Filmvorführung How to make a book with Steidl

if… Productions 2010; Joel Sternfeld, Gerhard Steidl © Gerald von Foris

Di, 28.04.2015

15:00 Uhr

Staatsgymnasium Daugavpils

Filmvorführung / Gespräch „Wie arbeitet ein Verlag?“

Regie: Gereon Wetzel, Jörg Adolph, Farbe, 88 Min., 2010

Der Nabel der Welt der exklusiven Fotokünstler-Bücher liegt in der Düsteren Straße in Göttingen. Hier führt Gerhard Steidl seit über 40 Jahren seinen Verlag. Sein Geschäftsmodell ist aufgegangen: mit Fotokunst kann man in Deutschland nur sehr wenig Geld verdienen, also bedient er den internationalen Markt. Die Künstler, die er verlegt, kann er sich inzwischen aussuchen: Robert Frank, Joel Sternfeld, Ed Ruscha, Robert Adams, Jeff Wall. Geduldig stehen die großen Fotografen der Welt bei ihm Schlange, bis auch sie ein persönliches Exemplar der verlagsinternen Broschüre How to Make a Book with Steidl in Händen halten dürfen und endlich unter der Regie des eigenwilligen Meisters des bedruckbaren Papiers ihr Projekt veröffentlichen können. Der umtriebige und vielfliegende Verleger betreut seine Kunden persönlich und eilt fast in dem Tempo von Termin zu Termin, in dem die Bögen durch seine Druckmaschine jagen.

Die beiden Filmemacher Jörg Adolph und Gereon Wetzel fanden für ihren Dokumentarfilm How to Make a Book with Steidl ideale Drehbedingungen vor. Aufgrund der Vermittlung des befreundeten Journalisten Alex Rühle besaßen sie von Anfang an das volle Vertrauen ihres Protagonisten. So durften sie nach Belieben drehen und konnten über die Dauer eines Jahres an 46 Drehtagen alles mit der Kamera einfangen, was sie für ihren Film brauchten, von der akribischen Arbeit im Verlagshaus bis zu den rastlosen Reisen mit manchmal zehn Terminen am Tag. Bei Steidl trifft extremes Zeitmanagement auf akribisch kontrolliertes Chaos, ohne ihn wird keine Entscheidung getroffen, er checkt jeden Bogen, der aus der Druckmaschine kommt, eigenhändig. Der Verlag ist sein Reich, hier ist er der Herrscher im weißen Kittel, der einzige, der zu wissen scheint, in welcher der hunderten von Ablagen etwas einzusortieren ist – wenn auch erst nach längerem Innehalten.

HOW TO MAKE A BOOK WITH STEIDL wurde 2010 als „Bester Dokumentarfilm” mit der „Goldenen Taube” des Festivals von Leipzig und mit dem Preis des Goethe-Instituts bei der Duisburger Filmwoche ausgezeichnet.

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