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ArtEvolution ImpulseDesign: Nancy Naser Al Deen | Visual Identity: Maya Khoury

Impulse

Diese Vortragsreihe lädt dazu ein, über den aktuellen Zustand des handelnden Körpers im Gegensatz zu früheren Zeiten, den Zeiten von Krieg und Wiederaufbau, zu reflektieren. Sie umfasst die Konzeptualisierung dessen, was Handeln in konfessionsgebundenen Regimes bedeutet und wie der Körper die Auswirkungen von Krieg und Zusammenbruch registriert, zielt aber auch darauf ab, zu einem Zeitpunkt, an dem sich die ästhetisch-politischen Bedingungen für die Kunstproduktion im Libanon verschieben, gewissermaßen quer dazu zu einer Reflexion über die darstellenden Künste beizutragen.

Kuratorin

Alia Hamdan Alia Hamdan ist praktizierende Performerin und sowie Forscherin in den Bereichen ästhetische Politik und Tanz- und Performancetheorie. Ihre Forschungsinteressen haben ihren Schwerpunkt in Begegnungen zwischen deleuzianischer Semiotik des Bildes, choreographischen Denkweisen und Politik. Seit 2013 lehrt sie Kurse in Performancetheorie und Kunstgeschichte an der ALBA (Académie Libanaise des Beaux-Arts), der LAU (Libanesisch-Amerikanische Universität) und der USJ (Université Saint-Joseph). Zudem produziert und beteiligt sie sich punktuell an Performanceprojekten wie Someday (Hamdan, BIPOD, Beirut, 2012) und Retrospective (Xavier le Roy, Beirut Art Center, 2016). 2022 absolvierte sie eine Residenz an der Camargo Foundation (Cassis, Frankreich). 2023 wird sie ein Residenzstipendium an der Akademie Schloss Solitude (Stuttgart, Deutschland) antreten.

Out of Sync
An invitation to reflect on the current state of the acting body

Das Tempo, mit dem derzeit im Libanon gewalttätige politische Ereignisse stattfinden, ist zu hoch, als dass Körper nicht von einer Verzögerung erfasst würden, erstarrt oder einige ihrer Teile verlangsamend, desorientiert und unentschlossen, wie sie zur Ruhe kommen oder wo sie zu denken anfangen sollen. Gleichzeitig erzwingt der systemische Zerfall aller staatlichen Infrastrukturen, der in den Vordergrund einsickert und alle elementaren Tätigkeiten des Lebens verkompliziert, eine fieberhafte Aufregung und forciert Erschöpfung als normalisierten Daseinszustand. Gefangen in einem Paroxysmus, zwischen den Ausbrüchen intensiver politischer Gewalt und der langsamen Verschlechterung aller Lebensbedingungen, ist der Körper gleichzeitig erstarrt und hektisch, verzögert und in Aufruhr, im Zusammenbruch und gleichzeitig kurz vor einer Explosion.

Der Körper ist aus dem Takt, erlebt paradoxe Geschwindigkeiten, etwa im Vordergrund des zeitlupenhaften Einsturzes der Silos, etwa bei den extremen Geschwindigkeiten von Einzelaktionen – eine Frau, die eine Bank überfällt, um ihre Ersparnisse zurückzuerhalten und die Behandlung eines erkrankten Elternteils zu bezahlen. Der aktuelle Zustand des Körpers drückt eine Krise und Mutation des konfessionsgebundenen Regimes und seiner dominanten und nicht-chronologischen Formen von Temporalitäten aus, wie sie in den letzten fünfzehn Jahren vorherrschten. Er deutet auf einen historischen Moment hin, in dem Individuen zunehmend isoliert sind, mit Grenzsituationen oder individuellen Dringlichkeits- und Verspätungszuständen konfrontiert, etwa wenn jemand vor der Dringlichkeit steht, einen erkrankten Elternteil zu behandeln, während seine oder ihre Ersparnisse auf unabsehbare Zeit auf der Bank feststecken, etwa wenn es für einen Studenten wegen eines nicht erneuerten Reisepasses zu spät ist, an einem Studienprogramm teilzunehmen, auf das er sich termingerecht vorbereitet hat.

In einer solchen Situation, in der die Zeit chaotisiert, beschleunigt und verlangsamt, an ihre Grenzen gebracht wird, neigen Körper dazu, in ihren eigenen einzigartigen Geschwindigkeiten, ihren eigenen zerrissenen Temporalitäten Schutz zu suchen und diese zu multiplizieren. Das alles kann sich potentiell hin zu neuen Systemen von Vision und Handeln öffnen, zu tatsächlichen Halluzinationszuständen und extremen Formen von Heldentaten, zu langsamen Traumvisionen oder zum Glanz eines im Alleingang ausgeführten Akts der Gerechtigkeit.

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