Theater Rimini Protokoll: Evros Walk Water – Ein Cage Re-Enactment

Rimini Protokoll: Evros Walk Water – Ein Cage Re-Enactment © Daniel Ammann

Fr, 17.02.2017 –
So, 19.02.2017

Internationaal Theater Amsterdam (ITA)

Brandstichter 2017

Evros heißt der Fluss, der Griechenland und die Türkei trennt – eine Demarkationslinie der Festung Europa. Seit der passierbare Abschnitt des Evros 2012 durch Grenzanlagen weitgehend abgeriegelt wurde, bleibt Flüchtlingen nur der weitaus teurere und gefährlichere Weg über in Booten von der türkischen Küste aus zu Inseln in der Ägäis.

1960 stand John Cage auf der Bühne der Fernsehshow I've Got a Secret inmitten eines Parcours von Gegenständen, die allesamt um das Thema Wasser und Wellen kreisten und in einem amerikanischen Haushalt dieser Jahre nicht überraschend waren, von der Gummiente bis zum Klavier: Water Walk, Dauer: Drei Minuten.

In einem kleinen Haus im Zentrum Athens ist Raum für 15 Jungen, die Fußmärsche aus dem Irak, Afghanistan, Syrien überlebt haben, die Bootsfahrt nach Griechenland und folterähnliche Zustände in den griechischen Internierungslagern. Zur Zeit gehen sie in die Schule, ihre ersten Freundinnen und Computerspiele beschäftigen sie. Über ihre traumatischen Erlebnisse sprechen sie untereinander nicht.

Für Evros Walk Water hat Daniel Wetzel (Rimini Protokoll) in Athen mit den Jungen ein Bühnenbild und ein Hör-Stück erarbeitet, bei dem sechs Mal eine dreiminütige Version von Water Walk aufgeführt wird. Die Instrumente und Geräusche wurden durch solche ersetzt, anhand derer die Jungen vom Grund ihrer Flucht, ihrem Weg nach Europa und ihrem Alltag in Athen erzählen und dazwischen das dreiminütige Konzert sechs Mal spielen –.
– Spielen lassen! Denn, da sie qua Reisebestimmungen nicht auf der Bühne sein können, finden sich die Zuschauer auf der Bühne an deren Stelle, lauschen den Geschichten an einzelnen Hörstationen, an denen sich die "Instrumente" befinden und führen dann die Anweisungen der Jungen aus, um das Konzert zum klingen zu bringen. Spezielle Kopfhörer erlauben, den Klang, der im Raum entsteht, gleichermaßen gut zu hören.
Es geht also um “Kooperation” zwischen Besuchern und Darstellern über politische, über Raum- und Zeitgrenzen hinweg. Die Figur "wir würden Euch das gern vorspielen, aber weil wir nicht dürfen, müsst Ihr selber spielen" macht die Trennung produktiv.

Evros Walk Water bringt eine Gruppe von Jugendlichen zu uns und lässt uns an ihrer Stelle und für sie Musik machen. Die spielfreudige und lustige Geräuschfeier von John Cage erlaubt einen Zugang, der nicht auf Betroffenheit abzielt, sondern geteilte Erfahrung mit den Geräuschen der abwesenden Spieler. 

Evros Walk Water dauert ca. 65 Minuten und startet mehrmals täglich. Klicken Sie hier, um eine Übersicht der Anfangszeiten zu erhalten und Karten zu bestellen. Die Kapazität ist begrenzt.

Brandstichter 2017 wird finanziell unterstützt von Stichting Ammodo, Fonds Podiumkunsten, dem Goethe-Institut Niederlande und anonymen Spendern.

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