An den Kreuzungen der Diaspora
Übersetzung als Übergang und Erschaffung

Workshop zur literarischen Übersetzung schwarzer Autor*innen aus dem Deutschen ins Portugiesische
im Goethe-Institut Rio de Janeiro und online
vom 16. bis 18. Oktober 2025
Leitung: Doz. Dr. Jess Oliveira (UFBA)

Der Geist

Zwischen Sprachen, Geschichten und Kulturen lädt dieser Workshop Übersetzer*innen dazu ein, in das Schreiben und die Klänge der Schwarzen Kultur in deutscher Sprache einzutauchen und die Übersetzung als Geste des Zuhörens, der Erschaffung und der Erinnerung in Bewegung zu aktivieren.

Der Workshop richtet sich an Personen, die übersetzen und/oder Übersetzung studieren und ihre Praktiken und Fähigkeiten bei der Übersetzung von Werken Schwarzer Autor*innen aus dem Deutschen ins Portugiesische verbessern möchten. Er wird von der Dozentin Dr. Jess Oliveira, Übersetzerin, Forscherin, Literaturkritikerin und Dichterin, geleitet.

Ziele

Mit diesem Workshop bietet das Goethe-Institut Rio de Janeiro einen Raum für Reflexion, Dialog und kreative Arbeit für Studierende und Fachleute aus den Bereichen Übersetzung und Textverarbeitung im Allgemeinen, die mit der Sprachkombination Deutsch-Portugiesisch arbeiten. Ziel ist es, Werkzeuge und Erfahrungen für die Arbeit mit Texten Schwarzer Autor*innen aus dem Deutschen ins Portugiesische anzubieten und auszutauschen, wobei der Schwerpunkt auf der Erhaltung/Nachwirkung der kulturellen, historischen, ästhetischen und sprachlichen Besonderheiten dieser Werke liegt, sowie auf der Reflexion über Fragen der Identität, kulturellen Vielfalt, Mehrsprachigkeit, Widerstand und Vermächtnis. Außerdem soll die literarische Übersetzung in der portugiesischsprachigen Welt gefördert, die berufliche Verbindung zwischen Fachleuten gestärkt und ihre Arbeit unterstützt werden.

Das Ziel des Workshops ist es, direkt an den Texten zu arbeiten und den Austausch zwischen erfahrenen und angehenden Übersetzerinnen und Übersetzern zu fördern, wobei der Schwerpunkt auf sprachlichen Nuancen, Ausdrucksweisen, Kunst, Geschichten und der Vorstellungskraft der Afrostämmigen in der Diaspora liegt.

Der Workshop zielt auch darauf ab, ein Netzwerk für Forschung, Studium und Übersetzung zwischen Studierenden und Fachleuten aus dem Bereich Übersetzung aufzubauen und dauerhafte berufliche Kooperationen zu fördern. Das Goethe-Institut Rio de Janeiro schlägt in Zusammenarbeit mit der FLUP (Festa Literária das Periferias) vor, eine Diskussionsveranstaltung zu organisieren, bei der Auszüge aus den Übersetzungen und Erkenntnissen vorgestellt werden, die aus dem Übersetzungsworkshop hervorgegangen sind.

Methodik

An dem Workshop werden 10 Personen teilnehmen, die über laufende Übersetzungsprojekte diskutieren werden. Die Sitzungen werden dem gemeinsamen Lesen und Analysieren von übersetzten Auszügen gewidmet, die zuvor innerhalb der Gruppe ausgetauscht wurden, sowie der Diskussion über historische Kontexte, verschiedene Ausdrucksweisen, visuelle und akustische Texte usw. und über die Übersetzungsprobleme, mit denen die Werke zu kämpfen haben.
Von jedem Teilnehmer*in wird erwartet, dass sie/er alle Texte vor Beginn des Workshops sorgfältig gelesen und analysiert haben.

Das Treffen soll eine Vertiefung in sensible, kreative und globale Übersetzungsdebatten und -praktiken zeitgenössischer Werke ermöglichen, die noch wenig gelesen, bekannt und diskutiert wurden.

Dauer: 3 Tage, vom 16. bis 18. Oktober 2025, von 10:00 bis 16:00 Uhr
Format/Ort: Hybrid (vor Ort in der Bibliothek des Goethe-Instituts Rio de Janeiro, online über Zoom/Teams)
Keine Teilnahmegebühr
Verpflegung und Transport für Teilnehmenden vor Ort (Kosten noch festzulegen) werden von den Veranstaltern übernommen.

