Bibliotheken im Dialog Innovative Angebote zur Förderung der Inklusion
Bibliotheken sind längst nicht mehr nur Ausleihstellen für Bücher – als niederschwellige, bürgernahe Einrichtungen können sie einen entscheidenden Beitrag dazu leisten, Ungleichheiten abzubauen und die Inklusion zu fördern. Sie unterstützen Menschen aus benachteiligten Gruppen dabei, wichtige Kompetenzen wie Lesen, analytisches Denken und den kritischen Umgang mit Informationen zu stärken. Sie schaffen Zugänge zu Buch und Literatur, zu künstlerischen Produkten, zu technischer Ausstattung und Know-How; sie regen dazu an, die eigene Kreativität zu entdecken und auszuprobieren – mit dem Ziel, gesellschaftliche Teilhabe zu fördern und damit zu mehr Chancengleichheit beizutragen.
Das Goethe-Institut hat – zusammen mit der Comisión Nacional de Bibliotecas Populares (CONABIP) und dem argentinischen Kulturministerium – Experten aus Argentinien, Brasilien, Kolumbien, Peru und Deutschland eingeladen, um neue Bibliotheksinitiativen zur Förderung der Inklusion vorzustellen, sich wechselseitig zu inspirieren, Erfahrungen auszutauschen, diese für die eigene Arbeit nutzbar zu machen und die Vernetzung untereinander zu fördern.
Die zweitägige Konferenz fand im Rahmen der Internationalen Buchmesse Buenos Aires 2018 statt. Hier finden Sie Informationen zu den Referentinnen, den Vorträgen und Workshops.
Hannelore Vogt (Deutschland)
Dr. Hannelore Vogt ist Direktorin der Stadtbibliothek Köln, die 2015 den nationalen Bibliothekspreis „Bibliothek des Jahres“ erhielt, genauso wie die Stadtbücherei Würzburg, die sie davor leitete. Der Kölner Kulturrat zeichnete sie 2016 als „Kulturmanagerin des Jahres“ aus. Sie verfügt über Abschlüsse in Bibliothekswissenschaft, Kulturmanagement und Marketing. Daneben war sie u.a. Beiratsvorsitzende „Information & Bibliothek“ beim Goethe Institut und „Strategic Advisor“ für die Bill & Melinda Gates Foundation. Die Stadtbibliothek Köln empfängt jährlich mehr als zwei Millionen Besucher. Neben physischen und digitalen Medien stellt sie ihren Besuchern Computerspiele, Virtual-Reality-Plätze, einen 3D-Drucker und vieles mehr zur Verfügung.
Liubenka Obrenovich Rojas (Perú)
Liubenka Obrenovich Rojas verfügt über Abschlüsse in Bibliothekswissenschaft und Informationsmanagement sowie über einen Master im Bereich Drogenabhängigkeit. Seit 31 Jahren arbeitet sie für die Organisation CEDRO (Centro de Información y Educación para la Prevención del Abuso de Drogas); dort setzt sie sich für den Ausbau des Netzes kommunaler Bibliotheken, insbesondere in sozial schwierigen Gebieten in Lima und Umgebung ein und unterstützt diese bei der Erarbeitung von Finanzierungsstrategien. 2015 wurde sie für ihre Arbeit mit Risikogruppen als Bibliothekarin des Jahres ausgezeichnet. CEDRO ist ein Präventionszentrum gegen Drogenmissbrauch, das durch Informations- und Bildungsangebote für die Problematik der Drogenabhängigkeit sensibilisiert und somit demokratische und nachhaltige Entwicklung befördert.
Márcia Silva Licá (Brazilien)
Márcia Silva Licá ist Pädagogin, beschäftigt sich u.a. mit Kinder- und Jugendliteratur, die das kritische Denken fördert. Seit 2009 begleitet sie verschiedene kulturelle und pädagogische Projekte in der Organisation Vaga Lume. Vaga Lume wurde 2001 als nicht-kommerzielle Organisation gegründet, mit dem Ziel, den Zugang zur Literatur in ländlichen Gebieten der brasilianischen Amazonas-Region zu verbessern. Dies geschieht durch den Aufbau kommunaler Bibliotheken sowie durch Angebote im Bereich Leseförderung.
