Filmvorführung mit Einführung Welt am Draht

Filmstill © "Welt am Draht"

So, 24.03.2019

17:20 Uhr – 21:04 Uhr

Goethe-Institut China

Zeit: 24.03.2019, 17:20-21:04
Ort: Goethe-Institut China
(Originality Square, 798 Art District, No. 2 Jiuxianqiao Road, Chaoyang District, Beijing)
Teilnehmende Gäste: Georg Seeßlen
Sprache (Einführung): Deutsch mit chinesischer Konsekutivverdolmetschung
Sprache (Film): Deutsch mit chinesischen Untertiteln
Eintritt frei
 
BRD | 1973 | 210 Min | Farbe
Regie: Rainer Werner Fassbinder
Kamera: Michael Ballhaus
 
Das wichtigste Projekt im Institut für Kybernetik und Zukunftsforschung ist Simulacron 1 – ein elektronisches Monstrum, das die herkömmliche Computertechnologie auf eine neue Stufe heben soll. Simulacron kann, wenn es funktionsfähig geworden ist, gesellschaftliche, ökonomische und politische Vorgänge der Zukunft derart exakt voraussagen, als fänden sie hier und heute statt, als seien sie Wirklichkeit. Somit kann Simulacron zur Verbesserung der zukünftigen Lebensverhältnisse eingesetzt werden, oder eben für weitaus dunklere und eigennützigere Vorhaben. Initiator und Leiter des Forschungsprojekts ist Professor Vollmer (Adrian Hoven). Er stirbt unter rätselhaften Umständen – man einigt sich schnell auf Selbstmord, hat er doch kurz vor seinem Tode Zeichen einer eigenartigen geistigen Verwirrung an den Tag gelegt. Siskins (Karl Heinz Vosgerau), allmächtiger Chef des Instituts, macht Dr. Stiller (Klaus Löwitsch) zu dessen Nachfolger, den engsten Mitarbeiter des Verstorbenen. Aber bald registrieren die Kollegen auch an Stiller merkwürdige Symptome.
 
"Welt am Draht" spielt in einer künstlichen Welt und in einer künstlichen Zeit – eine Fiktion, eine Hypothese, ein Denkmodell, nicht mehr. Und nicht weniger.  

"Welt am Draht" ist ein zweiteiliger Science-Fiction-Fernsehfilm von Rainer Werner Fassbinder aus dem Jahr 1973. Er basiert auf dem Roman Simulacron 3 (1964) von Daniel F. Galouye, der später erneut von Hollywood mit dem Titel "The Thirteenth Floor" verfilmt wurde. "Welt am Draht" inspirierte maßgeblich die später erschienene Filmreihe "Matrix", die sich mit der gleichen Thematik auseinandersetzt.

Georg Seeßlen ist Autor, Feuilletonist, Cineast sowie Film- und Kulturkritiker. Seine Kritiken einzelner Filme sowie seine Bücher sind stets auch kritische Auseinandersetzungen mit aktuellen gesellschaftlichen Entwicklungen. In neueren Veröffentlichungen wie „Orgasmus und Alltag“ setzt sich Seeßlen auch mit dem Fernsehen auseinander, außerdem mit aktuellen politischen Ereignissen und Prozessen. Er war Dozent an verschiedenen Hochschulen im In- und Ausland und arbeitet als freier Autor u. a. für „epd Film“, „Frankfurter Rundschau“, „Der Tagesspiegel“, taz und „Die Zeit“.       
     
Kommentar des Kurators: Rainer Werner Fassbinders Film (eine zweiteilige Fernsehproduktion) über Kybernetik und Simulation hat seine Aktualität über die Jahre behalten und wirkt in Teilen geradezu prophetisch. In keinem anderen Film des Genres in diesem Land wurde die philosophische Frage nach dem Mensch-Sein in der Zukunft so radikal gestellt. Wie immer bei Fassbinder geht es dabei auch darum, wie und wodurch Menschen korrumpierbar sind. Vor allem aber geht es bei Fassbinder darum, auch in den Bildern jenseits aller Genre-Klischees seine Lebensfragen zu stellen.

Zurück