Goethe bei SANFIC

AMELIE RENNT © Lieblingsfilm Martin Schlecht

18. - 25. August 2019

Das 15-jährige Bestehen des Festival Internacional de Cine de Santiago SANFIC feiert das Goethe Institut mit einer preisgekrönten Auswahl deutscher Filme. Nora Fingscheidts „Systemsprenger“, welcher bereits mit dem Silbernen Bären in 2019 wegen dem Alfred Bauer Preis ausgezeichnet wurde, wird im internationalen Wettbewerb teilnehmen. Der Film handelt von einem 9-jährigen Mädchen, welches, um geliebt zu werden, eine "Systembrecherin" für soziale Dienste wird. Außerdem prämiert dieses Jahr in SANFIC Andreas Dresens neuer Film „Gundermann“, welcher von einer widersprüchlichen ost-deutschen Persönlichkeit erzählt. Der biographische Film hat bereits sechs deutsche Filmpreise gewonnen, unter anderem in den Kategorien „bester Film“ und „beste Regie.“ „In den Gängen“ von Thomas Stuber ist ein weiterer preisgekrönter Film der bei dem Festival zu sehen sein wird und bereits in der Berlinale 2018 mehrmals ausgezeichnet wurde und ebenfalls den deutschen Filmpreis für den „besten Hauptdarsteller“ erhalten hat. Der Film zeigt den Alltag in den Lagerräumen eines großen Supermarkts in Ost-Deutschland und kommentiert so die Einsamkeit des neoliberalen Systems nach der Wiedervereinigung.

Des Weiteren werden die Filme „Atlas“ von David Nawrath, welcher den Preis der Jury in Toronto gewonnen hat, sowie die Dokumentation „Exit“ vorgeführt. „Exit“ erörtert die Schicksale von ehemaligen Mitgliedern extremer Gruppierungen und war von der persönlichen Geschichte der Regisseurin, Karen Winther, inspiriert.

Schließlich werden drei Kinderfilme in der Sektion SANFIC Educa zu sehen sein, welche alle preisgekrönt sind: „Supa Modo“ handelt von einem krebserkrankten Mädchen, welches sich ihre Träume erfüllt. „Amelie rennt“ hingegen zeigt wie ein Teenager über sich hinauswächst und ihre Grenze überwindet. Der deutsche Kinoerfolg „Ostwind“ erzählt von der Freundschaft eines Mädchens und eines Pferdes.
 

DEUTSCHE FILME BEI SANFIC 2019

COMPETENCIA INTERNACIONAL

Systemsprenger
Regie:
Nora Fingscheidt | 2017-19 | 125 Min.
Mit spanischen Untertiteln

Pflegefamilie, Wohngruppe, Sonderschule: Egal, wo Benni hinkommt, sie fliegt sofort wieder raus. Die wilde Neunjährige ist das, was im Jargon des Jugendamts ein „Systemsprenger“ genannt wird. Dabei will Benni nur eines: Liebe, Geborgenheit und wieder bei Mama wohnen! Doch die hat Angst vor ihrer unberechenbaren Tochter. Als es keinen Platz mehr für Benni zu geben scheint und keine Lösung mehr in Sicht ist, versucht der Anti-Gewalttrainer Micha, sie aus der Spirale von Wut und Aggression zu befreien.
SYSTEMSPRENGER ist Nora Fingscheidts erster Spielfilm. Während der Dreharbeiten zu ihrem gemeinsam mit Simone Gaul gedrehten Dokumentarfilm „Das Haus neben den Gleisen“ (2014), über den Alltag in einem Heim für wohnungslose Frauen in Stuttgart, lernte sie eine junge Frau kennen, die als ‚Systemsprenger‘ in keiner anderen Institution der Jugendhilfe mehr Aufnahme gefunden hatte.