Mayerli Stefany Garay Escobar (Kolumbien)
Mayerli Stefany Garay Escobar verfügt über einen Abschluss als im Bereich Sozialarbeit. Sie ist Leiterin für soziale und kulturelle Angebote der Bibliothek Raíz de Barro und Koordinatorin der Aktivitäten zur Förderung des Lesens, Schreibens und der Oralität innerhalb des Netzes der öffentlichen Bibliotheken in Bogotá. In diversen Projekten beschäftigte sie sich mit Themen wie frühkindliche Förderung, Spiel-Pädagogik und kommunale Partizipation. Die Organisation Niños y Niñas por la Paz ging aus einer Initiative mehrerer sozialer Organisationen in Bogotá hervor. Diese Kooperation führte zudem zur Gründung der Bibliothek Raíz de Barro, die sich neben der Lese- und Sprachförderung durch den Einsatz von Spielen insbesondere der Friedensarbeit sowie der Stärkung einer aktiven und kritischen Teilhabe an der Gesellschaft verpflichtet hat.
Patricia Oyamburu (Argentinien)
Patricia Oyamburu ist Bibliothekarin und Geschichtenerzählerin. Sie wirkt mit bei Theater-Events und öffentlichen Interventionen für die Rechte von Frauen. Zurzeit arbeitet sie als Bibliothekarin in der Biblioteca Popular Teresa Pérez (Santa Rosa, La Pampa), wo sie Workshops für Frauen und Aktivitäten zur Leseförderung koordiniert. Darüber hinaus koordiniert sie den unabhängigen Verlag KeXploten Lunas. Die Biblioteca Popular Teresa Pérez wurde 2009 gegründet, dank der solidarischen Unterstützung von Einzelpersonen und Institutionen der Stadt Santa Rosa. Die Bibliothek bietet u.a. Spiele an; sie verfügt neben einem Gemeinschaftsgarten auch über eine Erste-Hilfe-Station, eine Rechtsberatungsstelle und ein Kulturzentrum für Kinder.
Valeria Helena Rabal und Rosana Inés Goyeneche (Argentinien)
Valeria Helena Rabal ist Dozentin und Expertin für Sprachpraxis und Alphabetisierung. Sie entwickelt Workshops, Trainings und andere Leseförderungsprojekte in der Biblioteca Popular Municipal de Tandil. Rosana Inés Goyeneche unterstützt als ausgebildete Sozialarbeiterin diese Aktivitäten seit 2004. Gemeinsam haben Sie das Projekt Todos Leemos (Wir alle lesen) konzipiert und umgesetzt – ein Raum für Leseförderung und Lesen im Kinderkrankenhaus von Tandil. Die Sala Abierta de Lectura Biblioteca Popular Municipal (Tandil, Provinz Buenos Aires) wurde vor 29 Jahren gegründet und hat sich auf Kinder- und Jugendliteratur spezialisiert. Seit 1995 konnte sie ihre Reichweite durch einen Bücherbus erhöhen und versorgt nun auch weit entfernte Stadtteile sowie ländliche Gebiete mit Literatur.
Jeimy Hernández Toscano (Kolumbien)
Jeimy Hernández ist ausgebildete Bibliothekarin an der Päpstliche Universität Xaveriana mit Magisterabschluss der Betriebswirtschaftslehre an der Universität Complutense Madrid. Spezialistin in den Bereichen Lesen, Schreiben und Bibliotheken mit 20jähriger Berufserfahrung. Derzeit ist sie die Koordinatorin für Literatur und Bibliotheken bei CERLALC (Regionalzentrum zur Leseförderung und für Bibliotheken Lateinamerikas und der Karibik) und des Netzwerks: Redplanes (Iberoamerikanisches Netzwerks Politischer Entscheidungsträger und Förderung von Lektüre) CERLALC ist ein zwischenstaatliches Organ, gefördert von der UNESCO. Seine Arbeitsbereiche umfassen die Herstellung und Verbreitung von Büchern zur Förderung einer Leserschaft; Leseförderung und Schreiben, Ausbildung von Mediatoren, geistiges Eigentum.
