Film im Deutschunterricht
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Film im Deutschunterricht
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Filme bieten ein großes Potenzial für den Fremdsprachenunterricht. Sie wirken motivierend auf Lernende, geben einen Einblick in eine andere Kultur und schaffen eine Vielzahl an authentischen Rede- und Schreibanlässen.

Warum Film im Fremdsprachenunterricht?

Der Einsatz von Film ermöglicht einen motivierenden, lernerzentrierten und handlungsorientierten Fremdsprachenunterricht. Film erweitert den Fremdsprachenunterricht um die Kompetenz des Hör-Seh-Verstehens und gibt damit dem audiovisuellen Verstehen den Raum, der ihm in unserer heutigen Alltagswelt zukommt. Da Filme authentische Kulturprodukte sind, kann die Arbeit mit Film einen wichtigen Beitrag zur Ausbildung der interkulturellen Kompetenz und der Medienkompetenz der Lernenden leisten.

Spielfilme erzählen eine Geschichte mit Bild und Ton, die den Lernenden ermöglicht, sich mit den dargestellten Konflikten und Sichtweisen auseinanderzusetzen und sie so zu einem Perspektivwechsel anregt. Die Verknüpfung von Emotion und Kognition wirkt motivierend und unterstützt die affektiv-emotionale Seite des Fremdsprachenlernens.

Auswahl des Films

Das wichtigste Kriterium bei der Auswahl eines Films sind die Lernenden. Der Film sollte für das Alter und die Herkunftskultur der Lernenden passend sein und ihr Interesse wecken. Thematisch sollte es für die Lernenden möglich sein, einen Bezug zu ihrer eigenen Lebenswelt herzustellen. Das sprachliche Niveau der Lernenden muss selbstverständlich ebenfalls berücksichtigt werden. Nicht ausreichende Sprachkompetenz kann aber durch entsprechende methodische Vorgehensweisen ausgeglichen werden.
 
Zur Auswahl stehen verschiedene Film-Formate: (Lang-) Spielfilme, Kurzfilme, TV-Serien, Musikvideos, Werbefilme, Nachrichtensendungen, Interviews usw. Kürzere Formate haben den Vorteil, dass sie als Ganzes im Unterricht gezeigt werden können. Steht im Unterricht nicht genügend Zeit zur Verfügung, um einen (Lang-)Spielfilm zu zeigen, ist es jedoch auch möglich, 4-5 Szenen auszuwählen, anhand derer die Thematik des Films erarbeitet werden kann.

Nicht zuletzt kann für die Auswahl eines Films entscheidend sein, ob es dazu bereits Unterrichtsmaterialien gibt. Die nebenstehenden "Links zum Thema"  können bei der Suche danach behilflich sein.

Methodisch-didaktische Überlegungen

Auch bei kürzeren Filmen bietet es sich an, den Film in mehrere Sequenzen einzuteilen, die nach und nach erarbeitet werden, um so ein Abtauchen der Lernenden in ein rein passives Sehen zu verhindern. Eine Sequenz, die von den Lernenden bearbeitet werden soll, sollte nicht länger als etwa fünf Minuten dauern. Je nach Komplexität der Sprache in der Filmsequenz und Niveau der Lernenden kann die Filmsequenz mehrere Male gezeigt werden. Der Einsatz von Untertiteln (hier sind deutsche Untertitel gegenüber Untertiteln in der Muttersprache vorzuziehen) ist ebenfalls eine Möglichkeit, um das Verständnis zu erleichtern.

Bei der Erarbeitung komplexer Filmsequenzen sollte im Sinne der didaktischen Reduktion der Fokus auf einem Element liegen: Sprache, Handlungsverlauf, Figuren, Filmsprache usw. In Gruppen können die Elemente auch auf verschiedene Lernende aufgeteilt werden, so dass zunächst arbeitsteilig vorgegangen wird und am Ende alle Elemente zusammengefügt werden.
 
Didaktisierungen einzelner Filmausschnitte erfolgen nach dem bewährten VOR-WÄHREND-NACH – Schema.

Aufgaben VOR DEM SEHEN aktivieren das Vorwissen der Lernenden, wecken ihre Neugier und bieten Vorentlastung im Hinblick auf Wortschatz, geschichtlichen Hintergrund oder landeskundliche Informationen.

Aufgaben WÄHREND DES SEHENS sollen einem passiven Sehen vorbeugen und das Verständnis erleichtern.

Aufgaben NACH DEM SEHEN helfen, das Gesehene und Gehörte verstehend zu vertiefen und ermöglichen, einen Bezug zur eigenen Lebenswelt herzustellen.
 

Beispiele für Aufgabenformen

Die in den Beispielen genannten Aufgabennummern beziehen sich auf die Didaktisierung des Films „Deine Schönheit ist nichts wert“ 
 

VOR DEM SEHEN
  • Mithilfe des Filmplakates oder Zitaten aus dem Film Vermutungen zur Handlung oder zur Figurenkonstellation anstellen.
  • Standbilder aus dem Film: Bildbeschreibung (vgl. Aufgabe 1A/B).
  • Assoziogramm zum Thema / zu Schlüsselbegriffen erstellen.
  • Vorentlastung des Wortschatzes durch Zuordnungsaufgaben.
  • Arbeit mit dem Transkript: Dialogteile in die richtige Reihenfolge bringen. 

WÄHREND DES SEHENS
  • Beobachtungsaufgaben, zum Beispiel zu Handlungsabläufen, Figuren, landeskundlichen Informationen (vgl. Aufgabe 2).
  • Checklisten (Was hast du im Film gesehen und was nicht?).
  • Bild ohne Ton zeigen und Vermutungen anstellen, worüber die Figuren sprechen (vgl. Aufgabe 4a).
  • Nur die Tonspur hören und Vermutungen zu den Bildern anstellen. 

NACH DEM SEHEN
  • Verständnissicherung: Richtig/Falsch-Aufgaben (vgl. Aufgabe 3),
  • Multiple-Choice-Aufgaben (vgl. Aufgabe 7a), Lückentexte (vgl. Aufgabe 7b),
  • einen Steckbrief zu einer Figur schreiben (vgl. Aufgabe 5),
  • offene Verständnisfragen beantworten (vgl. Aufgabe 4c).
  • Eine Zusammenfassung oder eine Filmkritik schreiben.
  • Kreative Fortführung: einen inneren Dialog schreiben, eine Szene weiterschreiben (vgl. Aufgabe 9A/B b), ein neues Ende erfinden (vgl. Aufgabe 10b), ein Interview mit der Hauptfigur führen. 
 

Literatur

 
Biechele, Barbara (2010): „Verstehen braucht Sehen: entdeckendes Lernen mit Spielfilm im Unterricht Deutsch als Fremdsprache.“ In: Welke; Faistauer (2010).
 
Henseler, Roswitha; Möller, Stefan; Surkamp, Carola (2011): Filme im Englischunterricht. Grundlagen, Methoden, Genres. Seelze: Klett/Kallmeyer.
 
Welke, Tina; Faistauer, Renate (Hg.) (2010): Lust auf Film heißt Lust auf Lernen. Der Einsatz des Mediums Film im Unterricht Deutsch als Fremdsprache. Wien: Praesens Verlag.
 
Welke, Tina; Faistauer, Renate (Hg.) (2015): Film im DaF/DaZ-/Unterricht. Wien: Praesens Verlag.