Meet the Author
Necati Öziri

Der Autor Necati Öziri ist am 19. März bei der Online-Veranstaltungsreihe Meet the Author zu Gast. Necati Öziri blickt herunter in die Kamera, im Hintergrund sind der Himmel und ein kleines Stück von einem Hochhaus zu sehen.
Necati Öziri © Şebnur Tansu Kayaalp

Im Rahmen der neuen Reihe Vorzeichen stellt der Autor seinen Roman “Vatermal” vor.

Online

Wie lässt sich eine Geschichte erzählen, die mit der Ankündigung des eigenen nahenden Todes beginnt? Am 19. März ist Necati Öziri bei Meet the Author zu Gast und spricht über seinen Roman Vatermal und seine Arbeiten für das Theater. Die Teilnahme ist wie immer kostenlos und offen für alle, die sich für deutschsprachige Literatur interessieren. Das Gespräch mit Necati Öziri führt Dr. Maha El Hissy. Die freie Literaturwissenschaftlerin und Kritikerin kuratiert im Auftrag der Goethe Institute Nordwesteuropa im Jahr 2024 die Reihe Vorzeichen. Wen, was und wie wir lesen.
Das Gespräch findet auf Deutsch statt und wird auf Zoom übertragen.

 

Vatermal

Necati Öziris Roman "Vatermal" liegt auf einem Stapel tiefroter Rohre. Der Roman erschien 2023 im Claassen Verlag. © © Goethe-Institut Dänemark/ Nanke Nicolaisen Necati Öziri: "Vatermal" © Goethe-Institut Dänemark/ Nanke Nicolaisen
Arda liegt mit Organversagen auf der Intensivstation im Sterben. In einem Brief wendet er sich an seinen Vater, der vor der Geburt des Ich-Erzählers verschwunden und nie wieder zurückgekehrt war. Mit jeder Zeile gerät der Sohn in zunehmende Zeitnot und schöpft aus dem Zustand maximaler körperlicher Erschöpfung heraus eine sprachlich wuchtige und rührende Erzählung: über das Aufwachsen im grauen Ruhrgebiet, die Mutter und Schwester, die sich am Krankenbett abwechseln, Freundschaften und die erste Liebe. Vatermal zeichnet eine Jugend nach, die von Polizeikontrollen, Ausweisdokumenten, Pässen und der Abschiebung von Freund*innen geprägt war, und eine Kindheit, die nie so sein konnte wie die aller anderen.
 

Zitat

Du sollst wissen, wer ich gewesen bin. Damit du niemals die Erleichterung fühlst, von der ich so oft heimlich träumte: von einem Toten angeschwiegen zu werden. Ich möchte dir für immer die Möglichkeit nehmen, nicht zu wissen, wer ich war. Ich werde von mir erzählen, aber ich werde permanent lügen. Nichts stimmt, und doch ist jedes Wort wahr.

Necati Öziri: Vatermal. Claassen, 2023.

Neben Vatermal (2023) schrieb Öziri Klassiker der Literatur-, Theater- und Musikgeschichte neu für das Theater. Als „Korrektur“ bezeichnet er seine Arbeiten an Wagners Der Ring des Nibelungen oder Kleists Die Verlobung in St. Domingo. Figuren werden gestrichen, Zeilen aus Texten komplett geändert. Das Ergebnis sind Texte, in denen sexistische, klassistische, antisemitische oder rassistische Handlungsstränge aus kanonischen Werken getilgt werden.

Über den Autor

Necati Öziri ist im Ruhrgebiet geboren, lebt in Berlin, mag keine Kälte, Lactose oder Kurz-Biografien. Er schreibt Theaterstücke für das Maxim-Gorki-Theater, das Nationaltheater Mannheim und das Schauspielhaus Zürich. Er war Stipendiat der Heinrich-Böll-Stiftung und unterrichtete an der Ruhr-Universität Bochum formale Logik, bis er feststellte, dass Logik die Welt nicht besonders gut beschreibt. Öziri ist Kurator der Literaturreihe Poetic Justice. Im Jahr 2021 gewann er den Publikums- und den Kelag-Preis beim Bachmann-Wettbewerb. Vatermal stand 2023 auf der Shortlist des Deutschen Buchpreises.
 

Vorzeichen. Wen, Was und wie wir lesen

Die Online-Lesung und Diskussion mit Necati Öziri eröffnet die Reihe Vorzeichen. Wen, was und wie wir lesen. Die Reihe beleuchtet die Vielzahl von Texten, Schreibformen und Ästhetiken, die außerhalb hegemonialer Kanonisierungsstrukturen entstehen, setzt sich kritisch mit dem literarischen Kanon auseinander und betont die Bedeutung des Lesens als machtkritische Praxis. Kuratiert wird das Projekt von Maha El Hissy, freie Literaturwissenschaftlerin und Kritikerin. 2012 erschien ihr Buch Getürkte Türken. Karnevaleske Stilmittel im Theater, Kabarett und Film deutsch-türkischer Künstlerinnen und Künstler (transcript). Sie lehrte Neuere deutsche Literatur in Kairo, München und London. Als Kritikerin schreibt sie für die Berliner Zeitung, taz und Deutschlandfunk Kultur. Demnächst erscheint von ihr eine Anthologie über Kunst und Literatur der sogenannten Gastarbeit. 

Details

Sprache: Deutsch
Preis: Kostenlos


Diese Veranstaltung ist Teil der Veranstaltungsreihe Meet the Author.