Es geht ihm längst nicht mehr nur um das verschmutzte Heilbad: Seine Zielscheibe ist die Gesellschaft als Ganzes.

Ibsens Drama bewegt sich auf dem schmalen Grat zwischen Aufklärung und Fanatismus. Welche Chance hat die Wahrheit in einer durchökonomisierten Gesellschaft? Am Höhepunkt des Schauspiels sind die Zuschauer dazu eingeladen, teilzunehmen an der Debatte um den Mythos des Wirtschaftsbooms, der Tyrannei der Mehrheit und der Individualisierung der Lebensbedingungen.

Seit ihrer Premiere 2012 führte diese partizipativ angelegte Inszenierung von Ibsens Text zu angeregten Diskussionen an allen Spielorten weltweit. So schrieb die englische Zeitung The Guardian, dass das Publikum selbst das Verlangen nach radikalem Wandel in der Gesellschaft verspürte. Ostermeier beweist erneut, dass Ibsens Drama aus dem späten 19. Jahrhundert mit seinen Fragen zum Individuum und der Gesellschaft auch heute nicht an Wirkung und Brisanz verloren hat.
 

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