Filmreihe
Haus Tugendhat

Regie Dieter Reifarth, 112 Min., 2013

Goethe-Institut Mexiko

Der Film erzählt die wechselvolle Geschichte des singulären Bauwerks und seiner Bewohner: Von der Aufbruchsstimmung im prosperierenden Westmähren zwischen den Weltkriegen, der Okkupation durch Nazideutschland, Vertreibung und Emigration der Familie Tugendhat in die Schweiz und nach Venezuela, von den ersten Nachkriegsjahren, in denen das Haus als private Schule für Rhythmik- und Ausdruckstanz diente und den Jahrzehnten danach.

Das Haus Tugendhat – von Mies van der Rohe 1928 – 30 im tschechischen Brno gebaut – ist ein spektakuläres Hauptwerk moderner Architektur und UNESCO-Weltkulturerbe. Ein Gesamtkunstwerk, das seit 1938 von Zweckentfremdung und Zerstörung bedroht war, allen Katastrophen widerstand und 2012, nach aufwendiger Restaurierung der Öffentlichkeit übergeben wurde und seine neue Bestimmung fand. Die Geschichte des Hauses erzählt vom Schicksal der Familie Tugendhat, die Jahrzehnte für dessen Erhalt kämpfte, und von Menschen mehrerer Generationen, die seine besondere Ausstrahlung tief bewegt hat.

Anfang der fünfziger Jahre wurde die einstige Magnatenvilla zum Therapiezentrum,später auch zur Schule für wirbelsäulengeschädigte Kinder und blieb es dreißig Jahre. Nach der „samtenen Prager Revolution“ verhandelte man im Haus Tugendhat die Trennung der ČSSR und gab von hier aus bekannt, dass es ab Januar 1993 zwei getrennte Staaten geben wird. 2001 erklärte die UNESCO das Haus wegen seiner universellen Bedeutung als architektonisches Kunstwerk zum Weltkulturerbe. Nach mehrjähriger Verzögerung begann 2010 aus EU Mitteln die längst überfällige Restaurierung. Am 29. Februar 2012 wurde das Haus Tugendhat der Weltöffentlichkeit übergeben.

Regisseur und Produzent Dieter Reifarth (u.a. produzierte er Filme von Vlado Kristl, Peter Nestler, Straub/Huillet) verwebt in seinem Dokumentarfilm HAUS TUGENDHAT Gespräche mit Familienmitgliedern, einstigen Benutzern des Hauses, Kunsthistorikern und Restauratoren mit historischen Foto- und Filmaufnahmen zur facettenreichen Biographie eines Bauwerks. Vor dem Hintergrund der politischen Katastrophen des 20. Jahrhunderts erzählt der Film von den persönlichen Erfahrungen der Bewohner und Nutzer des einzigartigen Hauses, dessen Schönheit und Ausstrahlung bei Generationen von Menschen tiefe Spuren hinterlassen hat.


Pressestimmen „Haus Tugendhat", eine Auswahl:

Strenge und Freiheit: Der wunderbare Kinofilm „Haus Tugendhat” erkundet die Anatomie eines Gebäudes.... Er (Reifarth) ist ein hingebungsvoller Zuhörer, und seine Gesprächspartner sind von großer, reflektierter Beredsamkeit. Aber die Schönheit seines Films liegt nicht in der naheliegenden, architektonischen Klarheit seiner Struktur begründet. „Haus Tugendhat" ist komponiert aus lauter Sätzen, deren melodische Bewegungen brüsk abbrechen oder sanft zum nächsten hinübergleiten können. Das Vergehen der Zeit ist darin sehr gut aufgehoben. Die Welt, Gerhard Midding

„Ein Haus, das süchtig macht. Die Villa Tugendhat von Mies van der Rohe im tschechischen Brno zeigt eine Architektur, die den Schmerz zu schlucken vermag. Ein bewegender Film erzählt ihre Geschichte, berichtet von Exil und Geborgenheit, in den NS-Jahren und im Sozialismus. ... Dieter Reifarth erzählt in seinem Film „Haus Tugendhat” dieses Stück Zeitgeschichte aus der Perspektive der Villa, die gelassen alle Tragödien anschaut und erträgt." Süddeutsche Zeitung, Kia Vahland

„Bemerkenswert ist an diesem... Dokumentarfilm, wie Bau-, Familien- und Weltgeschichte so ineinander verwoben werden, dass man die Zeitgebundenheit der Architekturqualität bestens begreift.” DB-Metamorphose – Architekturzeitschrift

„Ein ganzer Film nur über ein Haus? Wer Zweifel daran hegte, dass eine einzige Villa, selbst wenn sie Kulturerbe ist, genug Stoff hergeben würde, den belehrt der Dokumentarist Dieter Reifarth mit seinem faktenreichen Film eines Besseren.” Matthias Dell, epd Film

„Anhand der Geschichte des Hauses zeichnet Reifarth das Portrait einer Familie und erzählt von der Bedeutung, die die Villa für die Menschen hatte und noch immer hat. Das Haus selbst gerät so einerseits in den Hintergrund und bleibt gleichzeitig als unaufdringliche Konstante präsent. In Interviews, mittels Fotos und alten Filmaufnahmen lässt der Regisseur die Tugendhats sowie ehemalige Bewohner, Kunsthistoriker und Wissenschaftler zu Wort kommen. Oft sind es die Aufnahmen der Interviewpartner, in denen nicht gesprochen wird, die am meisten sagen. In seiner Schlichtheit wird „Haus Tugendhat“ so ein sehr komplexer Film. Denn Reifarth greift die Struktur der Villa Tugendhat und die Prämisse Mies van der Rohes auf und macht sie zum Konzept der filmischen Machart: „Weniger ist mehr“.“ Maria Remter, DETAIL, Das Architekturportal
 


 

Details

Goethe-Institut Mexiko

Tonalá 43
Roma Norte
06700 Cuauhtémoc, CDMX

Sprache: Dt. mit sp. Untertiteln
Preis: Eintritt frei

+52 55 52070487
Diese Veranstaltung ist Teil der Veranstaltungsreihe Revolten.

Auditorium Altana, Tonala 43, Col. Roma, 06700 Mexiko-Stadt