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Vereinigtes Königreich London

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19:00–19:00 Uhr

Konrad Wolf: Der Geteilte Himmel

Online Filmvorführung|Nur in Großbritannien verfügbar

Schwarz-weiß Bild von einem weißen Mann und einer weißen Frau, die sich in die Augen sehen Der geteilte Himmel © DEFA-Stiftung, Werner Bergmann

Schwarz-weiß Bild von einem weißen Mann und einer weißen Frau, die sich in die Augen sehen Der geteilte Himmel © DEFA-Stiftung, Werner Bergmann

Konrad Wolfs von der Nouvelle Vague beinflusste Verfilmung des gleichnamigen Erfolgsromans von Christa Wolf ist eine ambitioniert-kunstvolle Antwort auf den Bau der Berliner Mauer im Jahr 1961 - erzählt als bewegende Liebesgeschichte.

Nach einem Zusammenbruch kehrt Rita Seidel 1961 in ihr Heimatdorf zurück. Während sie sich langsam erholt, erinnert sie sich an die vergangenen zwei Jahre und die Ereignisse, die zu ihrem Kollaps führten: Nach ihrem Umzug in die Industriestadt Halle beginnt sie eine Ausbildung zur Lehrerin, die auch eine Tätigkeit in einem Waggonbauwerk im Rahmen ihrer sozialistischen Erziehung umfasst. Sie liebt den älteren Manfred Herrfurth, einen Chemiker aus bürgerlichem Hause, der gerade promoviert hat. Während Rita lernt, sich in ihrer Arbeit im Betrieb zu behaupten, wird ein von Manfred entwickeltes neues chemisches Verfahren ohne Begründung abgelehnt. Tief enttäuscht beschließt er, nach West-Berlin zu gehen und erwartet, dass Rita ihm folgt. Wenige Tage vor dem Bau der Berliner Mauer am 13. August 1961 reist Rita nach West-Berlin, um Manfred zu sehen – entscheidet sich aber, nicht zu bleiben.
 

Schwarz-weiß Bild  von einer weißen jungen Frau, die zwischen zwei weißen Männern  an einem Abhang sitzt. Der Geteilte Himmel ©DEFA-Stiftung, Werner Bergmann (1)

Der geteilte Himmel ist eine werkgetreue Adaption von Christa Wolfs gleichnamigem Erfolgsroman. 1963 veröffentlicht wurde er mit dem renommierten Heinrich-Mann-Preis der Akademie der Künste der DDR ausgezeichnet, und Christa Wolf wurde eingeladen, Kandidatin für das Zentralkomitee der SED zu werden – eine Einladung, die sie annahm. Dennoch wurde der Roman auch kritisiert, weil er angeblich die sozialistische Realität verzerrt darstelle. Konrad Wolf – nicht verwandt mit der Autorin – war sich der Kontroversen bewusst und entschied sich dennoch, den Roman zu adaptieren, noch bevor dieser vollendet war. Christa Wolf arbeitete aktiv am Drehbuch mit. In dem Bestreben, eine neue Filmsprache zu entwickeln, die den komplexen Realitäten der DDR gerecht werden konnte, setzte Konrad Wolf auf Techniken wie Montage, metaphorisch aufgeladene Bildmotive, ungewöhnliche Kameraperspektiven und abrupte visuelle Übergänge – deutlich beeinflusst von der französischen Nouvelle Vague. In einer kürzlichen Analyse hebt Filmhistoriker Larson Powell auch die raffinierte musikalische Gestaltung hervor: eine Filmmusik, die Jazz und folkloristischen Themen verarbeitet sowie Walzer, Popsongs und Radioschnipsel aus Ost- und Westdeutschland, die im Leben der Figuren präsent sind. Obwohl der Film als wichtiger Impuls für Innovation im DDR-Kino gelobt wurde, gab es auch Kritik. Mit seiner komplexen Struktur und stilistischen Künstlichkeit überfordere er des Publikums und bedrohe das Kino als Massenmedium. Dennoch berührte die emotional eindringliche Darstellung des durch den Mauerbau verursachten Bruchs – erzählt als Liebesgeschichte – das ostdeutsche Publikum tief und machte Der geteilte Himmel zu einem großen Kassenerfolg.

DDR, 1964, 109 Min., s/w, Deutsch mit englischen Untertiteln
Regie: Konrad Wolf, Drehbuch: Konrad Wolf, Christa Wolf, Gerhard Wolf, Kurt Barthel und Willi Brückner, Dramaturgie: Willi Brückner, Schnitt: Helga Krause, Kamera: Werner Bergmann, Szenenbild: Alfred Hirschmeier, Kostümbild: Dorit Gründel, Musik (Komposition): Hans-Dieter Hosalla. Mit Paul Berndt, Renate Blume, Christoph Engel, Eberhard Esche, Martin Flörchinger, Günter Grabbert, Hans-Joachim Hanisch, Hans Hardt-Hardtloff, Horst Jonischkan, Petra Kelling, Jürgen Kern, Frank Muchelis, Erika Pelikowsky, Hilmar Thate, Horst Weinheimer.