Documenta 14: Arabische Kuratorinnen und Kuratoren in Athen
Lara Khaldi

Das Ausmaß der documenta ist überwältigend. Ich habe mich immer gefragt, wie das Kuratorenteam verhandeln konnte und dabei eine solche Zusammengehörigkeit bewahrt. 

Und die zentrale Frage ist hier wohl; wie haben sie als Gruppe, oder als Kollektiv, zusammen gearbeitet? Da wir keinerlei Informationen bezüglich dieser Frage hatten, hatten wir lediglich die Ausstellung die uns diesbezüglich informieren konnte. Man konnte die verschiedenen Kunstansammlungen an den Veranstaltungsorten als Indikator für die kollektiven kuratorischen Prozesse verstehen. Die Ausstellung an der Mordernen Kunst Ausstellung beispielsweise schien ein Konzert von verschieden Kuratorenstimmen zu enthalten, die nicht zwangsläufig im Einklang zu schienen seien.

Ein Aspekt den ich bei der Ausstellung im Museum ziemlich interessant fand, war die erste Galerie im Erdgeschoss, wo eine große Installation von Masken vom kanadischen Künstler Beau Dick standen, die als zentrale Objekte dort fungieren und von anderen kleineren Arbeiten umgeben sind. Die Masken wurden via langen Stangen emporgehalten. Die Masken sind nach den Traditionen des Kwakwaka’wakw Stammes gemacht, welche sie für ihre Rituale nutzen. Die Art und Weise wie die Masken installiert sind, erinnert daran, wie die materielle Kultur indigener Völker in kolonialen Museen dargestellt wird, wo sie aus ihrem aktiven Kontext genommen und ästhetisiert werden, oder defunktionalisiert werden für das Vergnügen die kolonialisierte Kultur einzufangen und auszustellen.

Tatsächlich war der Fokus auf indigene Kunst und Künstler bei der diesjährigen documenta ziemlich auffallend. Schließlich ist die documenta ja eine Institution, die artistische Trends produziert, reproduziert und kennzeichnet, und weiter die Kanonisierung und die Institutionalisierung dieser Trends mit den Künstlern und Kunstwerken illustriert. Diverse Biennalen und Ausstellungen haben dieses Jahr viele Kunstwerke und Künstler präsentiert, die diesen Themen widmen. Die Gefahr bei dem Versuch der Annäherung an das „Indigene“ ist eine Romantisierung ihrer Beziehung zu Land, Natur und materiellem Erbe. In der Ausstellung wurde die Chance verpasst, die Verbindung zwischen dem Flüchtling, dem Immigranten und dem Indigenen zu ziehen, drei Charaktere die stark in der Vorstellung beleuchtet wurden. Der Künstler Jimmie Durham schreibt, dass die Indigenen nicht durch ihre „natürliche“ Beziehung zu einem Land definiert werden, sondern viel mehr durch ihre Beziehung zu dem Staat. Sie sind staatenlos und wissen, dass sie sich vom Glauben an einen Nationalstaat lösen müssen. Diese Auffassung des Indigenen macht den Flüchtling zu einem Indigenen, und umgekehrt.

Es erscheint, dass jeder Status in der Ausstellung in ihrer eigenen Kategorie verblieb. Die Stücke der indigenen Künstler handelten immer von ihrem Volk und ihrer Gemeinschaft, was die Frage aufwirft, ob sie nicht eingeladen wurden die Diskussionen in Athen oder in Europa zu kommentieren. Dennoch, um auf die obige Frage zurück zu kommen; wie soll man kuratorisch, politisch und sozial zusammen arbeiten? Dies ist eine sehr zentrale Frage zu dem ganzen Unternehmen, am Ende fand die Ausstellung in Athen statt um diese Frage zu stellen. Einer der meistdiskutierten Themen abends beim Essen während der documenta war der Mangel an Informationen über die Kunstwerke.