MAESTROS DEL CINE

Gundermann
Regie:
Andreas Dresen | 2017-18 | 127 Min.
Mit spanischen Untertiteln

Gerhard Gundermann (1955-1998) war Baggerfahrer im Braunkohletagebau, Stasi-Spitzel, aber vor allem ein begnadeter Liedermacher mit einer Fangemeinde in der DDR wie auch im Nachwendedeutschland. Regisseur Andreas Dresen widmet sich dieser widersprüchlichen Persönlichkeit in einer sensiblen biografischen Erzählung, ein moderner musikalischer Heimatfilm für Ost- wie auch Gesamtdeutschland.
Andreas Dresens Filme sind feine Chroniken der DDR und des Lebens in Ostdeutschland. Mit seiner sensiblen biografischen Erzählung Gundermann kann er dies fortsetzen. Er erzählt von einem Mann, der von der Partei hochkant rausgeschmissen wird, als Baggerfahrer arbeitet, seine Jugendliebe heiratet und ihr die Ernährung der Familie überlässt – alles um Musik zu machen. Ein Film, der vom Leben handelt, mit all seinen Widersprüchen und Unzulänglichkeiten, von Tod und Sterben, aber vor allem von guter Musik!


VISIONES DEL MUNDO

Atlas
Regie:
David Nawrath | 2017 | 100 Min.
Mit spanischen Untertiteln

Der 60-jährige Walter ist Möbelpacker für Zwangsräumungen. Er ist der treueste Schlepper, den Walters Chef Roland Grone in seiner Spedition hat. Walter ignoriert die Schmerzen, die ihm der Knochenjob bereitet, ebenso wie das Leid der Menschen, in deren Privatsphäre er täglich eindringt. Grone plant mit Hilfe des zwielichtigen Familienklans der Afsaris ein riskantes Immobiliengeschäft. Walters Freund, der Gerichtsvollzieher Alfred, weiß, wie das geht: Die Afsaris, zu denen auch der neue Kollege Moussa gehört , geben Grone ihr Geld, er kauft billig Häuser, entmietet sie – auch mit Gewalt –, um sie für ein Vielfaches wieder zu verkaufen und verhilft den Afsaris so dazu, schmutziges Geld zu waschen. Nur: Ein letzter Mieter weigert sich auszuziehen. Walter glaubt in dem jungen Mann seinen Sohn Jan wiederzuerkennen, den er vor Jahrzehnten im Stich gelassen und seitdem nie wieder gesehen hat. Ohne sich ihm zu offenbaren, nähert sich Walter Jan und dessen Familie behutsam an. Als ihm klar wird, wie unberechenbar die Männer sind, auf die sich Grone eingelassen hat, gerät Walter zunehmend unter Druck. Al dann bei einem Streit mit Moussa diesen kurzerhand tötet und dessen Leiche verschwinden läßt, hat er schneller als gedacht dessen Familie gegen sich.

ATLAS ist der erste abendfüllende Spielfilm des 1980 in Berlin geborenen Regisseurs nach mehreren Kurzfilmen und dem langen Dokumentarfilm MOHARRAM (2005), der sein Regiestudium an der dffb absolvierte.


In den Gängen
Regie:
Thomas Stuber | 2018 | 125 Min.
Mit spanischen Untertiteln

Christian hat einen neuen Job als Lagerarbeiter in der Getränkeabteilung eines Großmarkts – eine Welt, die den Kunden verwehrt bleibt; sie wäre unerträglich monoton, gäbe es nicht die Kollegen und die Hoffnung auf den Aufstieg zum Fahrer eines Gabelstaplers. Und wäre da nicht Marion von den Süßwaren, in die sich Christian schwer verliebt. Als er erfährt, dass Marion verheiratet ist, bricht für ihn eine Welt zusammen. Bruno, der ältere Staplerfahrer und väterliche Freund, kann ihm da kaum helfen – und plötzlich ist Bruno nicht mehr da.
In immer wieder gleichen oder sehr ähnlichen Einstellungen schaut die Kamera auf die Figuren, eingezwängt zwischen haushohen Regalen. Der beengenden Symmetrie vieler Bilder widersetzen sich die Protagonisten, und der Gabelstapler versetzt die Figuren in Bewegung – manchmal scheint er sie fast zum Tanzen zu bringen.
IN DEN GÄNGEN ist ein Film über direkte und indirekte Opfer der Spätfolgen der deutschen Wiedervereinigung. „DDR und die Wende, das ist alles erzählt, das interessiert mich nicht; was mich interessiert, ist die Post-Wende, die Orte und Lebenswelten, was an diesen Menschen und diesen Orten besonderes ist.“ (Thomas Stuber).


