Lesung | Gespräch Ausgeschlossen – Eine Weltreise entlang Mauern, Zäunen und Abgründen

Ausgeschlossen – Eine Weltreise entlang Mauern, Zäunen und Abgründen © DVA Verlag

Mo, 28.10.2019

20:00 Uhr

Goethe-Institut Amsterdam

30 JAHRE MAUERFALL

Autorin Kerstin Schweighöfer im Gespräch mit Herausgeber Marc Engelhardt und Mitautorin Birgit Kaspar

Dreißig Jahre nach dem Mauerfall entstehen weltweit neue Mauern, Zäune und Barrikaden als Schutz vor Migranten, Armen und Aufständischen.

Kaum einen Sprechchor stimmen Anhänger von US-Präsident Trump so leidenschaftlich an wie diesen: "Build that wall!" – Bau die Mauer! Dass wir uns in einer Ära der Mauern und des Grenzschutzes befinden, wird aber nicht nur in den USA deutlich: Heute gibt es weltweit mehr als dreimal so viele Grenzzäune, Mauern und Absperrungen wie zu Zeiten des Kalten Kriegs. Zusammengenommen sind sie 41.000 km lang, aneinandergereiht würden sie einmal um die ganze Erde reichen. Auch die EU baut kräftig mit, in Afrika und anderswo.

Die Weltreporter sind diese Grenzen auf verschiedenen Kontinenten entlang gereist. Sie haben Baustellen besucht und Architekten, Unternehmer und Politiker getroffen, Grenzschützer, Schleuser und Flüchtlinge gesprochen. Aus den Recherchen ist das Buch Ausgeschlossen – Eine Weltreise entlang Mauern, Zäunen und Abgründen entstanden, randvoll mit spannenden Reportagen von einer abgeschotteten Welt.
 
Drei Weltreporter stellen das Mauerbuch vor: Nach Lesung und Podiumsgespräch folgt eine Diskussion mit den Besuchern.

Neben der Buchpräsentation und dem Gespräch wird am selben Abend im Grachtensaal des Goethe-Instituts Amsterdam die Fotoausstellung Wall of Silence von Vincent van den Hoven zu sehen sein.
Eine Narbe in der Natur – so sieht der niederländische Fotograf Vincent van den Hoven (Leiden, *1959) Hitlers Atlantikwall. Mehr als 5.000 Kilometer lang war diese Verteidigungslinie durch die von Nazi-Deutschland besetzten Länder, mit der eine Invasion der Alliierten verhindert werden sollte – von Norwegen bis hin an die französisch-spanische Grenze.
Auch in den Niederlanden hat der Atlantikwall Narben hinterlassen: Reste von Bunkern, Batterien und Absperrungen finden sich an den Küsten von Zeeland und Südholland sowie im Wattengebiet. Fremdkörper in der Landschaft sind es, inzwischen verwittert, verbröckelt, von der Natur überwuchert und besiegt. Wo einst Kanonendonner ertönte, herrscht heute Stille. Allerhöchstens das Zwitschern der Vögel auf alten bemoosten Betonresten ist zu hören, entdeckte der Fotograf während seiner vielen Streifzüge durch dieses verlassene Gebiet. Inzwischen gehören die Reste des Atlantikwalls in den Niederlanden zwar zum nationalen Erbgut. Aber nur wenige Menschen finden den Weg durch die Dünen zu ihnen, es sind nicht nur stumme, sondern auch fast vergessene Zeitzeugen.  
Vincent van den Hoven hat diese Fremdkörper in der Landschaft mit einer camera obscura und Pergament fotografiert – eine von ihm neu entwickelte Technik, mit der es ihm gelang, den Verfremdungseffekt, den diese Mauerreste auslösen, so weit zu intensivieren und zu verstärken, dass sich eine Metamorphose vollzieht: Was er entstehen lässt, sind magische Urlandschaften - losgelöst von Ort und Zeit. Es könnten auch die Reste römischer oder keltischer Mauern sein. "Wer hat das gebaut?", fragt sich der Betrachter. Wann? Und warum? Was ist hier geschehen?
Unwillkürlich wird er von dem Verlangen erfasst, diese rätselhaften Landschaften selbst zu durchstreifen. Gleichzeitig zögert er: Denn es ist eine schmerzliche Schönheit, mit der er konfrontiert wird, lieblich und bedrohlich zugleich. Eine, die Unbehagen auslöst und zuweilen sogar Angst. Gerade das macht diese Traumwelten, verschollen in den Dünen, so faszinierend.

In Zusammenarbeit mit der Genootschap Nederland Duitsland, Weltreporter.net, der Deutschen Evangelische Gemeinde Amsterdam und dem Generalkonsulat der BRD in Amsterdam.

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