Filmvorführung Straschek, Teil 1: 'A last chance to sow my wild oats' - Straschek at the DFFB - Early Films

Günter Peter Straschek - Early Films © Günter Peter Straschek

Sa, 30.03.2019

12:00 Uhr

Birkbeck Cinema

Essay Film Festival Session 6

Wir freuen uns, in Zusammenarbeit mit dem Essay Film Festival 2019 die erste dem österreichischen Regisseur und Historiker Günter Peter Straschek (1942-2009) gewidmete Retrospektive in Großbritannien präsentieren zu können. Teil Eins (Essay Film Festival Session 6) konzentriert sich auf seine frühen, radikalen Kurzfilme, die zwischen 1966 und 1970 entstanden. Gezeigt werden sie in Kombination mit zwei Filmen von Jean-Marie Straub und Danièle Huillet, mit denen Straschek verbunden war. Im zweiten Teil der Reihe wird seine bahnbrechende fünfteilige Serie Filmemigration aus Nazi-Deutschland (1975), die für das deutsche Fernsehen produziert wurde, am 1. April im Birkbeck Cinema und im Goethe-Institut zu sehen sein. Alle Vorführungen sind Teil des Essay Film Festivals.

Günter Peter Strascheks erste Kurzfilme sind untrennbar mit der frühen Geschichte der Deutschen Film- und Fernsehakademie Berlin (DFFB) und deren Politisierung verbunden. Gemeinsam mit 33 anderen Studierenden, darunter Harun Farocki, Hartmut Bitomsky, Holger Meins, Gerry Schum und Helke Sander, gehörte Günter Peter Straschek (1942-2009) im Herbst 1966 zum ersten Jahrgang an der neugegründeten Akademie. Sein Studium war kurz, die Auseinandersetzung um seinen Film Ein Western für den SDS führte schon im Februar 1968 zu seinem endgültigen Akademie-Verweis, wie auch zu dem mysteriösen Verschwinden der Filmkopie. „Jedenfalls“, so Straschek im Rückblick, „war der ganze Zinnober für mich weniger ‚Bewusstwerdung’ denn später Höhepunkt einer zuendegehende Jugendunbeschwertheit, letztes Sichaustobenkönnen.“

Das Programm beginnt mit einem Vortrag des Filmhistorikers Volker Pantenburg mit dem Titel "A last chance to sow my wild oats – Günter Peter Straschek at the German Film and Television Academy Berlin (DFFB)", in dem er Strascheks frühe Filme im Kontext der damaligen Situation an der Filmhochschule näher beleuchtet.

Im Anschluss an die Filmvorführung wird es eine Diskussion geben mit Volker Pantenburg, Julia Friedrich, Kuratorin der Ausstellung "Günter Peter Straschek: Emigration-Film-Politics" (Museum Ludwig, Köln 2018) und Karin Rausch, Strascheks Witwe, die bei dem Projekt Filmemigration aus Nazi-Deutschland mit ihm zusammengearbeitet hat (noch nicht bestätigt).
 
Das Programm im Detail
 
Hurra für Frau E. ist das nüchterne Portrait einer Mutter, die ihre Sozialhilfe durch Prostitution aufbessert.

Hurra für Frau E., Regie: Günter Peter Straschek, BRD, 1966, 16mm/Digital, s&w, 7 Min., Deutsch mit englischen Untertiteln.
 
Huillet und Straubs Kurzfilm Der Bräutigam, die Komödiantin und der Zuhälter reflektiert ähnlich wie Hurra für Frau E. die gesellschaftliche Position von Frauen im Deutschland der Nachkriegszeit. Der Film besteht aus drei Sequenzen: eine Kamerafahrt durch die Straßen Münchens bei Nacht, die Aufführung eines Stücks von Ferdinand Bruckner und eine dazu in Beziehung stehende Liebesgeschichte im Stil eines Film Noir.
 
Der Bräutigam, die Komödiantin und der Zuhälter, Regie: Jean-Marie Straub und Danièle Huillet, BRD, 1968, 35mm/DCP, s&w, 23 Min., Deutsch mit englischen Untertiteln.
 
Ein Western für den SDS, der zum Verweis Strascheks von der Deutschen Film und Fernsehakademie Berlin führte, beschreibt die Entwicklung der politischen Linken als einen Lernprozess unter Frauen, die ihr politisches Bewusstsein schärfen, aber weiterhin keine Mitsprachrecht erhalten.
 
Ein Western für den SDS, Regie. Günter Peter Straschek, BRD, 1967–1968, 16mm/Digital, s&w, 23 Min., Deutsch mit englischen Untertiteln.
 
Strascheks Film Zum Begriff des ‘Kritischen Kommunismus’ bei Antonio Labriola (1843–1904) spricht die Kluft zwischen Arbeitern und Intellektuellen an und beschreibt die „Schwierigkeiten der Revolution“ (Labriola) mit scharfem Humor.
 
Zum Begriff des ‘Kritischen Kommunismus’ bei Antonio Labriola (1843–1904), Regie: Günter Peter Straschek, BRD, 1970, 16mm/Digital, s&w, 18 Min., Deutsch mit englischen Untertiteln.
 
In Einleitung zu Arnold Schoenbergs Begleitmusik zu einer Lichtspielscene (mit einem Auftritt von  Straschek) verwenden Straub und Huillet Worte Arnold Schoenbergs aus dem Jahr 1923 und Bertolt Brechts Rede vor dem Internationalen Schriftstellerkongress zur Verteidigung der Kultur 1935, um eine scharfe Kritik an Krieg und Kapitalismus auszusprechen, das Entstehen des Faschismus mit dem Imperialismus zu verbinden und die Rolle Deutschlands und den Krieg in Vietnam zu verurteilen.
 
Einleitung zu Arnold Schoenbergs Begleitmusik zu einer Lichtspielscene, Regie. Jean-Marie Straub und Danièle Huillet, BRD, 1972, 16mm/Digigal, s&w, 15 Min., Deutsch mit englischen Untertiteln.
Eventbrite Tickets Günter Peter Straschek Part 2: Film Emigration from Nazi Germany wird am 1. April im Birkbeck Cinema und im Goethe-Institut zu sehen sein.

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