Exit
Regie:
Karen Winther | 2018 | 76 Min.
Mit spanischen Untertiteln

Von einem Extrem ins andere: Die Filmemacherin Karen Winther war als Jugendliche erst in einer linksextremen Gruppe aktiv, dann schloss sie sich einer rechtsextremen an – bis ihr der Ausstieg gelang. In ihrem Dokumentarfilm begegnet sie anderen Aussteigern in Deutschland, Frankreich, Norwegen sowie den USA und stellt fest, dass sich alle den Mut, der eigenen Vergangenheit ins Auge zu blicken und über sie zu sprechen, hart erkämpft haben.
Obwohl alle Protagonisten des Films für sehr unterschiedliche Ziele kämpften, ähneln sich die Wege der Radikalisierung. Allen gleich ist auch, dass es für sie einen Punkt gab, da sie den eingeschlagenen Weg als Sackgasse erkannten und beschlossen auszusteigen. „Wenn es so weit ist, brauchst du Alternativen. Einen Ort, wo du hingehen kannst oder jemanden, mit dem du reden kannst. Du brauchst eine neue Bindung“, sagt Karen Winther rückblickend.


SANFIC EDUCA
 
Supa Modo
Regie:
Likarion Wainaina | 2018 | 74 Min.
Mit spanischen Untertiteln

Wenn du eine Superkraft hättest, welche wäre das?“ · „Wärst du super stark?“ · „Nein.“ · „Kampftricks?“ · „Das ist keine Superkraft.“ · „Was dann?“ · „Das Gleiche wie immer, ich könnte fliegen.“
Die neunjährige Jo liebt Actionfilme und träumt davon, selbst eine Superheldin zu sein. Ihr grösster Wunsch: einen Film zu drehen, in dem sie selbst die Hauptrolle spielt. In ihrer Fantasie vergisst sie, dass sie unheilbar krank ist. Irgendwann kann Jos Schwester nicht mehr mit ansehen, wie das lebensfrohe Mädchen die kostbare Zeit, die ihm noch bleibt, nur im Bett verbringt. Sie ermutigt Jo, an ihre magischen Kräfte zu glauben und animiert das ganze Dorf, Jos Traum wahr werden zu lassen. Das berührende Drama des kenianischen Filmemachers Likarion Wainaina, entstanden im Rahmen einer Masterclass des deutsch-kenianischen Produktionskollektivs One Fine Day Films, erzählt von der Kraft der Fantasie und von einem ungewöhnlichen Weg des Abschiednehmens.

Amelie rennt
Regie:
Tobias Wiemann | 2016/17 | 97 Min.
Mit spanischen Untertiteln

Die junge Amelie hat ihre Asthma-Erkrankung gründlich satt; sie ist wütend auf Gott und Welt, namentlich auf ihre Eltern und die Ärzte. Nach einem schweren Anfall wird sie nach Südtirol geschickt; Amelie soll sich in einer Spezialklinik erholen. Doch das Mädchen empfindet auch die Therapie als Terror und flieht in die Berge. Der junge Bart schließt sich ihr an, ein hartnäckiger und hilfsbereiter Begleiter. Während die Suche nach dem geflohenen Mädchen in Gang kommt, erreicht Amelie mit Barts Unterstützung ihr Ziel, einen Berggipfel. Beim Abstieg stoßen sie auf ein magisches Johannisfeuer, von dem sich

Ostwind
Regie:
Katja von Garnier | 2013 | 105 Min.
Mit spanischen Untertiteln

Weil die 14-jährige Mika in der Schule durchgefallen ist, darf sie nicht mit ihrer Freundin Fanny ins Ferienlager am Meer, sondern muss, mitsamt ihren Schulbüchern zur strengen Oma Maria Kaltenbach aufs Land. Dort gibt es zwar so gut wie kein Mobilfunknetz – aber einen Reiterhof, den netten jungen Stallknecht Sam und vor allem „Ostwind“, einen Hengst, der als unbezähmbar und gefährlich gilt. Zwischen dem Pferd und dem Mädchen entwickelt sich schnell eine ungewöhnliche Freundschaft. Diese Erfahrung wird beide in unerwartete Abenteuer führen und verändern.
Beim Filmfest München 2013 wurde OSTWIND mit dem Kindermedienpreis „Der weiße Elefant“ ausgezeichnet, 2014 mit dem „Deutschen Filmpreis“ für den besten Kinderfilm.
 

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