Filmvorführung Tanzfilm: Körper in Bewegung

Zuschauer*innen beobachten eine Performance von drei Tänzer*innen, die in ein Netz aus Schnüren verstrickt sind  © contweedancecollective

Sa, 28.10.2023

10:00 – 19:00 Uhr BST

Goethe-Institut Glasgow

Woran erinnern sich die Körper? Eine zeitgenössische Aufführung über Erinnerung und Geschichte

Performances auf Film von contweedancecollective, Bridie Gane, Rob Heaslip und Katrina McPherson, und Farah Saleh

  • Cells of Illegal Education Eine Performance, die Gesten des zivilen Ungehorsams im Palästina aufgreift
  • Foul Fish In diesem Tanzfilm wird ein seltsamer Fisch am Strand gefunden
  • Water & Man Ein Wasserritual in sieben kurzen Minuten
  • Our Heritage Getanzte Geschichte; eine Auseinandersetzung mit deutscher Erinnerung
Diese Film-Performances kombinieren choreografische Experimente mit den weitläufigen Perspektiven des Films. Foul Fish und Water & Man sind atmosphärische, visuell verspielte Arbeiten, die sich mit Wasserumgebungen in einer Zeit der globalen Erwärmung und extremer Schwankungen befassen; in beiden Filmen scheint der Surrealismus plötzlich ein logischer Rahmen für die Reflexion über die Klimakrise und die Zukunft zu sein. Im Gegensatz dazu greifen Our Heritage und Cells of Illegal Education Fragen des Archivs und der Geschichtsschreibung auf und zeigen, wie der Tanz in die aktuelle Politik des Vergessens eingreifen kann. Alle vier Filme sind nachdenklich stimmende, anregende Arbeiten von Künstler*innen, die mit dem Goethe-Institut Glasgow zusammengearbeitet haben.

Cells of Illegal Education (Farah Saleh)
Die Video-Tanz-Installation Cells of Illegal Education (C.I.E) greift Gesten des zivilen Ungehorsams im Palästina auf und erkundet Wege, Bildung friedlich in Zeiten militärischen Konflikts fortzusetzen. Hier präsentieren wir nur das Video der Installation. Konkret werden Gesten zitiert, bearbeitet und verformt, die ursprünglich von Studierenden der Birzeit-Universität ausgeführt wurden. Zwischen 1988 und 1992 kämpften sie dafür, ihre Ausbildung fortsetzen zu können während Schulen und Universitäten durch die israelische Militärherrschaft geschlossen worden waren. Studierende, Professor*innen und Dozent*innen, die sich dagegen auflehnten, wurden als „Cells of Illegal Education“ (Zellen illegaler Bildung) bezeichnet. Die illegalen Kurse wurden an Ausweichorten organisiert, etwa in Häusern, im Eingangsbereich der Universität oder im Universitätsgebäude selbst. Ausgangspunkt des Videos sind zwei Gruppenbilder und ein Gemälde, die diese drei Situationen dokumentieren. Dabei wird versucht, das Verhalten der Studierenden zu rekonstruieren – vor, während und nach dem Moment, der in den Bildern festgehalten wurde. In einer Mischung aus Archivmaterialien, mündlichen Zeugnissen und Imagination ist die Installation eine gestische Reflexion über den zivilen Ungehorsam und populären Widerstand während der Ersten Intifada und deren Echo in der Gegenwart, von romantischen Lesarten  bis hin zu Wiederaufführungen derselben.

Aufführungen: Granoff Center (Providence, Rhode Island, USA) March 2016, Ramallah Contemporary Dance Festival (Ramallah) April 2016, Somerset House (London) December 2016, Alserkal Avenue (Dubai) January 2017, CCA (Glasgow), October 2017, HAU (Berlin) November 2017, und Fruitmarket Gallery (Edinburgh) February 2019.

Laufzeit: 12 Minuten
Konzept und Choreografie: Farah Saleh
Tänzer*innen: Salma Ataya, Fayez Kawamleh, Ibrahim Feno, Maali Khaled, Hiba Harhash, Farah Saleh
Video: Mohanad Yaqubi
Kamera: Sami Said
Produzent: Zina Zarour
Musik: Muqata’a
Colorist: Karam Ali Foul Fish (Bridie Gane)
In diesem Tanzfilm wird ein seltsamer Fisch am Strand gefunden. Foul Fish erforscht eine dystopische Zukunft, in der das Land auf das Meer trifft und ein neues hybrides Wesen erschafft: halb Mensch, halb Fisch, halb Müllhalde. 

Der zweite Teil der Acclimatise-Reihe von Tanzfilmen, die sich mit der Klimakrise befassen.

Laufzeit: 5:43 Minuten
Choreographie: Bridie Gane
Performer*innen: Katie Miller, Tess Letham, Skye Reynolds
Kamera: Lucas Chih-Peng Kao
Musik: Pete Judge mit James Gow
Kostümdesign: Alisa Kalyanova Water & Man (Rob Heaslip und Katrina McPherson)
Water & Man wurde 2022 im Rahmen des renommierten American Dance Festival's Movies by Movers Festival gezeigt und war in der offiziellen Festivalauswahl bei Dance Camera West; Red Rock Screendance Film Festival; Dare to Dance in Public; Exeter Dance International; Light Moves; InShadow; und Screendance Festival.

Laufzeit: 7:48 Minuten
Regie: Katrina McPherson
Performance und Choreographie: Rob Heaslip
Musik: Philip Jeck
Our Heritage (contweedancecollective)
In dieser bewegenden Film-Performance haben die Choreografinnen Laura Saumweber und Johanna Knefelkamp-Storath mit Nicht-Tänzerinnen zusammengearbeitet, um zu erforschen, wie Tanz und Bewegung ein Mittel sein können, um Erinnerung an die Auswirkungen des Nationalsozialismus über die Generationen hinweg zu vermitteln. Die Darstellerinnen reichen von Teenagern bis hin zu einer Frau in den 90ern und unterstreichen, dass die Erinnerung zwar verblassen kann, wenn die Zahl derer, die die Konzentrationslager überlebt haben, schwindet, dass aber Bücher, Archive, Museen und das Erzählen von Geschichten und der Tanz Wege sind, die Erinnerung zu fördern und eine Brücke zur Vergangenheit zu schlagen.

Der Film der Tanzaufführung beginnt mit einer Aufnahme der niederländischen Journalistin Yoeke Nagel, die aus ihrem Buch über die Rolle ihrer Großmutter im Widerstand liest. 

Der Film hat englische Untertitel und ist teilweise auf Niederländisch und teilweise auf Deutsch. Die Sprache der Lesung von Yoeke Nagel ist Englisch.

Laufzeit: 28 Minuten; plus ca. 8 Min. für die Lesung
Choreographie: Laura Saumweber und Johanna Knefelkamp-Storath
Lesung: Yoeke Nagel

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