Offene Probearbeiten
Wir/ nosotrxs, eine Liebeserklärung/ una declaratoria de amor

Eine szenische Annäherung mit Lisa Lucassen (She She Pop) und Antonio Cerezo

Do, 17.10.2019 –
So, 20.10.2019
20:00 Uhr Teatro El Granero

Im Rahmen des Treffens „Fronteras Líquidas“ hat die Coordinación Nacional de Teatro zahlreiche Theatergruppen und unabhängige Kunstschaffende aus der ganzen Welt zu einem Labor der szenischen Gestaltung eingeladen. Das Format möchte durch die Öffnung des Probenprozesses einen Dialog mit dem Publikum herstellen.
 
Lisa Lucassen, Mitglied des zeitgenössischne deutschen Kollektivs She She Pop arbeitet für das Projekt Wir/ Nosotrxs, eine Liebeserklärung/ una declaratoria de amor mit dem mexikanischen Autor, Schauspieler und Regisseur Antonio Cerezo zusammen. Ziel ist die musikalisch-performative Entmystifizierung des Konzepts der „romantischen Liebe“ und seiner Bedeutung in Deutschland und Mexiko durch eine szenische Annäherung und Auseinandersetzung. Ausgangspunkt ist die Einsicht, dass unsere Art zu lieben zutiefst durch patriarchale Ideologie determiniert ist. Das Projekt möchte über diese „Liebe“ diskutieren, darüber, wie wir sie leben und sie unser Selbstwertgefühl, unser Sexualleben, unsere Freiheit beeinflusst, diese Liebe, die auch verletzt und tötet, besonders häufig Frauen.
 
Das Projekt ist eine kollektive Arbeit von mexikanischen und deutschen Kunstschaffenden basierend auf Strukturen, die das Kollektiv She She Pop seit 25 Jahren im Bereich biografisches und post-dramatisches Theater erforscht und umsetzt. Johann Wolfgang von Goethes semi-autobiographischer Briefroman „Die Leiden des jungen Werther“ bildet das Grundgerüst der Arbeit, die drei Sprachen – Spanisch, Deutsch und Englisch –, die Erfahrungen der Teilnehmenden, aber auch moderne Objekte und Formen, Beziehungen einzugehen und aufrechtzuerhalten wie Smartphones und soziale Netzwerke einbezieht. Darüber hinaus wird mit Video und Komposition gearbeitet, wobei Texturen und Muster elektronischer Musik dem Lied mit Gitarrenbegleitung gegenübergestellt werden. Die Struktur der Arbeit ist nicht fest, sondern entwickelt sich während des Probenprozesses. Die ersten vier Proben sind für das Publikum offen und beziehen es in die Suche ein.
 
She She Pop
Das Kollektiv She She Pop nimmt in der zeitgenössischen deutschen Theaterlandschaft  aufgrund ihrer authentischen szenischen Sprache und ihrem Einsatz für die Etablierung kollektiven biografischen Schreibens eine Sonderstellung ein und gilt als feministische Alternative zu den konventionellen Strukturen des staatlichen Theaters. 2019 wurde das Kollektiv während des Theatertreffens der Berliner Festspiele, eines der wichtigsten Festivals des deutschen Theaters, mit dem Preis des Berliner Theaters ausgezeichnet. Das Projekt  Wir/Nosotrxs wird von Lisa Lucassen und Heiko Kalmbach geleitet.
 
Antonio Cerezo
Der seit zehn Jahren in Berlin lebende mexikanische Schauspieler, Regisseur und Autor Antonio Cerezo ließ sich von She She Pop inspirieren und nahm 2016 an ihrem Workshop „Uneins Sein. Being Divided“ an der Universität der Künste in Berlin teil. Ende 2017 luden She She Pop Antonio zur Mitwirkung an der Montage „Oratorium“ ein, die im Januar 2018 in HAU2 in Berlin gezeigt und für das Theatertreffen 2019 ausgewählt wurde, das die besten Werke des deutschsprachigen Theaters 2018 zeigte.