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19:00 Uhr
Konrad Wolf: Professor Mamlock
Film|Kinovorführung
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Goethe-Institut London, London
- Preis Preis: £6, £3 ermäßigt und für Goethe-Institut Sprachkursteilnehmer*innen & Bibliotheksmitglieder.
- Teil der Reihe: Konrad Wolf - Understanding the Past, Confronting the Present
Silvester 1932. Professor Mamlock, ein angesehener jüdischer Chefarzt in Berlin, feiert mit seiner Familie und seinen Freunden. Während sie über die Zukunft spekulieren, kommt es auf der Straße zu einem Zusammenstoß zwischen einem Nazi-Trupp und Kommunisten – unter ihnen Mamlocks Sohn Rolf. Anders als sein Vater ist Rolf überzeugt, dass Widerstand gegen die Nazis notwendig ist, um ihre Machtübernahme zu verhindern. Mamlock hingegen hält sowohl Nazis als auch Kommunisten für gefährliche Extremisten und vertraut darauf, dass in Deutschland Staat, Gesetz und Wissenschaft – Vernunft und humanistische Ideale – Bestand haben und die Unruhen vorübergehen werden. Doch bald entziehen neue antisemitische Gesetze Mamlock seine Position am Krankenhaus, die ein überzeugter Nazi und bekennender Rassist übernimmt. Ein jüdischer Kollege teilt ihm seine Absicht mit, zu emigrieren, und Mamlocks Tochter wird in der Schule terrorisiert – dennoch weigert sich Mamlock hartnäckig, die Warnzeichen um ihn herum wahrzunehmen.
Professor Mamlock ist nach Lissy der zweite Film, den Konrad Wolf in der Zeit des Aufstiegs der Nazis 1932/1933 ansiedelt. Er basiert auf einem Stück seines Vaters Friedrich Wolf (1888–1953), einem bekannten Autor und Arzt. Als Jude und Mitglied der Kommunistischen Partei floh Friedrich Wolf nach dem Reichstagsbrand im Februar 1933 aus Deutschland, über Österreich, die Schweiz und Frankreich – wo er das Stück schrieb – und gelangte schließlich nach Moskau. Die Uraufführung fand am 19. Januar 1934 am Warschauer Jiddischen Kunsttheater unter dem Titel Der Gelbe Fleck statt. Das Stück wurde später auch in DDR-Schulen unterrichtet. Eine frühere Verfilmung von 1938, inszeniert von Adolph Minkin und Herbert Rappaport und produziert von der sowjetischen Lenfilm, gehörte zu den ersten Filmen, die den nationalsozialistischen Antisemitismus direkt thematisierten. Wie der Filmhistoriker Ulrich Gregor schreibt, legte diese Version den Schwerpunkt auf den Widerstand und die Rolle von Mamlocks Sohn.
Gregor hebt zudem die starke Stilisierung und die Verfremdungseffekte in Wolfs Film hervor: dichte Sequenzen, in denen Montage, Perspektivwechsel, Bildüberlagerungen, das Geräusch von Feuerwerk und Schritten, Stimmen, Reden, Musik und Stille kombiniert werden, um emotionale Zustände – oft Terror und Angst – zu vermitteln. Besonders eindrücklich ist die albtraumhafte Szene, in der Mamlocks Tochter aus der Schule gejagt wird: Totale zeigen sie aus der Ferne, dann wechselt die Perspektive in ihre subjektive Sicht, finden uns in ihren Schuhen wiederfinden. Die Mitschüler nähren sich bedrohlich, starren uns an, bis wir selbst zu dem Mädchen werden, das in Panik die Treppe hinunterstürzt. Diese für Wolf ungewöhnlich hohe Stilisierung macht den Film abstrakter als seine anderen Werke –zu einem Lehrfilm, wie Gregor ihn nennt.
DDR, 1961, 93 Min., s/w, Deutsch mit englischen Untertiteln
Regie: Konrad Wolf, Drehbuch: Konrad Wolf und Karl Georg Egel, Dramaturgie: Willi Brückner, Schnitt: Christa Wernicke, Kamera: Werner Bergmann, Szenenbild: Harald Horn, Kostüme: Werner Bergemann, Maske: Otto Banse, Musik: Hans-Dieter Hosalla, Ton: Gerhard Wiek.
Mit Doris Abeßer, Ursula Burg, Harald Halgardt, Wolfgang Heinz, Manfred Krug, Franz Kutschera, Günter Naumann, Peter Sturm, Lissy Tempelhof, Hilmar Thate, Ulrich Thein.
Ort
50 Princes Gate
Exhibition Road
London SW7 2PH
Vereinigtes Königreich