Regie: Oliver Kracht, Deutschland 2021, Farbe, 126 Minuten
Deutschland 1946: Der zweite Weltkrieg ist vorbei, die Städte liegen in Trümmern. In einem leerstehenden Theater bietet Gloria, eine ehemalige Filmdiva, Kurse für junge Frauen an, die lernen wollen, wie sie zu Verführerinnen werden und Männer an sich binden. Eine von ihnen ist Lotte, die von einem Fabrikantensohn ein Kind erwartet, der jetzt nichts mehr von ihr wissen will. Der Anfang einer Tour de force über das sexuelle Machtverhältnis zwischen Mann und Frau. Jede der Kursstunden wird plakativ angekündigt, hat eine pathetische Überschrift und hat dann die Biographien der Teilnehmerinnen zum Thema. Schrecklich sind sie alle, ob es sich um Verschüttung im Bombenkrieg handelt oder um Vergewaltigung durch die Soldaten der Befreiungsarmeen. Die Teilnehmerinnen dekonstruieren ihre Biographien samt entsprechenden traditionellen Rollenbildern. Ihren Unterricht widmet Gloria den sexuellen Mechanismen und dem Machtverhältnis, das diese herstellen. Sie proklamiert eine sexuelle Revolution mit Hilfe von Verführung, Lust, Manipulation, Kontrolle, sie schafft Praxisnähe mit Dildos und expliziten Worten.
Stilistisch wechselt der Regisseur Oliver Kracht zwischen Sequenzen, die wild und visuell plakativ sind, und realistischeren Momenten. Getragen wird das Kammerspiel von fantastischen Schauspielerinnen, die den sehr ambivalenten Beziehungen zwischen der Lehrerin und ihren Schülerinnen Ausdruck verleihen. Allmählich verändern sich die Mädchen radikal. Alle wollen selbständig sein und ihre Freiheit haben. Gleichzeitig wird Gloria mit ihrer finsteren Vergangenheit konfrontiert, und ihre Schülerinnen - und das Publikum – fragen sich, welche tatsächlichen Ziele sie mit ihrem Kurs verfolgt.
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