Explore, create, share – die Bibliothek als Ort der Partizipation und Inklusion - Hannelore Vogt (Deutschland)
Am Beispiel der Stadtbibliothek Köln zeigt die Referentin auf, wie Bibliotheken sich fit für die Zukunft machen können. Es ist unabdingbar, sich neuen Entwicklungen und Herausforderungen zu stellen, innovative Angebote zur Vermittlung digitaler Kompetenzen sowie zur Leseförderung zu machen, um so Partizipation und Inklusion zu ermöglichen.
Die Bibliothek und ihre Beziehung zu Bevölkerungsgruppen in prekären Situationen - Liubenka Obrenovich (Peru)
Basierend auf der Arbeit von CEDRO werden Erfahrungen vorgestellt, die zeigen, wie Bibliotheken die aktive Beteiligung der Bevölkerung befördern und strategische Partnerschaften eingehen können, um so wirksame Projekte auf kommunaler Ebene zu implementieren.
Stärken der lokalen Identität im Kontext kultureller Hegemonie
- Marcia Silva Lica (Brasilien)
Im brasilianischen Amazonas-Gebiet gibt es zahlreiche Gemeinden, die aufgrund ihrer geografischen Lage nur sehr schwer zu erreichen sind. Die Referentin zeigt auf, wie dort durch den Aufbau von Bibliotheken ein Zugang zur Literatur erreicht werden kann. Durch den kreativen Umgang mit Texten, durch das Erzählen und Aufschreiben eigener Geschichten in der eigenen Sprache entstehen Bücher, die dazu beitragen, lokale kulturelle Identitäten zu entwickeln und zu stärken.
Spielen, um zu lesen – ein Angebot zur Förderung von Narrativen des Friedens - Mayerli Garay (Kolumbien)
In einem Gebiet, das seit langem durch die Aufnahme von kolumbianischen Bürgerkriegsflüchtlingen geprägt ist, setzt die Bibliothek Raíz de Barro traditionelle kolumbianische Spiele ein. Dadurch gelingt es, Kindern und Jugendlichen einen neuen Zugang zur Literatur, zum Schreiben und zur oralen Kultur zu eröffnen. Ziel ist es, dadurch ursprüngliche Bewohner und Neu-Bürger zusammen zu bringen und somit ein besseres Miteinander zu ermöglichen.
Wort-Stark – kreative Workshops mit und für Frauen - Patricia Oyamburu (Argentinien)
Seit 2009 führt die Biblioteca Popular Teresa Pérez in La Pampa Schreibworkshops für Frauen durch, bei denen es darum geht, die eigene Stimme zu finden und dieser Gehör zu verschaffen. Durch neu gewonnene Kenntnisse und ein gestärktes Selbstbewusstsein lernen die Frauen, für ihre Rechte einzustehen und ihre eigene Lebensrealität zu verändern.
Das öffentliche Krankenhaus – ein Ort für die Aus- und Fortbildung von Literatur-Mediatoren - Rosana Goyeneche y Valeria Rabal (Argentinien)
Gute Leseförderung steht und fällt mit den Personen, die sie durchführen – als Vermittler von Literatur muss man nicht nur ein guter Mediator sein, sondern sich selbst als Leser wieder entdecken und neu definieren. In Orten, in denen Bücher und Literatur nicht sehr etabliert sind, wie z.B. in Krankenhäusern, müssen zunächst entsprechende Räume geschaffen werden, die es ermöglichen, gemeinsam zu lesen und über Texte und Literatur zu reflektieren.
