Erster Brief

Sag mal, Jaan ... ein Briefblog © Illustratorin: Julia Klement © Goethe-Institut Estland Sag mal, Jaan ... ein Briefblog Illustratorin: Julia Klement © Goethe-Institut Estland

Erster Brief

»Sag mal, Jaan Tamm, wusstest du eigentlich, dass du weltweit Verwandtschaft hast, in fast jedem Land, in fast jeder Sprache? Ich hatte keine Ahnung, bis ich vor einigen Tagen eine Liste mit all deinen internationalen Verwandten in der deutschen Wikipedia entdeckte. Überall scheint es den sogenannten Durchschnitt, den Jedermann beziehungsweise die Jederfrau zu geben. Deine deutschen Cousins Max Mustermann und Otto Normalverbraucher kenn‘ ich noch von früher. Sind ganz nett die beiden, aber auch recht verschieden. Max führt sein Leben ja eher auf dem Papier, man hört sehr wenig über ihn, liest aber ständig seine Namen. Über Otto dagegen wird ziemlich viel geredet. Vor allem in Wahlkampfzeiten ist er Gesprächsthema in Deutschland. Oder ganz generell, wenn der Allgemeinheit mal wieder erklärt werden muss, was sie zu brauchen und zu wollen hat. In jedem Fall sind beide eine gute Adresse, wenn man etwas Grundsätzliches über »die Deutschen« in all ihrer Verschiedenheit erfahren möchte. Hoffentlich ist das bei dir auch so. Ich habe nämlich so einige Fragen an dich über Estland und die Menschen, die hier wohnen.

Bevor die Fragerei beginnt, habe ich noch eine Bitte: Richte bitte viele Grüße aus an Tante Maali, insbesondere von ihrer deutschen Nichte Lieschen Müller.

Auf bald
Martinus Mancha

PS: »Jaan Tamm« ist ja lustigerweise tatsächlich so ziemlich der häufigste Name hier in Estland. »Otto Normalverbraucher« gibt es in Deutschland vermutlich nicht. Das dachte ich auch von »Max Mustermann«, bis ich diese Meldung las: Es gibt ihn wirklich

 

Über den Blog

Wie lernt man eine Gesellschaft am besten kennen? Durch Beobachtung. Und Nachfragen. Der in Tallinn lebende Deutsche Martinus Mancha nimmt sich beides zu Herzen, fragt dem fiktiven Durchschnittsesten Jaan Tamm Löcher in den Bauch, und breitet in seinen Briefen nebenbei aus, wie sich der persönliche Alltag in einer vertraut und zugleich fremd wirkenden Gesellschaft anfühlt.

Über den Autor

Martinus Mancha ist Historiker und Stadtführer. Er bloggt außerdem auf sadakaheksa.wordpress.com
Copyright:
Text und Bild: Martinus Mancha, Goethe-Institut Estland. Dieser Text ist lizenziert unter einer Creative Commons „Namensnennung-Nicht kommerziell-Share Alike 4.0 International“ Lizenz.



 
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