Leitung

Jess Oliveira ist Dozentin im Fachbereich Deutsch und Mitgliederin von NetIndiAfro (Núcleo de Estudos TransInterdisciplinares Indígenas, Africanos e Afrodiaspóricos), beide verbunden mit der Bundesuniversität von Bahia (UFBA), und koordiniert das Forschungsprojekt „Entre Linhas e Fronteiras: Literatura Negra Alemã, In(ter)disciplinaridade e Conexões Afrodiaspóricas”. Sie war CAPES-Stipendiatin eines Sandwich-Doktorats (DAAD/CAPES) an der Universität Bayreuth. Ihre aktuelle Forschung konzentriert sich auf die Multimodalität und Performativität zeitgenössischer afrodiasporischer Schriften in der Übersetzung im deutschen und brasilianischen Kontext. Sie hat einen Doktortitel in Literatur und Kultur von der UFBA und einen Master in Übersetzungswissenschaft an der Bundesuniversität von Santa Catarina (UFSC) im Jahr 2018, wobei sie ihre Dissertation über die unveröffentlichte Übersetzung von Gedichten von May Ayim und deren Engagement in der deutschen Schwarzenbewegung sowie die Rezeption ihres Werks in Brasilien, in den Schwarzenbewegungen und in der brasilianischen Germanistik verteidigte.

Sie hat den Studiengang Portugiesisch/Deutsch an der Universidade de São Paulo (USP) im Jahr 2014 abgeschlossen. Sie verfügt über Erfahrung im Bereich Literaturwissenschaft mit den Schwerpunkten moderne und volkstümliche Fremdsprachen, Literaturtheorie, Kulturwissenschaften, Übersetzungswissenschaft, afro-europäische Studien, Schwarze brasilianische Literatur, Schwarze feministische Theorie, Critical Race Theory und Queer of Color-Theorie. Zwischen 2017 und 2024 war sie Mitgliederin der Forschungsgruppe „Traduzindo no Atlântico Negro” (UFBA) unter der Leitung von Prof. Dr. Denise Carrascosa. Im Jahr 2020 war sie Finalistin des Jabuti-Preises in der Kategorie Übersetzung. Von 2020 bis 2023 war sie Gastdozentin am Institut für Spanisch und Portugiesisch des Colorado College. 2024 leitete sie eine Staffel der Reihe „GoeTube convida” (GoeTube lädt ein), die sich der deutschsprachigen Literatur von Autor*innen aus der afrikanischen Diaspora widmet, die auf Deutsch oder aus Deutschland schreiben. Die Reihe wird von GoeTube, dem Kanal des Goethe-Instituts, ausgestrahlt, der sich der Präsentation und Diskussion deutschsprachiger Literatur in Brasilien widmet.

Sie übersetzte ins brasilianische Portugiesisch Texte folgender Autorinnen: Tanya Saunders, May Ayim, Grada Kilomba, bell hooks, Patricia Hill Collins, Denise Ferreira da Silva, Dionne Brand, Christina Sharpe, Josephine Apraku, Jackie Thomae, Sylvia Wynter, Zoé Samudzi, Angela Davis, Isabel Wilkerson und andere Intellektuelle der Diaspora sowie Texte von tatiana nascimento, MuSa Michelle Mattiuzzi, Lélia Gonzalez, Ochy Curiel, Leda Maria Martins, Rosana Paulino, Jota Mombaça, Denise Carrascosa, Tiely und das E-Book „32 Vozes Negras por Marielle Franco” (verschiedene Autorinnen – Buchhandlung Africanidades) ins Englische und/oder Deutsche.

Bewerbungsfrist, Teilnahmebedingungen und Auswahlkriterien

Bewerbungsfrist

Anmeldeschluss: Bis 23:59 Uhr (brasilianische Zeit) am 24. August 2025.
Bekanntgabe des Ergebnisses: Die Auswahl der Teilnehmer*innen erfolgt Ende August; alle Bewerber*innen erhalten bis zum 5. September eine Rückmeldung.

Teilnahmebedingungen

Der Workshop richtet sich an Fachleute und Studierende der Übersetzungswissenschaft, die ein Übersetzungsprojekt mit literarischen Texten, Essays, Comics, Theaterstücken, Musik und/oder Gedichten Schwarzer Autorenschaft aus dem Deutschen ins Portugiesische haben, wobei mindestens ein Auszug aus einem Werk Schwarzer Autor*innen aus dem Deutschen ins Portugiesische übersetzt werden muss. Es ist möglich, das Projekt speziell für diesen Workshop zu beginnen. Unten finden Sie einige Werkvorschläge.

Es stehen fünf Plätze für Bewerber*innen, die im Bundesstaat Rio de Janeiro leben oder sich dort aufhalten, und fünf Plätze für Teilnehmer*innen aus der Ferne zur Verfügung.

Der Bewerbung sind alle erforderlichen Unterlagen beizufügen. Die Bewerber*innen müssen sich verpflichten, während der gesamten Dauer des Workshops teilzunehmen.

