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Unterhaltung
Heinz Erhardt: Der immer heitere Herr aus Riga

Im heutigen Erholungszentrum „Valguma Pasaule" stand einst das der Familie von Heinz Erhardt gehörende Herrenhaus „Āmarnieki". Daran erinnert heute eine Gedenktafel
© Alexander Welscher

Unvergessener Komiker und begnadeter Wortakrobat – auch Jahrzehnte nach seinem Tod bringt Heinz Erhardt die Deutschen noch zum Lachen. Seine Kindheit und Jugend in Riga war aber nicht immer lustig.

Von Alexander Welscher

Bis heute zählt Heinz Erhardt (1909-1979) zu Deutschlands beliebtesten Komikern aller Zeiten. Mit subtilem Wortwitz und seinen unwiderstehlichen Schüttelreimen wurde der Humorist mit der schwarzen Hornbrille nach dem Zweiten Weltkrieg zum kalauernden Begleiter des deutschen Wirtschaftswunders. Auch Jahrzehnte nach seinem Tod lachen viele noch über seine zeitlosen Reime, Parodien und Sketche. Seine Bücher, Gedichtbände und Klamauk-Filme sind bei Jung und Alt weiterhin beliebt.

Am liebsten aber stand Erhardt als kabarettistischer Alleinunterhalter auf der Bühne – trotz ausgeprägten Lampenfiebers. Sein musikalisch-komisches Talent erprobte der vielseitige Unterhaltungskünstler erstmals in seiner Geburtsstadt Riga. In den 1930er Jahren trat der „immer heitere Heinz Erhardt“ (Rigasche Rundschau) dort anfangs mit Gedichten und Selbstkomponiertem auf bunten Abenden und in den Kaffeehäusern der Stadt auf. Später begeisterte der schelmische Wortakrobat auf der Bühne des Deutschen Schauspiels.

Erhardt entstammte einer deutschbaltischen Familie, die 1760 aus der Pfalz in die damalige russische Ostseeprovinz übersiedelte. Später gehörte sie zur Oberschicht: Heinz’ Großvater Johann Jakob war während des Ersten Weltkriegs kommissarischer Bürgermeister von Riga, sein Onkel Robert kurzzeitig der zweite Finanzminister der 1918 neu gegründeten Republik Lettland.

Sein musikalisches Talent erbte Heinz Erhardt vermutlich von seinem Vater Gustav, der als Kapellmeister sein Geld verdiente. Bereits kurz nach der Geburt ihres Sohnes gingen die Eheleute Erhardt jedoch getrennte Wege. Der kleine Heinz wuchs deshalb erst bei den Großeltern in Riga auf, dann holte ihn die Mutter zu sich nach Sankt Petersburg, später wiederum nahm ihn der Vater mit auf Konzerttour durch Deutschland.

Mit 15 Jahren konnte der oft von Heimweh geplagte Heinz zu seinen Großeltern nach Riga zurückkehren, schaffte am Deutschen Gymnasium aber aufgrund der vielen Schulwechsel das Abitur nicht. Nach Willen seines Großvaters Paul Neldner sollte Erhardt aber ohnehin dessen Musikalienhandlung und Konzertagentur in der Nähe des lettischen Freiheitsdenkmals übernehmen.

Zum Unmut seines Großvaters klimperte und komponierte Heinz, der eigentlich Pianist werden wollte, jedoch viel lieber auf den Klavieren, als sie zu verkaufen. Später widmete sich das sprachbegabte Multitalent vollends seiner Unterhaltungskarriere und tingelte damit durch Riga. Von der Lokalpresse und dem heimischen Publikum zwar gelobt, ließ finanziell der Durchbruch aber auf sich warten. Auch der Umzug nach Berlin Ende der 1930er Jahre brachte nur bedingt den erhofften Erfolg.

Mit der großen Karriere sollte es erst nach dem Krieg in Deutschland klappen. Dafür traf Erhardt in Riga die Liebe seines Lebens – in einem Aufzug. „Die Fahrstühle in Riga fuhren seinerzeit glücklicherweise sehr langsam“, schreibt er über die Begegnung mit Gilda Zanetti im Frühjahr 1934. Ein Jahr später ehelichte Erhardt die Konsultochter, mit der er vier Kinder hatte und bis zu seinem Tod verheiratet war.

Neugierige können sich mit dem Historiker und Fremdenführer Maik Habermann in Touren auf die Spuren des jungen Heinz und anderer Mitglieder der Familie in und außerhalb Rigas begeben. In der Nähe von Tukums etwa stand einst das nicht mehr in seiner ursprünglichen Form erhaltene Herrenhaus „Āmarnieki“. Dort verbrachte Heinz Erhardt eigenen Angaben zufolge seine glücklichsten Ferien.

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