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Europeana.eu
Europas Kulturschätze unter einem Dach

Lettische Landarbeiterinnen bei der Arbeit, 1920
Lettische Landarbeiterinnen bei der Arbeit, 1920 | Foto (Ausschnitt): © pro.europeana.eu

Kultur und Wissen ohne Grenzen: das Portal Europeana.eu ermöglicht den freien Zugriff auf digitalisierte Objekte aus den europäischen Bibliotheken, Archiven und Museen. Auch die Nutzer tragen mittlerweile zum Online-Gedächtnis Europas bei. Im Juni 2014 startet die Version Europeana 3.0.

Ob Luther-Bibel oder Shakespeare-Sonett, Galileos Teleskop oder Darwins Schriften: Was die europäische Kultur- und Geistesgeschichte an Beachtlichem hervorgebracht hat, ist mit nur einem Klick zu erreichen. „Mozarts Manuskripte sind sonst verstreut über die British Library, die französische Nationalbibliothek sowie österreichische und deutsche Bibliotheken. In Europeana sind sie auf einem Fleck“, wie der Sprecher des Portals, Jonathan Purday, schwärmt.

Eine Frage der Masse

Unter dem Slogan Kultur.Denken startete 2008 der Prototyp des Projekts mit vier Millionen digitalen Objekten. Gegenwärtig sind bereits 30 Millionen Objekte von über 2300 Institutionen aus 36 Ländern über Europeana.eu auffindbar. Europas Kulturschätze rücken zusammen.

„Die erste Phase nach dem offiziellen Onlinegang war noch stark darauf ausgerichtet, weitere Partner zu finden“, sagt Dr. Britta Woldering, die für die Deutsche Nationalbibliothek von Beginn an die Entwicklung von Europeana.eu begleitet hat. „So ein Dienst lebt ja wesentlich davon, dass er Masse bietet.“

Anfangs waren es vor allem große Institutionen wie die Bibliothèque nationale de France, die mit ihrem digitalen Angebot Gallica dem Portal zulieferten. „Aber die Administration und Koordination der Partner stieß schnell an Grenzen“, so Woldering. Stattdessen fokussierte man sich auf die Zusammenarbeit mit sogenannten Aggregatoren. Ein Beispiel ist The European Library, der Online-Dienst aller europäischen Nationalbibliotheken. „Diese Aggregatoren haben selbst viele Partner, sammeln die Metadaten zu den Objekten und geben sie im Gesamtpaket an Europeana weiter“, erläutert Woldering. Auch die Verbände europäischer Film-Archive liefern mittlerweile Metadaten ihrer Digitalisate zu.

Kollektive Geschichtsschreibung

Mit über 4,5 Millionen Objekten stellt Deutschland derzeit den größten Anteil von rund 15 Prozent des Gesamtbestandes der Europeana (Stand: November 2013). An zweiter Stelle folgt Frankreich (10 Prozent). Die Digitalisate sollen dabei nicht nur über das Portal selbst auffindbar sein, sondern möglichst weite Verbreitung finden. Über eigens entwickelte Programmierschnittstellen (APIs) können andere Institutionen und Dienste den Zugang zu den Inhalten der Europeana mittlerweile einbinden. Die Verbreitung der Daten ist eines der wesentlichen Ziele des Portals, die im „Strategieplan 2011–2015“ formuliert sind.

Auch die Nutzer sollen eingebunden werden. „Europeana hat in den vergangenen Jahren sehr aktiv Einzelpersonen ermuntert, selbst Inhalte beizutragen“, berichtet Woldering. So fordert beispielsweise das Projekt Europeana 1914–1918 die Europäer dazu auf, in Privatbesitz befindliche Erinnerungsstücke aus dem Ersten Weltkrieg zusammenzutragen und in digitalisierter Form zur Verfügung zu stellen: ob Feldpost, Kriegstagebuch oder Uniform. Dadurch entsteht eine neue Art der kollektiven Geschichtsschreibung. „Kulturschätze Europas sind ja nicht nur jene Objekte, die in Museen, Archiven und Bibliotheken schlummern“, betont Woldering.

Das schwarze Loch des 20. Jahrhunderts

Mit einer Vielzahl von Projekten forciert Europeana.eu die Erweiterung der verfügbaren Inhalte aus sämtlichen Sparten von Kultur und Wissenschaft: Das Programm Athena beispielsweise sammelt Museumsinhalte und unterstützt Standards für Museumsdigitalisierung und Metadaten, aufbauend auf dem Minerva-Projekt der Europäischen Kommission. „Euro-Photo“ soll historische Fotografien aus den Archiven von zehn führenden europäischen Nachrichtenagenturen digital erschließen. „EUscreen“ trägt Fernsehaufzeichnungen aus 18 europäischen audiovisuellen Archiven zusammen. Dass die Inhalte auf reges Interesse stoßen, belegen die Statistiken der Europeana.eu. Im Jahr 2012 wurden allein bis September über 3,5 Millionen Zugriffe verzeichnet (Quelle: pro.europeana.eu).

Probleme bereitet nach wie vor das geltende europäische Urheberrecht. Es verhindert in vielen Fällen, dass Werke der jüngeren Vergangenheit digitalisiert und über Europeana verlinkt werden können. Vom berüchtigten „schwarzen Loch des 20. Jahrhunderts“ spricht Woldering in diesem Zusammenhang. Immerhin sind auf Betreiben der Europeana inzwischen Metadaten (worunter Katalogeinträge fallen) rechtefrei verfügbar. „Ein großes Verdienst des Projekts“, so Woldering.

Start der Europeana 3.0

Bis Februar 2014 lief die Projektphase Europeana 2.0. Im Juni 2014 schließt sich daran die Stufe Europeana 3.0 an. Angelegt diesmal auf ein Jahr. Eine „finale Brücke hin zu einer nachhaltigen Finanzierung“ erhofft sich die niederländische Europeana-Projektkoordinatorin Nicole Emmenegger. Das Portal wird bis dato aus Geldern der Europäischen Union und Zuschüssen der nationalen Kultusministerien subventioniert. Ab dem Jahr 2015 soll die Finanzierung durch die Connecting Europe Facility (CEF) geregelt werden. Diesbezüglich gibt es jedoch noch Fragezeichen.

Grundsätzliche Zweifel sind dagegen längst ausgeräumt. „Was bietet Europeana, was Google nicht hat?“, lautete in der Anfangszeit eine häufige Frage, erzählt Britta Woldering. Die Antworten fallen nicht schwer. Zum einen: eine bessere Qualität der Daten, weil sich die europäischen Einrichtungen für Europeana.eu erstmals auf ein gemeinsames Datenmodell geeinigt haben. Zum anderen: die wichtigsten europäischen Kulturschätze unter einem Dach.

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