Für die Anmeldung erforderliche Unterlagen (bitte beachten Sie die angegebenen Größen und Formate) sind folgende:
  • Kurzer Lebenslauf (max. 1 Seite) mit einer Liste der bereits übersetzten, veröffentlichten und/oder analysierten Werke, falls vorhanden.
  • Bis zu 5 Seiten eines ins Portugiesische übersetzten Textes, zusammen mit dem Ausgangstext (auf Deutsch) (doppelte Zeilenabstände, breiter Rand für Anmerkungen und Zeilennummerierung alle 5 Zeilen). Der Text sollte ein Auszug aus einem aktuellen, noch unveröffentlichten deutschen Werk (Prosa, Lyrik, Essay, Theater, Belletristik usw.) von Schwarzen Autor*innen sein.
  • Motivationsschreiben für die Teilnahme am Workshop (max. 1 Seite)
  • Kurze Vorstellung des Werks und seiner Autorenschaft mit Anmerkungen zu den Schwierigkeiten bei der Übersetzung (maximal 2 Seiten) und Übersetzungsprojekt (Positionierung des Übersetzers/der Übersetzerin, Ziele und Absichten, Wahl des Stils, der Sprache und der Form, Beziehung zum Ausgangstext, Nachfrage auf dem brasilianischen (portugiesischsprachigen) Markt usw.
Bitte geben Sie den Namen des Bewerbers oder der Bewerberin auf allen Dokumenten an, die im PDF-Format einzureichen sind.

Auswahlkriterien

Bewertet werden:
Relevanz der Textwahl und des Übersetzungsprojekts
Übersetzungsfähigkeiten und Entwicklungspotenzial
50 % der Plätze sind für Personen vorgesehen, die sich selbst als Schwarze identifizieren
Senden Sie Ihre Bewerbung per E-Mail an
Jess Oliveira und Almerinda Stenzel mit dem Betreff:
CANDIDATURA OFICINA DE TRADUÇÃO ALEMÃO-PORTUGUÊS.
Alle Dokumente müssen in einer einzigen PDF-Datei als Anhang zusammengefasst sein.

Bei Fragen zur Organisation der Veranstaltung wenden Sie sich bitte an Almerinda Stenzel.

Vorgeschlagene Werke

Wenn Sie noch kein Übersetzungsprojekt in Arbeit haben, können Sie jetzt ein Werk auswählen, das den Auswahlkriterien entspricht. Zur Orientierung stellen wir Ihnen im Folgenden einige Werke vor.

  • Ayim, May; Oguntoye, Katharina; Schultz, Dagmar (Hrsg.): Farbe Bekennen: Afro-deutsche Frauen auf den Spuren ihrer Geschichte [4. Aufl.] - Orlanda, 2016
  • Aukongo, Stefanie-Lahya: Buchstabengefühle : eine poetische Einmischung. - w_orten & meer, 2018
  • Bergold-Caldwell, Denise; Digoh, Laura; Haruna-Oelker, Hadija; Nkwendja-Ngnoubamdjum, Christelle; Ridha, Camila; Wiedenroth-Coulibaly, Eleonore (Hrsg.): Spiegelblicke : Perspektiven Schwarzer Bewegung in Deutschland. - Orlanda, 2015
  • Hügel-Marshall, Ika: Daheim unterwegs : Ein deutsches Leben [2. erweiterte Aufl.]. - Unrast, 2020
  • Kelly, Natasha A. (Hrsg.): Sisters and Souls: Inspirationen durch May Ayim. - Orlanda, 2015
  • Kelly, Natasha A. (Hrsg.): Sisters and Souls II: Inspirationen durch May Ayim. - Orlanda, 2021
  • Mahn, Mirrianne: Issa. - Rowohlt Hundert Augen, 2024
  • Michael, Theodor: Deutsch sein und schwarz dazu : Erinnerungen eines Afro-Deutschen. - Dt. Taschenbuch-Verl., 2015
  • Oguntoye, Katharina: Schwarze Wurzeln: Afro-deutsche Familiengeschichten von 1884 bis 1950. - Orlanda, 2020
  • Osagiobare, Nora: Daily Soap. - Kein & Aber, 2025
  • Otoo, Sharon Dodua: Dürfen Schwarze Blumen malen : Klagenfurter Rede zur Literatur 2020. - Online: Rede Bachmannpreis - ORF, 2020
  • Piesche, Peggy [et al.]: May-Ayim-Award: Erster internationaler schwarzer deutscher Literaturpreis. - Orlanda, 2004
  • Raabe, Melanie: Die Kunst des Verschwindens. - btb Verlag, 2022
  • SchwarzRund: Biskaya: afropolitaner Berlin-Roman. - Zaglossus, 2016
  • Sow, Noah: Deuschland Schwarz Weiß : Der alltägliche Rassismus. - Bertelsmann, 2008
  • Sow, Noah: Die Schwarze Madonna - Fatou Falls Erster Fall : Afrodeutscher Heimatkrimi. - Books on Demand (epub), 2019
  • Thomae, Jackie: Glück. - Ullstein Taschenbuch Verlag, 2025
  • Wenzel, Olivia: 1000 Serpentinen Angst. - FISCHER Taschenbuch, 2022