INELI: Chancen für soziale Innovation in öffentlichen Bibliotheken – Jeimy Hernández Cortàzar (CERLALC)
Die Referentin berichtet über Erfahrungen und Ergebnisse des Projekts „INELI – International Network of Emerging Library Innovators“, das von der Stiftung Bill & Melinda Gates initiiert und von CERLALC für die Region Lateinamerika koordiniert und durchgeführt wurde.
Fit für die Zukunft? Wie kann man Bibliotheken transformieren und mehr Inklusion ermöglichen? - Hannelore Vogt (Deutschland)
Fit für die Zukunft?! - Welche Ansätze, Chancen und Herausforderungen für Bibliotheken sich hinter diesem Aufruf verbergen, wird die Referentin an praxisorientierten Beispielen erläutern. Nach einem kurzen Input zu Themen wie Strategieentwicklung, Image, Lobbyarbeit, Veränderungs- und Innovations-management werden in einer Zukunftswerkstatt gemeinsam Strategien und Werkszeuge zu diesen Themen erarbeitet.
Wie finde ich Partner und Unterstützer für mein Projekt? - Liubenka Obrenovich (Peru)
Aufgabe der Workshopteilnehmer wird es sein, ein Projekt in Kooperation mit Akteuren einer Gemeinde zu konzipieren und dabei auch Partner mit einzubeziehen, an die man normalerweise nicht denkt. Oft muss man neue Wege beschreiten, um Finanzierung und Nachhaltigkeit zu erreichen.
Strategien zur Förderung und Aufwertung lokaler Kulturen - Marcia Silva Licá (Brasilien)
Kulturen von Minderheiten sind häufig marginalisiert. In diesem Workshop werden konkrete Werkzeuge vorgestellt, mit denen man gute Beispiele für die wertschätzende Arbeit mit lokalen Kulturen systematisieren und weiter verbreiten kann.
Neue Regeln – das Spiel als Werkzeug zur Förderung von Inklusion und Lesen - Mayerli Garay (Kolumbien)
Der Workshop arbeitet mit spielerischen Elementen, um Kindern eine Annäherung an das Lesen und das eigene Erzählen zu ermöglichen. Über das Spielen ist es möglich, soziale Beziehungen aufzubauen und so einen Dialog zwischen verschiedenen Bevölkerungsschichten zu ermöglichen.
Den Blick erweitern, Räume für das Lesen und die Leseförderung schaffen - Rosana Goyeneche y Valeria Rabal (Argentinien)
Gerade in Orten, in denen Bücher und Literatur nicht sehr etabliert sind, bestehen zahlreiche Vorurteile hinsichtlich der Art von Literatur, die man Kindern zugänglich machen sollte. Im Workshop werden Strategien entwickelt, um den Blick auf Lesen und Literatur zu erweitern und damit auch die Beziehung zwischen Literatur und dem kindlichen Individuum neu zu definieren.
CONABIP
Workshop Fit für die Zukunft? Wie kann man Bibliotheken transformieren und mehr Inklusion ermöglichen?
CONABIP
Workshop Neue Regeln – das Spiel als Werkzeug zur Förderung von Inklusion und Lesen
CONABIP
Workshop Neue Regeln – das Spiel als Werkzeug zur Förderung von Inklusion und Lesen
CONABIP
Patricia Oyamburu, Marcia Licá und Mayerli Garay
CONABIP
Leandro de Sagastizaban und Uwe Mohr
CONABIP
Vortrag Explore, create, share – die Bibliothek als Ort der Partizipation und Inklusion
CONABIP
Hannelore Vogt
CONABIP
Marcia Licá
CONABIP
Workshop Fit für die Zukunft? Wie kann man Bibliotheken transformieren und mehr Inklusion ermöglichen?
CONABIP
Workshop Neue Regeln – das Spiel als Werkzeug zur Förderung von Inklusion und Lesen
CONABIP
Workshop Strategien zur Förderung und Aufwertung lokaler Kulturen