In den Residenzen kommen junge Kulturschaffende aus dem Irak aus den Bereichen Film, Musik, Literatur und Theater zusammen, um während einer zumeist zehntägigen intensiven Phase unter anderem gemeinsam mit europäischen Künstlerinnen und Künstlern an einem Thema zu arbeiten.
Seit 2022 finden Residenzen in den Kategorien Literatur, Musik, Film und Theater in unterschiedlichen Städten des Irak statt. Es werden Räume geschaffen in denen sich Künstler*innen und Kreative vernetzen können. Trotz unterschiedlicher Erfahrungshorizonte eint sie, dass ihre Kunst innovativ ist und gesellschaftliche sowie kulturelle Relevanz hat. Durch den Austausch sollen sie ermutigt werden, sich zivilgesellschaftlich zu engagieren und den öffentlichen Raum durch ihre Kunst mitzugestalten.
Die Kulturszene im Irak ist höchst divers und geprägt von ethnischen und religiösen Zugehörigkeiten. Zudem gibt es für junge Künstler*innen wenig zugängliche Förderungs- und Weiterbildungsmaßnahmen. Bei den zehntätigen Residenzen kommen junge Kulturschaffende aus dem gesamten Irak mit internationalen Mentor*innen zusammen. Gemeinsam erarbeiten sie Konzerte, Kurzfilme, Theaterstücke und literarische Texte. Doch darüber hinaus behandeln sie diskursiv für sie relevante Themen: die gesellschaftliche Wirkkraft ihrer Kunst; die Situation von Frauen in der Kulturszene; ethnische, religiöse und sprachliche kulturelle Identitäten und vieles mehr. Der persönliche Austausch, die entstehenden Verbindungen und Kollaborationen wirken so der Fragemtierung in der irakischen Kulturlandschaft, und weiter noch in der Gesellschaft, entgegen.
Filmresidenz Erbil 2023
Im Rahmen des Creative Residency Circles Project fand 2023 erstmals eine Filmresidenz in Erbil statt. 16 junge Filmemacher*innen aus dem gesamten Irak kamen mit den Mentor*innen Mano Khalil, Omar Al Kadi, Peter Ott und Eva Knopf zusammen. Inhaltlich ging es um die Entwicklung der Grundidee hin zum fertigen Film – und darüber hinaus! Neben Inputsessions der Mentor*innen, stellten die Teilnehmenden von ihnen verwirklichte Projekte vor. Zudem produzierten sie in Kleingruppen gemeinsam Kurzfilme. Die Tage waren geprägt von Teamwork, angeregten Diskussionen, sowie dem Entwickeln und Verwirklichen von Filmideen.
Rückblick
Im Jahr 2022 kam eine Gruppe von 15 jungen Musiker*innen aus verschiedenen Städten des Irak und Syrien in Sulaimania zu einer Residenz zusammen. Die zehn Tage wurden von Mentor*innen aus der irakischen Region Kurdistan, Deutschland und Frankreich begleitet. Gemeinsam erarbeiteten die Musiker*innen ein Konzertprogramm. Das Programm umfasste Lieder auf Kurdisch, Englisch und Arabisch, Originalkompositionen und Neuübersetzungen klassischer Texte. Der Rahmen bot eine Plattform für die Zusammenarbeit, die Entwicklung von Fähigkeiten und den kulturellen Austausch zwischen den Teilnehmenden.
Aus der Musikresidenz in Sulaimania ist die Yasna-Band entstanden, welche im Jahr 2023 Konzerte in unterschiedlichen Städten des Irak gegeben hat.
Im November 2022 fand in Bagdad die erste Literaturresidenz statt. 14 irakische Schriftsteller*innen arbeiteten mit dem deutschen Schriftsteller und Filmemacher Michael Ross und dem italienischen Novellisten Giuseppe Catozella zusammen. Das Thema "Fremdsein" wurde literarisch erforscht. Die entstandenen Texte wurden in einer Sammlung zusammengestellt.
